Ausblick Wall Street Zahlen, Zahlen, Zahlen und ein bisschen Krise

Die Börsen Europas werden nach Ansicht von Analysten auch in der Osterwoche im Bann der Ukraine-Krise stehen. Die Bilanzsaison in den USA und Europa könnte aber vereinzelt von den geopolitischen Risiken ablenken.

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Die Wall Street in New York: Zahlenreigen in der Osterwoche. Quelle: dapd

Frankfurt Für den Dax sind die Prognosen durchwachsen. NordLB-Analyst Tobias Basse sieht für den deutschen Leitindex weiter Luft nach oben - wäre da nicht die Unsicherheit über die Entwicklung in der Ukraine. "Mit dieser Krise im Rücken überwiegen am Aktienmarkt vorerst die Moll-Töne", sagte Basse.

Hintergrund ist die Angst vor Wirtschaftssanktionen gegen Russland, die Börsianern zufolge auch deutschen Unternehmen zu schaffen machten könnten. "Wir sind in der Bundesrepublik nun einmal dichter an Russland dran als andere", sagte Basse. In der Karwoche legte der Dax mit einem Anstieg von einem Prozent daher schwächer zu als andere Indizes. In New York kletterte der S&P-500 um 2,7 Prozent. Bei einem Außenminister-Treffen am Donnerstag in Genf hatte sich Russland mit der Ukraine, den USA und der EU überraschend auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt. Doch die pro-russischen Separatisten in der Ostukraine zeigten sich davon zunächst unbeeindruckt.

Autoindustrie im Fokus

Die Osterwoche ist - wie schon die Karwoche - an vielen Börsenplätzen verkürzt: Am Ostermontag wird weder in Deutschland noch in Großbritannien noch in der Schweiz gehandelt. Somit können viele Anleger erst am Dienstag auf die Ereignisse von Ostern reagieren. Die US-Börsen, die Ostermontag schon wieder geöffnet haben, dürften dabei den Ton angeben. Die Entwicklung an der Wall Street hängt stark von den Zwischenberichten ab, die die Unternehmen vorlegen werden. "Wenn wir eine Reihe von Ergebnissen bekommen, die deutlich unter den Erwartungen liegen, könnte das den Markt lähmen", sagte Andre Bakhos von Janlyn Capital.

Das Hauptaugenmerk vieler deutscher Investoren dürfte nach den Feiertagen der Autoindustrie gelten. Zum einen beginnt am Ostersonntag in Peking die chinesische Automesse, die für Volkswagen, BMW und Daimler immer mehr an Bedeutung gewinnt. Zum anderen lassen sich im Wochenverlauf die Konkurrenten General Motors (GM), Renault (beide Donnerstag) und Peugeot (Freitag) in die Bücher schauen.

Auch der Autozulieferer Michelin legt seinen Quartalsbericht vor. Sein deutscher Rivale Continental hat für Freitag zur Hauptversammlung eingeladen. Conti droht nun auch Ärger im Zusammenhang mit dem Rückruf-Skandal bei GM.


US-Größen legen Zahlen vor

Zudem werden einige für die Gesamtwirtschaft bedeutende Bilanzdaten erwartet. So veröffentlicht McDonald's (Dienstag) seine Zahlen. Sie könnten Aufschluss darüber geben, wie locker den Konsumenten weltweit die Geldbörse in der Tasche sitzt. In Amsterdam legt Siemens -Konkurrent Philips (Dienstag) seinen Zwischenbericht vor.

Daneben stehen die Bilanzen von Technologie-Schwergewichten wie Apple, Facebook (Mittwoch) und Amazon (Donnerstag) auf den Terminkalendern. Linde -Aktionäre richten ihr Augenmerk auf den Geschäftsbericht des französischen Rivalen Air Liquide (Donnerstag).

Mit großem Interesse werden sich die Anleger auch den Ifo-Geschäftsklima-Index (Donnerstag) für Deutschland anschauen. Commerzbank-Analyst Ralph Solveen rechnet für April mit einem Rückgang. Als Grund nannte er neben der Ukraine-Krise die chinesische Konjunktur. In der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft schwächte sich das Wachstum zuletzt ab.

Euro ist überraschend robust

Auch der Devisenmarkt bleibt laut NordLB-Experte Basse im Blick der Anleger. Der Euro hat sich bislang trotz des Ost-West-Konflikts um die Ukraine mit Kursen über 1,38 Dollar erstaunlich robust gezeigt - zu robust für die Wirtschaft einiger Euro-Länder, wie viele Börsianer fürchten.

"Daher nimmt der Druck auf die EZB zu", sagte Basse. Die Währungshüter könnten auch zum sogenannten "Quantitative Easing" - also massive Anleihekäufe nach dem Vorbild der US-Notenbank - greifen, um einen konjunkturschädlichen Preisrückgang auf breiter Front (Deflation) zu verhindern.

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