Ausstiegsschwierigkeiten Skandinavische Devisen werden zur Falle

Angelockt von niedrigen Zinsen stecken Devisen-Händler in Skandinavien fest. Sie stellen fest, dass sie bei steigender Volatilität mit ähnlichen Ausstiegsschwierigkeiten zu kämpfen haben wie bei Schwellenland-Devisen.

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Norwegische Banknoten. Skandinavischen Währungen werden immer öfter zur Sackgasse für Händler. Quelle: Reuters

Die norwegische Krone ist der größte Verlierer unter 31 von Bloomberg abgebildeten Währungen seit dem 18. Juni - dem Tag vor der Ankündigung der Federal Reserve, ihr Bondkaufprogramm unter Umständen noch in diesem Jahr zu reduzieren. Die norwegische Landeswährung verlor bis zum Mittwoch 5,8 Prozent zum Dollar und 3,2 Prozent zum Euro. Den zweitgrößten Rückgang verzeichnete die schwedische Krone. Die Verluste der beiden Währungen übertrafen die des polnischen Zloty und der indischen Rupie.

Die beiden skandinavischen Devisen zählen zu den drei am wenigsten gehandelten der G10-Länder, wie aus der jüngsten dreijährlichen Umfrage der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hervorgeht. Während die Ankündigung der Fed zu Turbulenzen an den Märkten führte, war es Händlern deswegen schwer möglich, die Kronen zu verkaufen. Viele der Händler hatten das höhere Risiko auf sich genommen und sich in schwerer handelbare Währungen vorgewagt, nachdem die Zentralbanken durch ihre Konjunkturmaßnahmen die Volatilität gedämpft hatten.

"Bei Devisen mit einer relativ geringen Liquidität wie den skandinavischen Währungen kommt es zu solch starken Bewegungen, wenn alle Investoren durch den gleichen Ausgang fliehen wollen", sagte Thomas Kressin, Leiter europäischer Devisenhandel bei Pacific Investment Management Co. (Pimco) in München, am 24. Juni im Telefoninterview mit Bloomberg.

Die Talfahrt bei den beiden Währungen wurde Kressin zufolge voraussichtlich noch dadurch verstärkt, dass Händler, die ihre Kronen-Käufe mit Krediten finanziert hatten, zum Verkauf gezwungen waren, um Nachschussforderungen (Margin Calls) nachzukommen.


Fundamental solide Währungen

Auf die beiden skandinavischen Devisen entfallen lediglich 3,5 Prozent des täglichen Devisenhandels, erklärte die BIZ mit Blick auf das mittlere Handelsvolumen der drei Jahre bis Ende 2010. Insgesamt hat der Markt ein Volumen von vier Billionen Dollar pro Tag.

"Die Liquidität der skandinavischen Devisen ist sehr gering", schrieb Lee Oliver, Direktor bei Citigroup in London, in dem Kundenbericht FXWire des weltweit zweitgrößten Devisenhändlers.

Die norwegische Krone war am 24. Juni zum Dollar auf 6,1737 Kronen, den niedrigsten Stand seit Dezember 2010, und zum Euro auf ein Zweieinhalb-Jahres-Tief bei 8,0819 Kronen gefallen. Die schwedische Krone sank auf ein Sieben-Monats-Tief bei 6,8018 je Dollar und ein Zwölf-Monats-Tief von 8,8990 je Euro.

Beide Währungen haben einen Teil ihrer Verluste mittlerweile wieder aufgeholt. Von Bloomberg befragte Analysten gehen im Median davon aus, dass die schwedische Devise das Jahr bei 6,69 je Dollar und 8,46 je Euro abschließen wird. Für die norwegische Krone sehen sie einen Jahresschlussstand von 5,92 je Dollar beziehungsweise 7,45 je Euro voraus.

“Wir haben es hier mit fundamental soliden Währungen zu tun”, sagt Kressin von Pimco. “Sobald diese Positionen bereinigt sind, haben Investoren die Gelegenheit, diese Devisen zu wirklich attraktiven Bewertungen zu kaufen. Für Langzeitinvestoren ist das eine großartige Gelegenheit.”

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