Batterien und Akkus werden immer kleiner: In Smartphones beispielsweise stecken heute Energiespeicher, die früher ein Vielfaches an Platz benötigt hätten. Batterien werden aber auch immer voluminöser: Die derzeit größte findet sich in einer mehr als fußballfeldgroßen Industriehalle in der chinesischen Provinz Hebei, südwestlich von Peking.
Gebaut hat den größten stationären Speicher der Welt der Elektroautohersteller BYD in Zusammenarbeit mit der State Grid Corporation. Seit 2012 nutzt das chinesische Energieunternehmen als Netzbetreiber die Kapazität von 36 Megawattstunden, um Sonnenenergie aus einem Solarpark zwischenzuspeichern.
Versorgungslücken von Wind- und Sonnenenergie sollen sich mit Batterien überbrücken lassen, wenn einmal Flaute herrscht oder Wolken den Himmel verhängen – ob mit Megawatt-Ungetümen oder im kleinen Stil für private Solaranlagen.
Akzeptanz der Elektroautos ist gestiegen
Im großen Stil versuchen zunehmend Automobilkonzerne, mit Batterien ihre neuen Elektroautos anzutreiben.
So erwartet Thomas Weber, Entwicklungschef bei Mercedes, dass insbesondere in der Kompaktklasse "die Elektromobilität eine tragende Rolle spielen" wird (WirtschaftsWoche 42/2013). Dank staatlicher Kaufprämien, Steuererleichterungen und anderen Privilegien ist die Akzeptanz der Stromer bei den Autokäufern in einigen Ländern Europas, Asiens und auch in den USA inzwischen deutlich gestiegen. So wurden im September in Norwegen bereits mehr Exemplare des Tesla Model S neu zugelassen als vom bisherigen Bestseller VW Golf. In Deutschland zündet die Elektromobilität hingegen noch nicht so richtig – bis Ende Januar waren hierzulande nur rund 7100 Elektroautos zugelassen. Hohe Fahrzeugkosten, bescheidene Reichweiten der Fahrzeuge und die Weigerung Berlins, den Kauf derartiger Fahrzeuge zu fördern, erschweren die Verbreitung der E-Mobile. Immerhin wächst das Angebot mit dem BMW i3 und dem VW e-Up. Und das große Ziel bleibt bestehen: Bis 2020 soll eine Million Autos mit reinem Elektroantrieb oder mit einer Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor zugelassen sein und Deutschland zum Leitanbieter für Techniken der Elektromobilität werden.
Das Auto der Zukunft fährt elektrisch
Auch wenn die hehren Ziele nicht erreicht werden sollten – dass das Auto der Zukunft elektrisch fährt, steht inzwischen kaum mehr infrage. Für die gesamte Fahrzeugindustrie hat dies weitreichende Folgen: Zuliefererstrukturen ändern sich, neue Anbieter treten auf den Plan. Vor allem Hersteller von Hochleistungsbatterien erwarten glänzende Geschäfte, von denen auch Anleger profitieren können. "Wir sehen einen starken Wachstumssektor, der 2015 bis 2017 abheben wird", sagt Steve Minnihan, Energieanalyst von Lux Research in New York.
Anleger, die in diesem Sektor investieren wollen, brauchen allerdings Mut und einen langen Atem. Denn: "Es kann sein, dass wir noch eine lange Einführungsphase der Technologien durchmachen müssen", sagt JinMing Liu von Ardour Capital in New York. Der Erfolg hänge davon ab, "inwieweit die Regierungen Speicherobjekte unterstützen werden, wie sich die Elektroautobranche entwickelt und wie groß der Einfluss der Produzenten aus Asien wird".
Anleger setzen auf den Staat
Bis 2030 könnten die Batteriehersteller nach einer Schätzung der Boston Consulting Group (BCG) weltweit fast 300 Milliarden Euro mit dem Verkauf von Energiespeichern umsetzen. "Rund ein Drittel davon wird bis 2020 realisiert werden, sodass sich in den nächsten Jahren deutlich zweistellige Wachstumsraten auf die heute noch recht kleine absolute Basis ergeben", sagt Holger Rubel, BCG-Energieexperte in Frankfurt.
Anleger setzen auch – ähnlich wie einst bei Solar – auf den starken Staat. In China etwa erfahren die Hersteller erheblich politische Unterstützung, denn die Stromspeicher sollen den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützen. Im September entschloss sich die chinesische Regierung auch, wie schon in den vergangenen Jahren, den Kauf von Elektroautos für Privatkunden weiterhin zu subventionieren.
Ingenieure errichten riesige Batterien
Und Wachstum verspricht nicht nur die Elektromobilität, sondern auch der Einsatz von Batterien zur stationären Speicherung von Strom. In den USA legte die kalifornische Regierung in diesem Jahr fest, bis 2020 gut 1,3 Gigawatt an Speicherkapazität zu schaffen – auf die bei einem Blackout zugegriffen werden könnte. Das entspricht etwa der Nennleistung eines Kernkraftwerks.
Im texanischen Notrees errichteten Ingenieure dafür – ähnlich wie in China – schon einen riesigen stationären Batteriespeicher für eine Windkraftanlage. "In Deutschland macht es ökonomisch nur in netzfernen Gebieten Sinn, so große Anlagen zu bauen, die längerfristig speichern können – sonst wird es unwirtschaftlich", sagt Otmar Frey, Geschäftsführer des Batterieverbands im Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie. Seit Mai dieses Jahres fördert die staatliche Frankfurter KfW in Deutschland aber bereits Speicher für Strom, den Solaranlagen auf dem heimischen Dach generieren. "Die Speicher sind schon effizient einsetzbar", sagt Frey. "Sie eignen sich, um Energieschwankungen aufzufangen, aber nicht, um langfristig Energie zu speichern."
Deutsche Hersteller sind nicht an der Börse
Der chinesische E-Autohersteller BYD, der eigene Batterien fertigt und als größter Produzent auf dem chinesischen Markt gilt, bietet hingegen eine Investmentchance. Berkshire Hathaway, die Holding von Investorenlegende Warren Buffett, hält über ihre Tochter Mid-American zehn Prozent an BYD. Mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 79 für 2013 ist die Aktie aber sehr teuer.
Das Risiko: Auch die BYD-Akkus scheinen noch nicht ausgereift zu sein. In Hongkong geriet kürzlich ein Ladekabel in Brand, als ein Elektroauto zum Laden an der Steckdose hing. Nach solchen Unfällen fallen naturgemäß die Kurse, nicht nur bei BYD. Anfang Oktober zog der kalifornische Top-E-Autohersteller Tesla den Sektor nach unten, nachdem ein Fahrzeug plötzlich Feuer gefangen hatte. Wie sich später herausstellte, war ein Eisenteil in die Batterie eingeschlagen.
Probleme für Yuasa
Auch der japanische Anbieter GS Yuasa kam Anfang des Jahres in Erklärungsnot, nachdem an Bord von Boeings neuem Dreamliner die Lithium-Ionen-Batterien zu schmoren angefangen hatten. Mit den Batterien wird das Stromnetz des Fliegers betrieben. Im Frühjahr loderte dann erneut eine Yuasa-Batterie, diesmal während eines Autotests auf dem Gelände des Geschäftspartners Mitsubishi. Der Kurs des japanischen Batterieherstellers rutschte daraufhin um 17 Prozent ab. Wer sich davon nicht schrecken lässt – derartige Kurseinbrüche sind gute Kaufgelegenheiten. GS Yuasa hat seit den Zwischenfällen an der Frankfurter Börse wieder kräftig angezogen, der Kurs stieg seit dem Crash von 3,12 auf 4,58 Euro. Und das BYD-Papier notiert aktuell auf einem Zwölf-Monats-Hoch.
Eine konservative Alternative zu den recht teuer bewerteten asiatischen Aktien ist das Papier des US-Herstellers Enersys, das nur den geschätzt 18-fachen Jahresgewinn kostet (siehe Tabelle Seite 102). Das Unternehmen ist Weltmarktführer für klassische Bleibatterien für Industrieanwendungen, entwickelt aber auch Lithium-Ionen-Akkus. Im letzten Geschäftsjahr per 31. März konnte Enersys den Nettogewinn um 16 Prozent steigern, obwohl der Umsatz bei 2,3 Milliarden Dollar stagnierte.
Für jeden ist etwas dabei
Ebenfalls moderat bewertet die Börse den französischen Batterieproduzenten SAFT, der unter anderem den Airbus A350 mit Stromspeichern ausstattet. SAFT hat im französischen Nersac eine Fabrik für Lithium-Ionen-Akkus errichtet, die in Elektromobilen und Autos mit Hybridantrieb zum Einsatz kommen – beliefert werden von hier unter anderem Mercedes, BMW und Skoda. Wegen der Überkapazitäten im Markt stehen die Preise solcher Batterien inzwischen stark unter Druck, was dem Vernehmen nach die Fertigung in Nersac unrentabel macht. Johnson Controls hatte sich deshalb schon 2011 von dem Gemeinschaftsunternehmen verabschiedet.
Richtig was für Zocker ist die Aktie von China Bak Battery. Das Unternehmen frisst, wie viele seiner Konkurrenten, für die Entwicklung der Batterietechnik große Mengen Kapital. Laut letztem Quartalsbericht hat das Unternehmen, dessen Marktwert bei nur 37 Millionen Dollar liegt, "signifikante" kurzfristige Schulden in Höhe von etwa 150 Millionen Dollar.
Sollte eine Umschuldung nicht funktionieren, drohe die Pleite und eine teilweise Verpfändung von Anlagen, so lautete die Risikoeinschätzung des Managements von China Bak schon im Jahresbericht 2012. Außerdem bestehe die Gefahr, dass finanzielle Restriktionen die Entwicklung neuer Produkte aufhalten und den Konzern gegenüber der Konkurrenz weit zurückwerfen könnten. Da die chinesische Regierung ihre Speicherunternehmen aber dem Anschein nach bis auf Weiteres stützt, könnte die China-Bak-Aktie dennoch eine hochspekulative Chance bieten. Seit Mitte Mai hat sich der Kurs aber bereits vervierfacht.
Profit oder Pleite
Ähnlich riskant ist Polypore, ein Hersteller für Mikromembranen, der rund drei Viertel seines Umsatzes im Bereich Energiespeicherung macht. Die Polypore-Membranen werden in Batterien eingebaut, um Kurzschlüsse zu vermeiden. "Polypore ist natürlich ein kleines Unternehmen mit einem sehr spezialisierten Produktionsbereich", sagt Analyst Minnihan, "entweder sie werden wahnsinnig profitieren oder pleitegehen." Im vergangenen Jahr machte Polypore neue Schulden in Höhe von 696 Millionen Dollar, bei einem Umsatz von 717 Millionen Dollar und einem Mittelzufluss aus dem operativen Geschäft von 104 Millionen Dollar. Der muss deutlich steigen, sonst dürfte es für das Unternehmen kaum reichen, dauerhaft Investitionen, Zins und Tilgung zu stemmen.
Die Polypore-Aktien stecken zum Beispiel auch im von Invesco aufgelegten Indexfonds Powershares WilderHill Clean Energy Portfolio ETF (ISIN US73935X5005), der zehn Prozent der Kundengelder in Energiespeicherunternehmen verwaltet. Nach Verlusten von rund drei Vierteln seit 2008 startete der Fonds dieses Jahr eine Aufholjagd mit einem Plus von bis dato rund 25 Prozent.
Wer es ruhiger will nimmt Industrieriesen
Wem solche Auf und Abs zu heiß sind, der investiert lieber in große Industriekonzerne, die nur einen kleinen Teil ihres Geschäfts mit Batterien machen. Der US-Gigant General Electric zum Beispiel erwartet für seinen 2012 geschaffenen Energiespeicherbereich in wenigen Jahren einen Umsatz von einer Milliarde Dollar, was 0,7 Prozent der aktuellen Gesamterlöse ausmachen würde.
Die asiatischen Elektronikriesen wie Samsung, Panasonic und Sony machen Teile ihres Geschäfts mit Lithium-Ionen-Batterien. Der kalifornische Elektroautohersteller Tesla setzt für seine Modelle auf Batteriezellen von Panasonic und verhandelt aktuell mit Samsung SDI über neue Zulieferverträge. Samsung stellt die Batterien für den BMW i3 her. Der Umsatz von Panasonic im Automobilsegment stieg im Geschäftsjahr 2013 um 20 Prozent und macht bereits ein Zehntel des Konzernumsatzes aus.
Grundsätzlich verhalten sich Samsung und Panasonic noch vorsichtig. "Wenn sie sehen, dass die Bedingungen stimmen, werden auch die Elektronikriesen das Segment pushen und davon profitieren", sagt Speicherexperte Minnihan.