Börse Inside Baby-Boomer haben bei US-Aktien das Sagen

Junge Menschen und Börse – das geht selten zusammen. Das bestätigt auch eine Analyse der Bank of America, nach der vor allem ältere Anleger an den US-Börsen den Ton angeben. Davon profitieren vor allem Pharma-Aktien.

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Die Polizei muss junge Menschen vor dem Sturm auf die Wall Street eigentlich gar nicht hindern. Viele überlassen auch ohne Gegenwehr das Feld den älteren Anlegern. Quelle: dpa

Die Schar junger Erwachsender, die als Generation Y oder Millennials bekannt ist, verhält sich auf eine Art und Weise, die den im vergangenen Jahrtausend herangewachsenen Menschen äußerst mysteriös vorkommt.

Warum zum Beispiel weigern sie sich, Golf zu spielen? Und warum ziehen sie sich wie die Kleine Meerjungfrau an und tanzen im Zeitlupentempo auf Konzerten ohne anwesende Musiker? Und noch wichtiger: warum benutzen sie ihre Smartphones, um die älteren Generationen heimlich aufzunehmen und dann später in sozialen Netzwerken zu verspotten?

So verblüffend die Generation Y auch erscheint: wer ihren wechselhaften Modus Operandi nach Investmentideen auslotet, der vergeudet seine Zeit. Denn es sind weiterhin die Baby-Boomer – also die in Zeiten hoher Geburtenraten nach dem Zweiten Weltkrieg geborenen Menschen – die am US-Aktienmarkt das Steuer in der Hand haben, meinen Strategen von Bank of America um Savita Subramanian in New York.

Deutlich wird dies, wenn man sich die in diesem Jahr führenden Sektoren an der Börse anschaut: Aktien aus dem Gesundheitssektor haben mehr als 16 Prozent zugelegt und damit den höchsten Anstieg unter den zehn Branchengruppen im breiten Standard & Poor's 500 Index verzeichnet. Unternehmen aus dem Bereich der zyklischen Konsumgüter kommen dagegen kaum auf ein Prozent Zuwachs, was die schlechteste Entwicklung darstellt.

Dieser Trend wird Subramanian und ihren Kollegen zufolge wahrscheinlich nicht nachlassen. „Die Menschen geben tendenziell weniger aus, wenn sie älter werden“, erklären die Analysten. „Und das Ausgabeverhalten verlagert sich von Gütern wie Autos und Kleidung sowie von Bildung und Kinderbetreuung auf Medikamente und Gesundheitswesen.“

Aktien aus dem Gesundheitssektor machen fast 14 Prozent des S&P 500 aus. Sie sind damit die drittgrößte Gruppe – vor den zyklischen Konsumgüter-Unternehmen mit weniger als 12 Prozent. Vor 20 Jahren hatte sich das Indexgewicht der Gesundheitstitel nur auf neun Prozent belaufen, verglichen mit 15 Prozent für die damals größte Indexbranche, die zyklischen Konsumgüter mit 15 Prozent, wie Daten von Bloomberg zeigen.


Steigende Leitzinsen könnten Konsumgüterbranche hart treffen

Auch wenn die Entwicklung der Gesundheits-Aktien und ihre Gewichtung in den Portfolios zeigen, dass die Fondsmanager dem Trend auf der Spur sind, bleiben die Bewertungen attraktiv, erklärt Subramanian. Aus diesem Grund, und wegen der steigenden Nachfrage nach Medikamenten sowie starker Dividenden, empfiehlt Bank of America Pharma-Aktien zum Kauf.

Unternehmen aus den Bereichen Pharma, Biotechnologie und Biowissenschaften werden im S&P 500 etwa zum 17,8-fachen der im Laufe der nächsten zwölf Monate zu erwartenden Gewinne gehandelt. Ihre Dividenden dürften die Firmen aus diesen Sektoren Prognosen zufolge in den nächsten drei Jahren um 6,2 Prozent anheben.

Auf der anderen Seite steht die Konsumgüterbranche laut Subramanian sowohl vor kurzfristigen als auch langfristigen Herausforderungen. Erstens entwickeln sich diese Aktien nicht so gut in Zeiten steigender Leitzinsen, auf die sich alle in den USA im kommenden Jahr gefasst machen. Zweitens werden die alternden Baby-Boomer im Laufe der Jahre immer weniger für Konsumgüter ausgeben – abgesehen von ein paar ausgewählten Bereichen wie Kreuzfahrten, Anti-Aging-Kosmetika, Drogerie- und Heimwerkerprodukte, heißt es in der Analyse.

Unter dem Strich sollte das für den US-Aktienmarkt positiv sein, meint Subramanian. Da die Baby-Boomer eine längere Lebensdauer finanzieren müssen, dürften die einzelnen Personen und die Pensionsfonds einen größeren Teil ihrer Anlagen in den S&P 500 stecken – schließlich biete der Aktienindex eine „optimale Kombination aus Kapitalzuwachs, wettbewerbsfähigem Einkommen und Schutz vor Inflation“.

Und das ist eine gute Sache – denn viele werden in ihrem Keller wohl ein Plätzchen für ihre Millennial-Kinder und -Enkelkinder herrichten müssen.

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