Börsen in Asien Zypern-Krise verschreckt Anleger in Fernost

Das Scheitern des EU-Rettungsplans für Zypern hat an den meisten asiatischen Aktienmärkten am Mittwoch für Verunsicherung gesorgt. Die Verluste hielten sich allerdings in Grenzen, da Investoren mit einer Lösung in letzter Minute rechneten.

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huGO-BildID: 9887514 A Japanese man is reflected in a stock market indicator board, in Tokyo, Japan, 22 January 2008. Tokyo stocks lost 587.63 points, or 4.41 per cent in the morning session falling below the 13,000 line for the first time since October 2005. EPA/FRANCK ROBICHON +++(c) dpa - Bildfunk+++ Quelle: dpa

Sydney Die wichtigste Leitbörse der Region, Tokio, hatte wegen eines Feiertages geschlossen. Noch sei es relativ ruhig, aber die Risiken blieben bestehen, sagte RBC-Expertin Sue Trinh in Hongkong. "Die Regierung muss sich nun um 'Last-Minute-Optionen' bemühen und es bleibt unsicher, wie sie das genau machen will."

Zyperns Parlament hatte am Tag zuvor die umstrittene Zwangsabgabe für Bankkunden abgelehnt, die Voraussetzung für Hilfen der EU und des Internationalen Währungsfonds in Höhe von zehn Milliarden Euro war. Der Inselrepublik droht nun die Staatspleite. Für gewisse Erleichterung sorgte die Europäische Zentralbank, die den Kreditinstituten des Landes die notwendige Liquidität dennoch im Rahmen der bestehenden Regeln zur Verfügung stellen will. Die zyprischen Banken bleiben noch mindestens bis einschließlich Mittwoch geschlossen. Danach befürchtet die Notenbank einen Ansturm auf die Schalter.

Zyperns Finanzminister Michael Sarris wirbt in Moskau für Unterstützung. Weil viele Russen ihr Geld in Zypern angelegt haben, hofft Zypern auf russische Hilfe. Der konservative Präsident Nikos Anastasiades will am Mittwochmorgen mit den Parteichefs über das weitere Vorgehen beraten.

Der MSCI-Index für die asiatischen Länder außerhalb Japans erholte sich wieder, nachdem er im Handelsverlauf zunächst auf ein neues Jahrestief gefallen war und lag nur noch leicht im Minus. Zu den größten Verlierern gehörte der südkoreanische KOSPI, der rund ein Prozent nachgab. Händler nannten zur Begründung die Erwartung einer weiteren Schwächung des Yen durch den neuen japanischen Notenbankchef. Dies würde südkoreanische Exporteure belasten. Samsung -Aktien verloren erneut ein Prozent. Nach der Vorstellung seines neuen Smartphones am Donnerstag hatten die Papiere bereits fünf Prozent eingebüßt.

Gegen den Trend stieg der Hang-Seng-Index in Hongkong zur Überraschung vieler Experten rund ein Prozent, in Shanghai verbuchte der Leitindex sogar ein Plus von 2,6 Prozent. Analysten hatten zunächst erwartet, dass die Kurse wegen der anhaltenden Unsicherheit über die Rettung Zyperns erneut nachgeben. In China legten vor allem Banktitel nach Berichten über eine Lockerung von Kapitalregeln zu. Zudem zeigten sich Anleger erleichtert über eine Präzisierung der vor kurzem angekündigten Maßnahmen, um eine Überhitzung am Immobilienmarkt zu vermeiden.

Auch der Euro hat seine Talfahrt zum Dollar trotz der zugespitzten Lage in Zypern vorerst beendet. Die europäische Einheitswährung notierte am Mittwoch in Fernost mit 1,2903 Dollar stabil. "Die Europäer sind schon so oft mit Last-Minute-Lösungen gekommen, und das ist auch der Grund, warum es hier jetzt nicht aggressiv weiter bergab geht", sagte Callum Henderson von Standard Chartered in Singapur. "Aber je länger Europa mit einem Plan B auf sich warten lässt, desto größer wird das Risiko eines drastischen Euro-Kursrutsches."

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