BP Energy Outlook Kein Ende des Ölzeitalters in Sicht

Der Energieriese BP hat seinen aktuellen „Energy Outlook“ vorgestellt. Die Experten rechnen mit einem weiter steigenden Bedarf an Energie.

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London Vor fast 50 Jahren hatte der Club of Rome seinen Gruselbuch „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht, in dem die Expertengruppe warnte, dass die Weltölförderung nicht mehr lange aufrecht erhalten werden könnte und dass die globale Wirtschaft deshalb vor dem Zusammenbruch stehe. Bei BP müssten derartige Prognosen besonders schlecht ankommen – aber in dem schicken Hauptquartier des Energiekonzerns in London ist von Endzeitstimmung nichts zu spüren.

Energie sei „in großer Menge“ vorhanden, heißt es in der aktuellen, viel beachteten Analyse des britischen Energiekonzerns, die dessen Chef Bob Dudley an diesem Dienstag vorgestellt hat. Auch Öl werde es ausreichend geben – sogar mehr als bisher. 

Eine Einschätzung, die von der Internationalen Energieagentur (IEA) geteilt wird: Auch in Paris sieht man keine Ölknappheit voraus, im Gegenteil. Liegt die IEA mit ihrer Prognose richtig, wird die Welt mit Öl überversorgt. Die IEA erwarten zwar, dass die Ölnachfrage in diesem Jahr um 1,4 Millionen Barrel pro Tag steigt, gleichzeitig werde aber die Produktion aus Nicht-Opec-Ländern, nicht zuletzt den USA, um 1,7 Millionen Barrel steigen.

Auf lange Sicht wird die Welt aber ohnehin immer weniger von dem schwarzen Rohstoff abhängig sein, meinen die BP-Experten, auch wenn der Bedarf an Energie insgesamt wegen der zunehmenden Industrialisierung und der erhöhten Nachfrage in schnell wachsenden Schwellenländern steigen werde.  

Bis zum Jahre 2040 werde der weltweite Energieverbrauch – getrieben vor allem durch die steigende Nachfrage in China und Indien – um ein Drittel zulegen. Gewonnen werde die Energie zu zwei Dritteln aus Öl und Gas und zu einem Drittel aus erneuerbaren Energiequellen. „Da wir weltweit lernen, mit weniger Energieeinsatz mehr zu erreichen, wird die Energienachfrage in Zukunft durch einen Energiemix befriedigt werden, dessen Zusammenstellung dann so vielfältig wie nie zuvor gewesen ist“, meint BP-Chefökonom Spencer Dale, der die alljährlich veröffentlichte Studie verfasst. 

Besonders stürmisches Wachstum erwarten die Experten von BP bei dem Angebot erneuerbarer Energien wie Solar und Windenergie: Hier prognostiziert BP Wachstumsraten von über 400 Prozent. Die Energien würden wettbewerbsfähiger, und auch hier sieht man vor allem China und Indien als treibende Kräfte. Der Anteil dieser Energiequellen am Energiemix der Zukunft werde sich verfünffachen und letztlich circa 14 Prozent der Primärenergie ausmachen.

Das ist eine Prognose, die Umweltschützer freuen dürfte. Dabei steht BP erneuerbaren Energien sogar zu kritisch gegenüber, meinen die Experten von Think Tank Oil Change International. BP unterschätze das Potenzial klimafreundlicher Technologien wie erneuerbarer Energien und alternativer Antriebe und zeichne stattdessen das Bild einer Zukunft, in der noch jahrzehntelang fossile Energien dominieren.

Und für Umweltfreunde hat BP auch noch eine schlechte Nachricht. Im „Energy Outlook“ wird davor gewarnt,  dass die CO2-Emissionen weiter steigen dürften. So stark, dass man möglicherweise die im Klimaabkommen von Paris ausgemachte Ziele nicht erreichen werde. „Wir müssen uns konsequent von den Verhaltensmustern der Vergangenheit trennen und einen neuen Weg einschlagen“, forderte Dudley deswegen. 

Sogar Energiekonzerne wie BP stellen sich zunehmend auf die neuen Energiequellen ein und investieren in Projekte aus der Solar- und Windenergie. Allerdings nicht mit voller Kraft. BP hat sich vorgenommen, rund 500 Millionen Dollar pro Jahr in Projekte aus dem Bereich der Erneuerbaren Energie zu investieren, was allerdings nur ein Bruchteil des gesamten Budgets von über 13 Milliarden Dollar ist. „Wir müssen zunächst unsere Bilanz in Ordnung bringen“, sagt Dudley.

Die ganze Branche war wegen des stark gefallenen Ölpreises in den vergangenen Jahren stark unter Druck geraten und hatte einen strikten Sparkurs verfolgen müssen. Zudem hatte BP hohe Kosten wegen der Ölkatastrophe um die Bohrinsel Deepwater Horizon: Mittlerweile beträgt die Rechnung, die BP für die Folgen der Explosion 2010 im Golf von Mexiko zu begleichen hatte, über 65 Milliarden Dollar. Die Explosion auf der Ölplattform hatte elf Menschenleben gefordert und zu der größten Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA geführt.

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