Chartgalerie Tech-Aktien im Check
Zwei E-Commerce-Papiere und vier Börsenneulinge der letzten Jahre im Check. Wie sie finanziell aufgestellt sind, welche Chancen Anleger haben.
Demandware: Erst wachsen, dann gewinnen
ISIN: US24802Y1055
Kurs/Stoppkurs: 60,16/47,60 Dollar
Börsenwert: 2,12 Milliarden Dollar
Umsatzwachstum 2010–2014: 377 Prozent
KGV: Verlust, keine Dividende
Demandware ist der zweite Anlauf von Intershop-Gründer Stephan Schambach. Das Unternehmen bietet Software an, die Kunden über die Cloud mieten, um Online-Shops zu betreiben.
Demandware kassiert einen Anteil der Erlöse, die Kunden mithilfe der Software in ihren Online-Shops generieren. Die Aktie profitierte von der Cloud-Euphorie und hat sich seit US-Börsenstart 2012 fast vervierfacht. Zu den Kunden gehören Adidas, L’Oréal und Panasonic. 184 Unternehmen nutzten im dritten Quartal 2013 die Software – ein Drittel mehr als im Vorjahr. Der Umsatz stieg um 31 Prozent, das lieben die US-Investoren. Bei den Gewinnen drücken sie ein Auge zu: Denn in den ersten neun Monaten 2013 verdoppelte das Unternehmen seinen Nettoverlust auf 22,7 Millionen US-Dollar. Grund: Investitionen in den globalen Ausbau des Geschäfts. Erst wachsen, dann verdienen: Diese Logik, in den USA von Amazon bis Twitter verbreitet, teilt auch Schambach. Deutsche Investoren sind da skeptisch.
Quelle: Bloomberg, FactSet; Stand: Dezember 2013
Intershop: Trotz Ebay im Tal der Tränen
ISIN: DE000A0EPUH1
Kurs/Stoppkurs: 1,48/1,33 Euro
Börsenwert: 45 Millionen Euro
Dividendenrendite: 0,0 Prozent
KGV 2013/2014: Verlust/246,7
Intershop-Gründer Stephan Schambach ist rechtzeitig ausgestiegen. Intershop, Börsenneuling aus 1999, einst über elf Milliarden Euro wert, ist auf überschaubare 45 Millionen zusammengeschrumpft. Aktuell wächst man nur bescheiden. Bis Ende 2014 dürften nach nur zwei Prozent in 2013 höchstens vier bis fünf Prozent Umsatzplus drin sein, auf dann rund 55 Millionen Euro.
Und Intershop schreibt rote Zahlen – schon fast ein Dauerzustand: Wenn im Herbst die Blätter fallen, dann kommt aus Jena eine Gewinnwarnung. Das Problem: Intershop verkauft Standardsoftwarepakete, mit deren Hilfe Händler ihre Online-Shops einrichten. Immer mehr Kunden mieten aber lieber Software aus der Cloud. Mit Cloud-Produkten, mehr Beratungsleistung und Angeboten, die Online-Shops von Kunden zu betreuen, steuert Intershop gegen. Rund 26 Prozent der Aktien hält das US-Softwareunternehmen GSI Commerce, das 2011 von Ebay übernommen wurde. Dass dies Intershop etwas nützt, ist aber nicht zu erkennen. Für Anleger ist erst mal Zurückhaltung angesagt.
Quelle: Bloomberg, FactSet
RIB Software: Aufbau mit Cash
ISIN: DE000A0Z2XN6
Kurs/Stoppkurs: 7,02/5,60 Euro
Börsenwert: 271 Millionen Euro
Dividendenrendite: 1,1 Prozent
KGV 2013/2014: 30,4/29,2
Das 1961 gegründete Unternehmen stellt Software für den Bauprozess her. Die Programme ermöglichen die Planung von Bauprojekten mithilfe von Computer Aided Design (CAD) und berücksichtigen zusätzlich die Faktoren Bauzeit und Kosten. RIB ermöglicht seinen Kunden (Adressen wie Bilfinger oder Strabag, dazu Architekten, Ingenieure) damit eine höhere Marge. Den größten Teil des Umsatzes macht RIB in Deutschland, profitiert also von der lebhaften Bautätigkeit. Die heimische Baubranche rechnet 2014 mit 2,5 Prozent mehr Umsatz.
Der Vertrieb wurde durch Zukäufe gestärkt, eine neue Auftragsvergabeplattform wird zu höheren Umsätzen vor allem im vielversprechenden Cloud-Geschäft führen (Kunden greifen hier via Internet auf RIB-Software zu). RIB ist solide finanziert (78 Prozent Eigenkapital) und hat derzeit mehr als 60 Millionen Euro netto in der Kasse. Weitere Zukäufe sind absehbar. Sie dürften dazu beitragen, dass der Umsatz von 56 Millionen Euro (2013) im neuen Jahr auf über 70 Millionen klettern kann. RIB-Aktien (empfohlen in WirtschaftsWoche 12/2013 zu 4,63 Euro) haben Spielraum mindestens bis zu den 9,25 Euro, zu denen RIB 2011 an die Börse kam. Das bis April 2014 laufende Aktienrückkaufprogramm stützt den Kurs zusätzlich.
Quelle: Bloomberg, FactSet
Osram: Rabatt schon aufgezehrt
ISIN: DE000LED4000
Kurs/Stoppkurs: 41,33/33,60 Euro
Börsenwert: 4326 Millionen Dollar
Dividendenrendite: 1,7 Prozent
KGV 2013/2014: 127,2/20,7
Als Teil von Siemens verschlang Osram Milliarden, für hohe Fixkosten und Investitionen. Das Unternehmen hatte zu lange an Glühbirnen und Halogen festgehalten. Unterschätzt haben die Osram-Manager die Dynamik, mit der der Lichtmarkt auf die neue Technik (LED) umsattelt. Konkurrenten wie Philips setzten früher und radikaler auf LED und drohten Osram abzuhängen.
Asiaten produzieren zudem bis zu 50 Prozent billiger. Osram steuert jetzt kräftig gegen und legt Fertigungslinien für die alte Lichttechnik still, um Kapital frei zu machen für LEDs. Anleger, die früh einstiegen, profitierten davon, dass Osram nicht als Börsengang (IPO), sondern als Spinoff an den Markt kam – der Kurs gewann seither 80 Prozent. Anders als bei IPOs wird der Preis der neuen Aktien bei Spinoffs meist nicht ausgereizt. Dieser Abschlag ist nun aber aufgeholt. Osram muss 2014 die LED-Umsätze erheblich steigern, um seiner Börsenbewertung gerecht zu werden. Bisher kommen die positiven Gewinnüberraschungen noch zu einseitig aus Sparen und Stilllegen (Gewinnmargensteigerung). Aber: Der LED-Siegeszug ist rasant, erstmals seit Jahren könnten 2014 Produktionskapazitäten knapp werden. Osram als weltweiter Nummer zwei und einzigem Pure Play an der Börse würde das sicher nutzen.
Quelle: Bloomberg, FactSet
Lotto24: Kunden kosten
ISIN: DE000LTT0243
Kurs/Stoppkurs: 3,85/3,08 Euro
Börsenwert: 78 Millionen Euro
Dividendenrendite: 0,0 Prozent
KGV 2013/2014: Verlust/Verlust
Lotto24 vermittelt Glücksspiele online. Das Unternehmen schließt dazu im Auftrag seiner Kunden Spielverträge mit Lotterieveranstaltern ab, etwa für Spiel 77, Glücksspirale oder 6aus49. 2012 ging der Lotto-Vermittler als Abspaltung von Tipp24 an die Börse, der Kurs ist seither um knapp 30 Prozent gestiegen.
Den Grundstein für Wachstum hat das Unternehmen gerade gelegt. Netto erlöste Lotto24 aus einer Kapitalerhöhung im September rund 17 Millionen Euro. Das frische Geld soll ins Marketing fließen. Schon im dritten Quartal wurde es ausgeweitet – und Werbung bei Google sowie erstmals auch im TV geschaltet. Lohn: 71.000 neu registrierte und insgesamt jetzt 168.000 Kunden. Doch das Wachstum kostet Geld: Analysten von Warburg taxieren die Kosten für die Akquise auf 30 bis 39 Euro pro Neukunde. Ob die das Geld wieder einspielen, ist unklar. Unter dem Strich steht ein Nettoverlust: 2012 von gut drei Millionen Euro und für die ersten neun Monate 2013 bereits 5,5 Millionen Euro. Ein Warnsignal, noch verbrennt Lotto24 also Geld. Der operative Cash-Flow, der anzeigt, wie viel aus dem laufenden Geschäft in die Kasse kommt, lag in den ersten drei Monaten bei minus 6,3 Millionen Euro.
Quelle: Bloomberg/FactSet
Biofrontera: Damit es nicht mehr juckt
ISIN: DE0006046113
Kurs/Stoppkurs: 3,48/3,16 Euro
Börsenwert: 61 Millionen Euro
Dividendenrendite: 0,0 Prozent
KGV 2013/2014: Verlust/Verlust
Bisher hat nur ein deutsches börsennotiertes Biotech-Unternehmen ein selbst entwickeltes Medikament auf den Markt gebracht: Biofrontera, und zwar die verschreibungspflichtige Hautcreme Ameluz. Das Mittel bekämpft eine Frühform des weißen Hautkrebses, ohne Narben zu hinterlassen. Nach der europäischen Zulassung ist Ameluz in einigen europäischen Ländern auf dem Markt. In der Spitze verspricht sich Unternehmensgründer Hermann Lübbert 250 Millionen Euro Umsatz. Das ist noch ein langer Weg. Nach neun Monaten 2013 verkaufte Biofrontera 15.633 Tuben und erlöste rund 1,9 Millionen Euro.
AWD-Gründer Carsten Maschmeyer stieg 2012 mit 12,5 Prozent bei Biofrontera ein und stockte weiter auf 15,1 Prozent auf. Nachdem im April das japanische Pharmaunternehmen Maruho eine Kapitalerhöhung über 7,5 Millionen Euro komplett zeichnete und seitdem 9,1 Prozent der Anteile kontrolliert, fiel Maschmeyer auf 13,7 Prozent zurück. Am 30. September lagen 4,8 Millionen Euro in der Kasse. Solange die Großaktionäre an die Perspektiven glauben, sollten sich Liquiditätsengpässe bei Biofrontera vermeiden lassen.
Quelle: Bloomberg, FactSet
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