DAB Depot Contest Der SDax als heimlicher Börsenstar

Nebenwerte haben im laufenden Jahr deutlich besser abgeschnitten als Standardwerte. In Zukunft dürften Aktien kleiner und mittelgroßer Unternehmen interessant bleiben, sagen Experten. Anleger dürfte das freuen.

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Der SDax hat in diesem Jahr bislang stärker zugelegt als die 30 Unternehmen im Dax. Quelle: dpa

Köln Seit Monaten eilt der Dax von Rekord zu Rekord. Anfang November überschritt er die Marke von 13.500 Punkten, erst danach folgte ein leichtes Tief. Optimisten gehen davon aus, dass der Leitindex bis Jahresende die Marke von 14.000 Zählern knacken könnte. Seit Jahresbeginn hat das Marktbarometer um rund 17 Prozent zugelegt. Im Windschatten des Dax hat sich allerdings ein anderer Index im laufenden Jahr noch weitaus besser entwickelt: Der SDax, in dem Aktien kleiner deutscher Unternehmen gelistet sind, ist seit Anfang Januar sogar um 26 Prozent gestiegen. Damit hat er seinen großen Bruder deutlich hinter sich gelassen.

Die Rallye des SDax kann erfahrene Anleger nicht verwundern. In Aufwärtsphasen schneiden Nebenwerte häufig besser ab als Standardwerte. Weil sich die Hausse am Aktienmarkt dank guter Konjunkturdaten und steigender Unternehmensgewinne noch einige Zeit fortsetzen dürfte, bleiben Aktien kleiner Unternehmen auch in den kommenden Monaten attraktiv. Wer jetzt noch auf den Zug aufspringen will, sollte allerdings genau hinschauen, raten Anlageexperten.

Der größte Haken an Nebenwerte-Investments: Viele dieser Aktien sind mittlerweile sehr hoch bewertet. „Bei SDax- und MDax-Titeln bieten Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 30 und mehr nicht mehr allzu viel Spielraum für weitere Kurssteigerungen“, sagt Burkhard Wagner, Vorstand von Partners Vermögensmanagement und Teilnehmer am diesjährigen Depot-Contest des Onlinebrokers DAB BNP Paribas. „Bei einer Korrektur der Aktienmärkte dürfte in diesem Segment eine überdurchschnittliche Korrektur stattfinden.“ Die Kurse von Nebenwerten würden dann also deutlich tiefer fallen als die von Standardwerten. Ungewöhnlich wäre das nicht. Im Gegenteil: So überproportional stark die Kurse von Small- und Mid-Caps in Aufwärtsphasen steigen, so heftig geht es für sie meist abwärts, wenn sich die Stimmung am Markt verschlechtert.

Momentan ist zwar keine große Aktienmarktkorrektur in Sicht. Anleger sollten diese Gefahr aber im Hinterkopf behalten – nicht nur unter Risiko-, sondern auch unter Renditeaspekten: Falls die Kurse unerwartet fallen, würde das schließlich Einstiegschancen für langfristig orientierte Anleger eröffnen. „Teils sind übertriebene Erwartungen in den Kursen eingepreist“, sagt Bert-Ardo Spelter, Geschäftsführer der Vermögensverwaltung ICFB und ebenfalls Teilnehmer am DAB BNP Paribas Depot-Contest. Das könne dazu führen, dass selbst solche Unternehmen enttäuschen, bei denen es eigentlich gut läuft. „Fallen die Kurse nach Berichtsveröffentlichung, eröffnen sich Gelegenheiten zum sukzessiven langfristigen Einstieg.“


Welche Nebenwerte überzeugen

Neben ihren überproportional starken Ausschlägen nach oben oder unten haben Small- und Mid-Caps noch einige andere Eigenschaften, die sie als Portfoliobeimischung interessant machen. So erholen sie sich etwa nach einem Abschwung oft deutlich schneller als Large-Caps. Das ist vor allem der Flexibilität kleiner und mittelgroßer Unternehmen zu verdanken. Sie können rascher auf Veränderungen im Wirtschaftsumfeld reagieren als große Konzerne.

Darüber hinaus könnten Nebenwerte früh von steigenden Zinsen und anziehender Inflation profitieren, sagen Experten des Fondsanbieters Axa Investment Managers (Axa IM). Sowohl das Zinsniveau als auch die Inflationsrate dürften im kommenden Jahr tendenziell weiter klettern, schätzen Analysten. Kein Wunder also, dass sich immer mehr Anleger für Nebenwerte interessieren. In einer Umfrage von Axa IM erklärten im Sommer dieses Jahres 60 Prozent der befragten Fondskäufer, in Small-Caps investieren zu wollen. Ein Jahr zuvor waren es nur 33 Prozent gewesen.

Zu den interessantesten Nebenwerten gehöre derzeit die Aktie des Elektrotechnik-Spezialisten Aixtron mit Sitz in Herzogenrath, sagt Vermögensverwalter Spelter. „Das Unternehmen dürfte in diesem Jahr mit seinem LED-Chip-Geschäft den Turnaround schaffen.“ Auch bei der Hamburger Biotechnologie-Firma Evotec sieht Spelter gute Chancen, vor allem für langfristige Investoren. „Evotec profitiert vom Auslagerungstrend der Arzneimittelforschung und von der Entwicklung neuer Technologien für die Heilbehandlung“, erklärt er. Ein weiterer interessanter Titel sei die Aktie des Wiesbadener Unternehmens SGL-Carbon, Weltmarktführer für technische Graphite. „SGL ist gut aufgestellt, um vom Wachstumsmarkt Elektromobilität profitieren zu können“, sagt Spelter.

Thomas Retzlaff, geschäftsführender Gesellschafter von Hallertauer Vermögensmanagement, sieht unter anderem beim Aschheimer Finanzdienstleister Wirecard Renditechancen. „Das Unternehmen ist aus dem weltweiten Online-Zahlungsverkehr nicht mehr wegzudenken, Umsatz und Gewinn wachsen stark“, erklärt er. Auch die Titel des Augsburger Autowaschanlagenherstellers Washtec sowie der Biotech-Firmen Morphosys aus Martinsried und B.R.A.I.N. mit Sitz in Zwingenberg seien vielversprechend. Retzlaff hat alle diese Aktien selbst gekauft, für sein Depot beim Contest der DAB BNP Paribas. „Sie haben uns das ganze Jahr über viel Freude bereitet“, sagt er.

Anleger aus Deutschland müssen auf der Suche nach spannenden Small- oder Mid-Caps nicht in die Ferne schweifen. Sie werden direkt vor der Haustür fündig. Unter den heimischen Mittelständlern finden sich viele interessante Investment-Kandidaten. „Auch das Ausland ist stark am deutschen Mittelstand interessiert“, sagt Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG und ebenfalls Teilnehmer am Depot-Contest. Wer sein Nebenwerte-Portfolio geografisch breiter aufstellen will, dem rät der Vermögensverwalter zu einem Blick nach Frankreich, Österreich oder in die Schweiz. Dort sind internationale Investoren ebenfalls verstärkt unterwegs.

Trotz vieler aussichtsreicher Investmentkandidaten gilt: Nebenwerte-Anleger sollten bei Einzeltitelanlagen Vorsicht walten lassen. Das Small- und Mid-Cap-Segment ist komplex, man muss Investments sorgfältig vorbereiten und ständig im Blick behalten. Privatanleger sind mit einem Investment in Nebenwertefonds meist besser bedient.

Bei Aktien mit sehr geringer Marktkapitalisierung setzen sogar Anlageprofis oft auf externe Expertise: „Bei ‚Smaller Caps‘ wollen wir das Risiko einer Einzelanlage eher ausschließen“, sagt Vermögensverwalter Wagner. „Hier gehen wir über gemanagte Fonds.“ Ihm gefallen etwa der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen und der DWS Aktien Strategie Deutschland, der Dax- und MDax-Titel kombiniert.

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