Dax-Ausblick Anlegern steht ein heißer Ritt bevor

Die Wahlen in Italien verunsichern die Märkte. Doch auch aus den USA droht Ungemach: der Haushaltsstreit kocht wieder hoch. Die Dax-Bilanzsaison dürfte dagegen in den Hintergrund treten.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Börsenhändler in Frankfurt. Für den Dax könnte es wegen der Italienwahl ungemütlich werden. Quelle: dpa

Frankfurt In der neuen Börsenwoche kommen zwar viele Unternehmensdaten, doch Anleger werden wohl notgedrungen stärker auf die Politik schauen. Italiens Wahl und der Haushaltsstreit der USA werden die größten Belastungsfaktoren für die Märkte sein.

Italien wählt und die Anleger am deutschen Aktienmarkt halten den Atem an. „Uns steht - egal, wer gewinnt - wohl eher eine düstere Woche im Dax bevor“, sagt Wolfgang Duwe, Stratege bei der Bremer Landesbank. Zweifel, ob das Land auch unter einer neuen Regierung an seinem Sparkurs festhält, könnten im deutschen Leitindex erst einmal für Rücksetzer sorgen, sagt der Experte. In der abgelaufenen Woche hatte der Dax rund ein Prozent zugelegt.

Börsenschreck Berlusconi

Die heftigsten Kursausschläge sind zu erwarten, sollte Ex-Regierungschef und Medien-Mogul Silvio Berlusconi die Wahlen für sich entscheiden. „Berlusconi erneut an den Schalthebeln der Macht in Italien wäre mit Abstand wohl die größte Katastrophe für die weitere Entwicklung in der Euro-Zone“, sagt Torsten Gellert vom Brokerhaus FXCM. Der 76-jährige Politiker und Unternehmer habe bereits mehr als deutlich gemacht, dass er sich den von Mario Monti angestoßenen Reformen verweigere.

Berlusconi, der wegen Korruptions- und Sexskandalen in Dauerfehde mit der Justiz lebt, hat den Italienern nicht nur die Rücknahme von Steuererhöhungen, sondern auch eine Amnestie bei Steuerhintergehen versprochen. Den scheidenden Ministerpräsidenten Monti stellt er gern als Gefolgsmann Angela Merkels dar, der Italien mit einer von Berlin und Brüssel angeordneten Sparpolitik in die Rezession stürze.

Bei den Wählern kommt das offensichtlich gut an: In den letzten Umfragen konnte er mit seinem Mitte-Rechts-Bündnis ordentlich Boden gut machen. Weiterhin in Führung lag aber die Mitte-Links-Allianz unter Pier Luigi Bersani. Monti und sein Bündnis gemäßigter Parteien kamen nur auf den vierten Platz. Gewählt wird am Sonntag und Montag.


Auf ein Neues: Die „Fiskalklippe“ der USA

Neben der Italien-Wahl könnte in der neuen Woche aber auch der US-Haushaltsstreit für Gesprächsstoff sorgen. Zum 1. März treten automatische Ausgabenkürzungen in Kraft, sollten sich Republikaner und Demokraten nicht doch noch auf einen Kompromiss einigen. Dies dürfte das US-Wirtschaftswachstum belasten und sich auch negativ auf das Weltwirtschaftswachstum auswirken, schrieben die Analysten der Landesbank Berlin in einem Kommentar.

Aufwärtstrend in der US-Industrie

Bislang zeigt der Trend in der US-Industrie nach Einschätzung der Commerzbank jedoch klar nach oben: Der am Freitag anstehende ISM-Index sollte auch im Februar deutlich über 50 liegen und damit eine expandierende US-Industrie signalisieren, prognostiziert Analyst Christoph Balz. Hieran ändere auch das für den Januar zu erwartende deutliche Minus bei den Aufträgen für dauerhafte Güter (Mittwoch) nichts, da dieses auf Sondereffekte zurückzuführen sei.

Bilanzsaison läuft weiter auf Hochtouren

Auf Unternehmensseite stehen die Bilanzen zahlreicher Dax-Konzerne ins Haus: Unter anderem legen Fresenius, FMC, BASF (Dienstag) und Deutsche Telekom (Donnerstag) ihre Zahlen vor.

Daneben lassen sich eine Reihe von Konzernen aus der zweiten Reihe wie Salzgitter, Gerry Weber (Mittwoch) oder ProSieben (Donnerstag) in ihre Bücher gucken. Börsianern zufolge ist aber fraglich, ob die Unternehmensdaten große Kursausschläge auslösen. In der neuen Woche dürften vor allem die großen politischen Themen die Märkte im Griff haben, sagte ein Händler.


Anleger rätseln: Was macht die Fed?

Analysten und Anleger rätseln nach der Veröffentlichung des jüngsten Fed-Sitzungsprotokolls, ob es zu einem Drosseln oder gar einem plötzlichen Stopp kommt. Die Notenbanker diskutieren demnach intensiv über ein vorzeitiges Ende des erst Ende 2012 beschlossenen jüngsten Anleihekaufprogramms (QE3). Obwohl die Zusammensetzung der stimmberechtigten Mitglieder im Fed-Rat zu Jahresbeginn geändert wurde und etliche Experten Zulauf für die Unterstützer der ultralockeren Linie von Notenbankchef Ben Bernanke erwartet hatten, überwiegen die Sorgen vor der Geldflut.

Mehrere Mitglieder meinen, die Notenbank solle sich darauf vorbereiten, das Tempo der Anleihekäufe anzupassen. Das könnte ein Hinweis auf eine vorzeitige Beendigung des Programms sein. Die meisten Marktteilnehmer gehen von einer langsamen Drosselung des Volumens aus.

„Insgesamt käme ein baldiger Exit der Fed, der nachfolgend auch die Zinsen bei Staatsanleihen und Hypotheken steigen lassen würde, konjunkturell zu früh“, schreibt Robert Halver von der Baader Bank in seinem Marktkommentar.


© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%