Die Uhr tickt Portugal muss Milliarden zurückzahlen – aber wie?

Innerhalb von zwei Jahren muss Portugal seine Rückzahlungen mehr als verdoppeln. Die Gelder bei den Investoren einzusammeln könnte schwierig werden. Portugal läuft die Zeit davon, denn der Markt wird wieder nervöser.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Die Zeit wird kanpp. Auf Portugal kommen Anleiherückzahlungen zu. Quelle: dpa

Portugal hat im Januar erfolgreich eine Anleihe am Markt untergebracht - erstmals seit das Land 2011 ein Rettungspaket erhielt. Doch nun rücken umfangreiche Bondrückzahlungen näher. Es könnte schwierig werden für das Land, Gelder allein bei Investoren aufzutreiben.

Im Jahr 2014 werden Papiere im Volumen von 13,8 Milliarden Euro fällig, 2015 sind es 13,4 Milliarden Euro - macht zusammen 27,2 Milliarden Euro. Dabei ist jeder Jahresbetrag alleine schon mehr als das doppelte des diesjährigen Rückzahlungsvolumens. Die Regierung hat bereits einen Anleiheumtausch ins Spiel gebracht, um die Laufzeiten zu verlängern. Außerdem haben die Europäische Zentralbank und die Europäische Union Hilfe signalisiert.

Die Renditen zehnjähriger portugiesischer Staatsanleihen liegen wieder über sechs Prozent, nachdem sie am 23. Januar bis auf 5,8 Prozent gesunken waren. Am Montag rentierten die Papiere bei 6,54 Prozent. Zum Vergleich: der Irland-Bond mit Fälligkeit 2020 rentierte mit 3,83 Prozent.

„Der Markt ist wieder etwas nervöser geworden“, sagt Jose Maria Ricciardi, Chef der Investmentbank von Banco Espirito Santo. „Derzeit denke ich, dass Portugal auf größere Stabilität wartet, bevor es mit längeren Laufzeiten an den Markt kommt.“

Portugiesische Staatsanleihen verzeichneten im vergangen Jahr mit einem Ertrag von 57 Prozent die beste Entwicklung unter 26 Staatsanleihemärkten, zeigen Indizes von Bloomberg und der European Federation of Financial Analysts Societies (EFFAS). Der Risikoaufschlag portugiesischer Anleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen hat sich von mehr als 16 Prozentpunkten vor einem Jahr auf 4,96 Prozentpunkte verringert.

„Selbst wenn sich die Finanzierungsbedingungen in den vergangenen sechs Monaten verbessert haben und die Renditen gesunken sind, ist die Staatsschuldenkrise in der Eurozone doch noch nicht bewältigt“, sagt Andre Pinheiro, Vermögensverwalter bei Orey Financial in Lissabon. „Portugal dürfte weiterhin Probleme haben, sich an den internationalen Märkten zu attraktiven Konditionen selbst zu finanzieren“, fügte er an. Der Staat müsse sich möglicherweise für einen Teil seiner Emissionen 2014 und 2015 eines Bankenkonsortiums bedienen, so Pinheiro.


Portugals Rating liegt immer noch auf „Ramsch“-Niveau

EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Olli Rehn sagte am 22. Januar, Irland und Portugal könnten das Anleihekaufprogramm der EZB und auch Kredite des Europäischen Rettungsfonds in Anspruch nehmen. Rehn ist auch dafür, den Ländern mehr Zeit für die Rückzahlung der Rettungspakete zu geben.

Portugal muss im September eine fällige Anleihe im Volumen von 5,8 Milliarden Euro ablösen, ohne auf sein Rettungsprogramm zurückgreifen zu können, das bis Mitte 2014 läuft. Das Land werde Gelegenheiten nutzen, um weitere Anleihen am Markt unterzubringen, sagte Finanzminister Vitor Gaspar am 30. Januar. „Wir können das kurzfristig organisieren“, so Gaspar.

Portugal hatte am 23. Januar eine Anleihe im Volumen von 2,5 Milliarden Euro und Fälligkeit 2017 über ein Bankenkonsortium am Markt platziert. Die Rendite der Papiere lag bei 4,891 Prozent. Die portugiesische Schuldenagentur IGCP in Lissabon hat mitgeteilt, dass sich die Nettofinanzierung über Geldmarktpapiere dieses Jahr auf 5 Mrd. Euro belaufen wird.

Darüber hinaus teilte die IGCP mit, dass sie möglicherweise weitere Anleihen umtauschen will. Am 3. Oktober hatte sie Papiere über 3,76 Milliarden Euro mit Fälligkeit September 2013 in Anleihen mit Laufzeit bis Oktober 2015 getauscht. Die Kreditwürdigkeit Portugals wird von den drei großen Ratingagenturen Standard & Poor's, Fitch Ratings und Moody's Investors Service immer noch mit „Ramsch“ benotet.

Auch David Schnautz, Stratege für Festverzinsliche bei der Commerzbank AG in New York, geht davon aus, dass weitere Anleihen getauscht werden. „In unserem Basis-Szenario rechnen wir mit einem Rückkauf von Portugal-Bonds mit Fälligkeit 2014 bis 2015, um das Rückzahlungsprofil anzugehen“, sagte er.

„Wir werden wohl weiterhin eine hohe Volatilität bei den Renditen der Peripherie-Länder, einschließlich Portugal, sehen“, sagt Pinheiro. Eine Rückkehr zu positiven Wirtschaftswachstumsraten werde dazu beitragen, diese Volatilität zu verringern und die Renditen zu stabilisieren, fügte er an. Portugals Regierung rechnet für 2014 wieder mit einem Wachstum beim Bruttoinlandsprodukt, nachdem die Wirtschaft in den Jahren 2013 und 2012 schrumpfte.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%