Diesel-Hardware-Nachrüster Baumot-Aktie schwankt nach Fahrverbotsurteil heftig

Wegen der Entscheidung der Bundesverwaltungsrichter zeigt der Kurs des Hardware-Nachrüsters Baumot deutliche Ausschläge.

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Das Urteil zu Fahrverboten hat zu deutlichen Kursreaktionen geführt. Quelle: AP

Düsseldorf Die Aktie des Spezialisten für Hardware-Nachrüstungen, Baumot, zeigt wegen des Urteils zu möglichen Fahrverboten von Dieselfahrtzeugen große Schwankungen. Der Kurs des Unternehmens aus Königswinter bei Bonn gab kurz vor dem Urteil deutlich von 2,13 Euro auf 1,87 Euro nach. Nach der Verkündung der Richter schoss der Kurs wieder nach oben. Am frühen Nachmittag notierte das Papier mit 2,06 Euro rund 4,3 Prozent im Plus.

Im Auftrag des baden-württembergischen Verkehrsministeriums hatte der ADAC einen Prototypen für Nachrüstung der Abgasreinigung getestet, die Twintec Baumot unter dem Markennamen BNOx verkaufen will. Unter realen Fahrbedingungen konnten die Stickoxid-Emissionen eines Euro-5-Motors damit um satte 87 Prozent gesenkt werden.

Damit würden selbst ältere Diesel die Vorgaben der Euro-6-Norm erfüllen – und wären damit nicht von Fahrverboten betroffen. Möglich wird das durch den nachträglichen Einbau eines Harnstoff-Katalysators, der das giftige Stickoxid weitgehend neutralisiert. Der Tank für die verwendete Harnstofflösung (Adblue) würde in der Mulde verbaut.

Laut den Experten des Automobilclubs wäre eine SCR-Nachrüstung, wie Twintec Baumot sie herstellt, prinzipiell bei fast allen Euro-5-Fahrzeugen möglich. Bei einigen Fahrzeugmodellen dürfte der nachträgliche Einbau eines zusätzlichen Reinigungssystems allerdings sehr aufwändig sein. Selbst Hersteller wie Baumot dürften sich auf die Nachrüstung von Motoren spezialisieren, die weit verbreitet sind.

Serienreif würde die Nachrüstung-Lösung nur, wenn die Hersteller und der Gesetzgeber mitspielen. Denn mit der Nachrüstung drohen Dieselfahrer sonst auch die Zulassung zu verlieren. Und auch technisch sind nicht alle Probleme gelöst: Wird der Harnstoff nicht korrekt dosiert, könnten Ammoniak und Lachgas entstehen. Beide Verbindungen gelten als noch gefährlicher als Stickoxide,

Fraglich ist auch, wer für die Kosten einer Hardware-Umrüstung aufkommt. Twintec selbst beziffert die Kosten auf 1500 Euro plus Einbau. Der ADAC schätzt die Kosten 1400 bis 3300 Euro je nach Motor und Fahrzeug, geht aber davon aus, dass sie in der Praxis wohl im oberen Drittel der Spanne liegen werden

Das Bundesverwaltungsgericht hatte am Dienstag entschieden, dass Diesel-Fahrverbote für bessere Luft in Städten nach geltendem Recht grundsätzlich zulässig seien. Die Städte Düsseldorf und Stuttgart müssten aber ihre Luftreinhaltepläne auf Verhältnismäßigkeit prüfen, urteilte das Gericht in Leipzig. Das Urteil sieht zudem Übergangsfristen und Ausnahmeregelungen vor. „Wir haben ab heute Diesel-Fahrverbote durchgesetzt“, sagte der Chef der klagenden Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch.

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