Fondsgebundene Rentenversicherung im Vergleich Worauf Sparer unbedingt achten sollten

Fondsgebundene Rentenversicherungen werden beliebter für die private Altersvorsorge. Die Qualität der Fonds und auch die Kosten unterscheidet sich stark. Ein Vergleich zeigt die Produkte, die sich für Anleger lohnen.

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Weil staatliche Rente künftig nicht reichen wird, suchen viele nach privaten Vorsorgealternativen, zum Beispiel Fondspolicen. Quelle: dpa

Frankfurt Daran zweifelt kaum noch jemand: Die staatliche Rente schrumpft in den kommenden Jahren – privates Sparen fürs Alter wird immer wichtiger. Umso entscheidender wird es, auf den richtigen Vertrag zu setzen. Fondsgebundene Rentenversicherungen werden beliebter für die private Vorsorge. Das Sparkapital der Policen fließt in Fonds. Diese bieten je nach Aktienanteil in Zeiten niedriger Zinsen größere Renditechancen als klassische Versicherungen, da die stark auf Anleihen setzen. Wer eine Fondspolice abschließen will, muss zwei Dinge prüfen: erstens das Fondsangebot des Versicherers, das sich je nach Anbieter unterscheidet, wie die Versicherungs-Ratingagentur Assekurata für das Handelsblatt festgestellt hat. Zweitens spielen die Kosten für Fonds und Versicherung bei der Rendite eine maßgebliche Rolle.

„Anhaltend groß sind die Unterschiede in der Qualität und Breite des Fondsangebotes“, stellt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse bei Assekurata, für einen Großteil der Versicherer klar. Assekurata hat das Fondsangebot von 28 Versicherungen untersucht und dabei jeweils einen Tarif für eine private Rentenversicherung mit Fonds untersucht. Gemessen an Beitragseinnahmen decken die Anbieter rund zwei Drittel des deutschen Lebensversicherungsmarktes ab. Fondsgebundene Rentenversicherungen gehören zu den wenigen Sektoren bei Lebens- und Rentenversicherungen, deren Bestand wächst. Der Deutsche Versicherungsverband GDV beziffert den Bestand der Fondspolicen für Ende 2016 auf knapp elf Millionen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Plus von drei Prozent.

Sieben Anbietern vergibt Assekurata für ihr gesamtes Fondsangebot die Note „sehr gut“ (siehe „Rentenversicherungen“) – wie schon 2016. Dabei untersucht die Ratingagentur die Qualität der angebotenen Fonds für den jeweiligen Tarif. Bewertet werden für jeden Fonds die längerfristige risikogewichtete Rendite möglichst über die vergangenen zehn Jahre, das Reaktionsvermögen des Fondsmanagers auf Entwicklungen am Kapitalmarkt, die Entlohnung des Risikos und die Kosten des Fonds. Es kann zwischen Aktien-, Anleihe-, Geldmarkt-, Rohstofffonds und aus verschiedenen Wertpapieren gemischten Fonds ausgewählt werden. Meist besitzt der Versicherte die Möglichkeit, bis zu zehn Fonds für seine Police auszusuchen. Auf Wunsch übernimmt der Versicherer die Aufgabe.

Acht weitere Auswertungen geben einen Überblick über die Qualität des Fondsangebotes der Versicherer in den wichtigsten Anlageklassen (siehe Tabellen auf Seite drei und vier): für weltweit anlegende Aktienfonds, europäische und deutsche Aktienfonds, Fonds mit Aktien aus Schwellenländern, für ausgewogene Mischfonds, die also rund je zur Hälfte in Aktien und Anleihen anlegen, ertragsorientierte Mischfonds, die vor allem in Aktien investieren, flexible Mischfonds, in denen der Fondsmanager die Strategie frei bestimmt und europäische Rentenfonds. In die Bewertung aufgenommen wurden jeweils Versicherer, die mindestens zwei Fonds in einer Kategorie anbieten. Hier können Interessierte das konkrete Fondsangebot der 28 getesteten Versicherer einsehen.

Rund die Hälfte der Kundengelder fließt in Aktienfonds. Die meisten Fondspolicen würden weiter mit Garantien angeboten, betont Heermann. Da Garantien aber in der Niedrigzinsphase immer teurer werden, gehe der Trend zu Teilgarantien. Auch für die Auszahlungsphase gebe es immer flexiblere Modelle: Der Versicherte kann das angesparte Kapital zu 100 Prozent verrenten oder sich Teilbeträge auszahlen lassen.

Unter den Spitzenanbietern stellt Heermann eine „große Stabilität“ fest: „Gute Fondsportfolios haben sich als nachhaltig erwiesen“, sagt er. Fünf Anbieter haben in der Gesamtbewertung ihre Top-Position gehalten. Mit Condor und der Neuen Bayerischen sind zwei etwas abgerutscht. Dafür ist die Allianz aufgestiegen und die Huk-Tochter Familienfürsorge als Neueinsteiger oben gelandet. Zu den Top-Anbietern gehören mit Cosmos Direkt sowohl ein Direktversicherer als auch Anbieter mit Vertrieb durch Vermittler. Sie dominieren das Geschäft mit Altersvorsorgeprodukten, da sie besonders erklärungsbedürftig sind.


„Wer sein Portfolio nicht pflegt, rutscht ab“

Deutlich mehr Bewegung in der Rangliste gab es auf den unteren Plätzen: Fünf Absteiger und fünf neue Firmen sind dort zu finden. „Wer sein Portfolio nicht pflegt, rutscht ab“, resümiert Heermann. Anbieter sollten ihr Fondsangebot regelmäßig überprüfen. Mindestens zweimal im Jahr sei es sinnvoll, das zu tun. Für wichtig hält der Versicherungsexperte auch eine klare Kommunikation des Versicherers mit dem Kunden, wenn Fonds schwächeln, damit diese schlechten Fonds ausgetauscht werden können. „Der Versicherer hat hier eine Fürsorgepflicht“, sagt er. Kunden überreagierten in schwachen Kapitalmarktphasen leicht und kündigten ihren Versicherungsvertrag, statt von ihrer Möglichkeit Gebrauch zu machen, Fonds ohne Zusatzkosten zu wechseln, erklärt er.

Durch aktive Produktpflege aufgefallen sind sowohl Punktsieger Nürnberger als auch Cosmos Direkt und Targo. Dagegen gehören schwächere Anbieter aus dem Vorjahr, die 2017 nicht mehr an der Untersuchung teilgenommen haben, tendenziell zu den Versicherern, die ihr Fondsangebot wenig pflegen. Nicht mehr dabei sind die Aachen Münchener, Arag, Gothaer, Hannoversche, Hanse Merkur, Lebensversicherung von 1871 und die LVM.

Die Nürnberger bietet 44 Fonds für die getestete Police an. Den Schwerpunkt setzen breit gestreute Aktienfonds, darunter auch börsennotierte Indexfonds, ETFs. Der Versicherer hat zuletzt eine gute Hand voll Fonds ausgewechselt. Auch die zweitplatzierte Ergo fällt für Assekurata mit einem breiten Angebot aus 55 Aktien-, Anleihe- und Mischfonds auf. Direktversicherer Cosmos hält eine Palette von 3667 Produkte vor, aus der aktive Kunden auswählen können. Über das Internet hilft Cosmos, passende Fonds zu finden. Assekurata bewertet jeweils bis zu 150 Fonds mit dem erfolgreichsten Neugeschäft, die bereits drei Jahre am Markt sind.

Am unteren Ende stehen mit der Provinzial Rheinland und der Provinzial Nordwest zwei öffentlich-rechtliche Versicherer. Deren Fondsangebot sei durch Deka-Fonds geprägt, sagt Heermann. Und diese gehörten meist nicht zu den Spitzenfonds, klärt der Experte auf.

Für Heermann sind bei der Auswahl 30 bis 50 Fonds völlig ausreichend. Dabei sei entscheidend, dass es genügend unterschiedliche, renditestarke Produkte gebe. Für ein ausgewogenes Angebot seien neun Fonds eher zu wenig, meint er. Allerdings befinden sich unter den gut abschneidenden Versicherern Unternehmen mit kleinem Angebot, während alle durchschnittlichen und schwachen Anbieter eine größere Fondszahl vorhalten.

Rund drei Viertel der mehr als 1000 von Assekurata getesteten Fonds werden nur bei einem Versicherer angeboten. Lediglich 14 Fonds sind bei mehr als zehn Anbietern zu bekommen, gerade mal zwei Fonds bei mehr als 20 Anbietern. Für Heermann erschwert die „Individualität“ des Fondsangebots den Vergleich. Daher sei es für Interessierte wichtig, zu wissen, bei wem sie renditestarke, nicht zu teure Fonds bekämen.

Immer mehr Versicherer bieten die billigeren ETFs an. Bereits 18 der 28 untersuchten Versicherer halten solche indexnachbildenden Fonds vor. Die Öffentliche Lebensversicherung Braunschweig hat sogar ausschließlich ETFs im Portfolio. Assekurata geht bei ihrem Bewertungsverfahren davon aus, dass Fonds, die in der Vergangenheit überzeugt haben, dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch künftig schaffen.

Wichtig für die Rendite und damit die spätere Rentenauszahlung sind auch die Kosten einer Police, die stark variieren. Für Versicherungsschutz, Verwaltung und Vertrieb fallen zwischen zehn und 20 Prozent des Beitrags an, betont Heermann. Direktversicherer ohne aufwendiges Vertriebsnetz gelten als recht günstig, sie bieten aber weniger Betreuung. Vor allem wegen der auf zwei Ebenen anfallenden Kosten – bei Fonds selbst und für die Versicherungen – kritisieren Verbraucherschützer Fondspolicen. Sie halten andere Sparformen für flexibler fürs Alter. Der Grund: Versicherungen lassen sich nur mit spürbaren Einbußen während der Laufzeit kündigen. In das Thema Vertriebskosten könnte allerdings Bewegung kommen: In der Politik wird eine Deckelung der Provisionen diskutiert - etwa auf 25 Promille der Beiträge.

Umso mehr steht die Assekuranz in der Pflicht, „eine vernünftige Fondspalette anzubieten und diese regelmäßig zu überprüfen“, wie Assekurata-Mann Heermann betont. Bleibt der Versicherte. Er muss kontrollieren, ob die ausgewählten Fonds seiner Risikoneigung entsprechen.


Einzelne Tabellen im Vergleich Teil 1


Einzelne Tabellen im Vergleich Teil 2


Einzelne Tabellen im Vergleich Teil 3


Einzelne Tabellen im Vergleich Teil 4

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