Kritik an EZB-Politik Pimco empfiehlt Verkauf von Anleihen aus Euro-Zone

Der Vermögensverwalter hält die Maßnahmen der EZB für Aktionismus. Pimco kritisiert, dass nur wenige Fortschritte bei den Reformen erreicht worden seien – und empfiehlt, Staatsanleihen aus der Euro-Zone zu verkaufen.

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Ein Euro-Regenschirm vor dem EZB-Neubau in Frankfurt. Quelle: dpa

London Der Vermögensverwalter Pimco zweifelt an der Wirksamkeit der EZB-Maßnahmen gegen die Schuldenkrise und rät deshalb zum Verkauf von Staatsanleihen aus der Euro-Zone. „Investoren und Finanzmärkte sind sehr zuversichtlich, dass die Europäische Zentralbank im Extremfall der Kreditgeber in letzter Instanz (Lender of last resort) ist und ein Auseinanderbrechen nicht zulassen wird“, sagte Andrew Balls, der das Portfolio-Management des weltgrößten Anleihenverwalters in Europa leitet. „Wir glauben das weniger.“ Vielmehr werde die EZB zwischen einem Aktionismus im Sinne der Parole „Koste es, was es wolle“ und der Verweigerung von Maßnahmen schwanken.

Seit März hat Pimco deshalb die Positionen in spanischen und italienischen Anleihen teilweise wieder zurückgefahren. Die Allianz-Tochter untergewichtet nun neben Bonds und anderen Schuldverschreibungen aus der Euro-Zone auch Anteilsscheine von Banken aus dem Währungsraum. Stattdessen empfiehlt Pimco, zu inflationsgeschützten Anleihen, Rohstoffen, Immobilien und Schwellenland-Währungen zu greifen.

EZB-Präsident Mario Draghi hatte im Sommer vergangenen Jahres die globalen Finanzmärkte mit dem Versprechen spürbar beruhigt, den Euro um jeden Preis zu verteidigen. Dafür stellte die Zentralbank unbegrenzte Aufkäufe von Staatsanleihen überschuldeter Euro-Länder in Aussicht. Die Renditen der Bonds aus den Problemländern gingen daraufhin deutlich zurück, weil viele risikoscheue Anleger wieder beherzt zugriffen. Doch bisher haben die Maßnahmen der EZB nicht dazu geführt, dass die Banken krisenfest sind und die Wirtschaft der Euro-Zone wieder in Gang gekommen ist. Pimco rechnet damit, dass die EZB deshalb andere Saiten aufziehen könnte: So könnten Schuldenschnitte wie bei Griechenland oder Staatspleiten drohen. „Seit dem Versprechen Draghis sind nur wenige Fortschritte bei den verschiedenen Reformen erreicht worden“, kritisierte Balls. „Die Vorstellung von der EZB als sehr verlässlichem Stabilitätsfaktor ist möglich, bleibt aber ungeprüft.“

Da sich die Aufregung der Märkte im Zuge des Wahlpatts in Italien und der Beteiligung von Gläubigern am Rettungspaket für Zypern in Grenzen gehalten habe, gebe es für die EZB nun mehr Spielraum für Experimente. Diese Experimente könnten aggressiver und weniger freundlich für die Investoren ausfallen, sagte Balls. Die Wahrscheinlichkeit von größeren Restrukturierungen von Schulden nimmt nach Einschätzung des Vermögensverwalters deshalb mittelfristig zu. Anfang der Woche hatte Pimco bereits erklärt, dass die Anleger sich von allzu großen Rendite-Erwartungen verabschieden müssten und eine flexible Anlagestrategie vonnöten sei. Das Fondshaus verwaltet zwei Billionen Dollar an Vermögen.

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