Mehr Wechselkurs-Schwankungen Devisenhandel erlebt neuen Boom

Die unterschiedlicher Konjunkturentwicklungen der großen Volkswirtschaften gibt dem Devisenhandel einen neuen Schwung. Die weltweiten Handelsvolumina steigen stark an – und die Finanzinstitute profitieren.

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Der Devisenhandel lebt wieder auf. Quelle: dpa

Nach jahrelanger Talfahrt zeigt der Devisenhandel wieder Anzeichen einer Erholung. Volkswirtschaften entwickeln sich auseinander, und das erhöht die Kursschwankungen und damit das Gewinnpotenzial auf dem größten Finanzmarkt der Welt.

Bloomberg-Daten zeigen, dass das tägliche Volumen im Devisenhandel bei den Brokern ICAP, CME und Thomson Reuters im letzten Quartal bei rund 387 Milliarden Dollar lag, 14 Prozent mehr als 2012. Im vergangenen Jahr waren die Erträge im Devisenhandel der weltweit zehn größten Investmentbanken um 22 Prozent auf etwa 7 Milliarden Dollar zurückgegangen, so die Analysefirma Coalition.

Es gibt keine zentrale Quelle für Handelsdaten, doch der Anstieg der Volumina unterstreicht das wachsende Interesse an Währungen im Zuge der Entkopplung der Volkswirtschaften – da heißt, das Wachstum einer großen Volkswirtschaften ist nicht mehr von anderen abhängig. Die US-Wirtschaft erholt sich, unterstützt von Geldspritzen der Notenbank Fed. Die Eurozone dagegen steckt in einer Rezession, Großbritannien steht vor einer Wirtschaftsschrumpfung, und Japan verstärkt den Kampf gegen die Deflation.

„Dies scheint eine asynchrone Erholung zu sein“, sagte Greg Anderson, Nordamerika-Chef für die G-10-Devisenstrategie bei der Citigroup. „Wenn sich die Erholung verstärkt und weiterhin von Nordamerika angeführt wird, dann wird die Fed womöglich als erste die quantitativen Lockerungen einstellen, und dann werden wir höhere Volumina im Devisenhandel und höhere Volatilität erleben.“

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel schrieb 2010 in ihrer letzten dreijährigen Studie, dass die weltweiten Handelsvolumina um etwa 20 Prozent auf 4 Billionen Dollar pro Tag gestiegen sind. Seitdem zeigten regelmäßige Updates, dass die Zahl meistens ähnlich hoch oder niedriger war, mit gelegentlichen Sprüngen auf fünf Billionen Dollar.

Auf Devisen spezialisierte Fonds hatten 2013 ihren besten Jahresbeginn seit mindestens zehn Jahren. Der Parker Global Currency Manager Index legte in den ersten drei Monaten zwei Prozent zu, der stärkste Anstieg in einem ersten Quartal seit 2003. Im gesamten Jahr 2012 gab der Index um 0,2 Prozent nach, im Jahr davor um sechs Prozent.

Daten von Bloomberg Industries zeigen, dass die vier größten amerikanischen Investmentbanken ihre Erträge aus dem Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen im vierten Quartal um 39 Prozent auf 8,82 Milliarden Dollar steigern konnten, als die Volatilität begann.

Auch wenn die größten US-Banken keine separaten Devisenerträge melden, war dies „eindeutig ein großes Quartalsplus für sie“, sagte Richard Bove, Analyst bei Rafferty. Die Bank of New York steigerte im ersten Quartal ihren Ertrag im Devisenhandel zum Vorjahr um zehn Prozent auf 149 Millionen Dollar. Der Ertrag stieg gegenüber dem Vorquartal um 41 Prozent infolge „gestiegener Volatilität und höherer Volumina“, meldete die weltgrößte Depotbank.

Der JPMorgan Global FX Volatility Index legte in den ersten drei Monaten 2013 um elf Prozent zu, so viel wie zuletzt im dritten Quartal 2011. Im Februar erreichte der Index ein Acht- Monats-Hoch bei 9,81 und schloss am Dienstag bei 9,20. Im Oktober 2008, im Gefolge des Zusammenbruchs von Lehman Brothers Holdings Inc., stieg der Index auf einen Rekordwert von 27,02.

„Die Eurozone könnte mit den quantitativen Lockerungen anfangen, wenn die USA damit aufhören“, sagte Neil Jones von der Mizuho Bank. „Das hält das Interesse am Devisenmarkt wach. In der Zwischenzeit wird auch Japan mit quantitativen Lockerungen sehr aktiv sein.“

„Ich erwarte 2013, wie schon im ersten Quartal gesehen, höhere Volumina und höhere Volatilität als 2012, aber ich weiß nicht, ob wir wieder das normale Niveau erreichen“, so Citigroup-Stratege Anderson. Zentralbanker „unternehmen immer noch nichts wirklich Dramatisches, wie die Zinsen anzuheben.“

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