Mini-Bonds Rickmers Insolvenz ist jetzt amtlich

Der traditionsreiche Schifffahrtskonzern Rickmers Holding ist offiziell insolvent. Das Amtsgericht Hamburg hat dessen Antrag auf Insolvenz in Eigenregie genehmigt. Die Anleihegläubiger verlieren nun viel Geld.

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Der Alleineigentümer des Schifffahrtskonzerns wollte noch einmal rund 30 Millionen Euro frisches Geld in das Unternehmen investieren. Quelle: Rickmers Holding AG

Hamburg Es waren dramatische 48 Stunden. Jetzt hat das Amtsgericht einen Antrag des Hamburger Schifffahrtskonzerns Rickmers Holding auf eine Insolvenz in Eigenverwaltung genehmigt. Das erfuhr das Handelsblatt von Personen, die mit den Vorgängen vertraut sind. Als Sachwalter wird nun der Hamburger Rechtsanwalt Jens-Sören Schröder den Vorständen zur Seite gestellt und die Abläufe bei Rickmers im Rahmen der Insolvenz überwachen.

Die Pleite kam für Tausende Anleihegläubiger völlig überraschend. Viele von ihnen waren noch in dem Glauben zu einem Treffen am Donnerstag im Hamburger Courtyard Mariott Hotel gereist, sie könnten ein Rettungskonzept auf den Weg bringen. Doch dann war der über viele Monate vorbereitete Plan in letzter Minute vor der Abstimmung gescheitert. Die Hauptgläubigerbank HSH hatte ihre Zustimmung unerwartet vor dem Gläubigertreffen verweigert. Das Rettungskonzept, dass das Münchner Restrukturierungsteam One Square Advisors unter Frank Günther auf den Weg gebracht hatte, hatte noch eine letzte Zinszahlung für die Anleihegläubiger vorgesehen. Ob diese von ihrem Einsatz noch etwas zurückbekommen hätten, wäre dagegen ungewiss gewesen.

Tausende Anleger hatten bei Rickmers Anleihen im Volumen von 275 Millionen Euro zu einem beachtlichen Zins von 8,875 Prozent gezeichnet. Die am 11. Juni fällige Zinszahlung in Höhe von rund 24 Millionen Euro hätte Rickmers nicht mehr stemmen können. In dem Rettungskonzept, das der Vorstand am Donnerstag dennoch den Gläubigern in Kurzfassung vorstellte, war vorgesehen, dass die HSH-Bank noch einmal Geld für die Zinszahlung freigibt. Die HSH hatte an dem Rettungskonzept über Monate mitgearbeitet. Doch dann hatte der Risikovorstand das Konzept zwei Tage vor der Gläubigerversammlung abgelehnt: Der Rickmers-Konzern war damit zahlungsunfähig.

Über die Gründe, warum die HSH so kurzfristig abgesagt hatte, wurde unter den Gläubigern heftig spekuliert. Offiziell ließ ein Sprecher der HSH verlauten: „Der HSH-Vorstand hat das Rickmers-Sanierungskonzept sorgfältig geprüft und erachtet dieses als betriebswirtschaftlich nicht tragfähig.“ Dabei hatte die HSH über Monate mit am Verhandlungstisch gesessen. Das Restrukturierungskonzept war aber stets unter dem Vorbehalt erarbeitet worden, dass ihr oberstes Gremium am Ende noch zustimmen muss.

Die HSH als weltgrößter Schiffsfinanzierer kämpft selbst schwer mit der Krise der Branche. Laut eigenen Angaben hat sie ihre Vorsorge für notleidende Kredite allein 2016 um rund zwei Milliarden Euro aufgestockt. Sie saß Ende 2016 auf rund zwölf Milliarden Schiffskrediten. Bis Ende 2018 muss das Geldinstitut, das zum überwiegenden Teil der Hansestadt Hamburg und dem Land Schleswig-Holstein gehört, privatisiert sein. Für potenzielle Käufer dürfte das Rickmers-Debakel die Bank nicht unbedingt attraktiver machen. HSH ist dort mit rund 750 Millionen Euro in Schiffskrediten engagiert.

Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung können die Vorstände vorerst im Amt bleiben. Der Sachwalter, der ihnen vom Gericht zur Seite gestellt wird, hat eine deutlich schwächere Position als ein regulärer Insolvenzverwalter. Aus Sicht der Unternehmers Bertram Rickmers, der bis zum Eintritt der Insolvenz Alleineigentümer und Aufsichtsrat war, dürfte das wohl immer noch eine bessere Lösung sein, als die Regelinsolvenz.

Bertram Rickmers war im Rahmen des Rettungskonzepts bereit gewesen, direkt oder indirekt noch einmal rund 30 Millionen Euro frisches Geld in das Unternehmen zu investieren. „Wir haben schon öfter vor dem Aus gestanden. Ich bin bereit, zu kämpfen“, hatte er noch vor wenigen Wochen dem Handelsblatt gesagt.

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