Nach der Wahl in Italien Bondauktion als Investor-Test

Wie reagieren die Märkte auf das unklare Wahlergebnis? Diese Frage wird sich bei zwei Anleihen-Auktionen in den kommenden Tagen beantworten. Zuletzt fiel der Euro und italienische Staatsanleihen gaben nach.

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Das Parlament in Italien. Quelle: dpa/picture alliance

Rom Wie die Investoren auf den Ausgang der Parlamentswahlen in Italien mit seinem unklaren Ergebnis reagieren, wird das Finanzministerium am Dienstag bei einer Auktion von Geldmarktpapieren feststellen können. Am Mittwoch will das Land zudem Anleihen am Markt unterbringen. Die Geldmarktpapiere mit einer Laufzeit von sechs Monaten werden im Volumen von 8,75 Mrd. Euro angeboten. Das Volumen der fünf- und zehnjährigen Anleihen liegt bei bis zu 6,5 Mrd. Euro.

Der Favorit bei den Wahlen, der Spitzenkandidat des Mitte- Links-Bündnisses, Pier Luigi Bersani, kommt zwar in der Abgeordnetenkammer auf eine Mehrheit, nicht aber in der zweiten Kammer, dem Senat. Im Senat würde auch eine Koalition mit den von Mario Monti geführten Parteien nicht für eine Mehrheit reichen. Rechnerisch hätte eine Koalition mit der Partei des Ex- Komikers von Beppe Grillo eine Mehrheit.

Der Euro fiel auf ein Sechs-Wochen-Tief, die Kurse der italienischen Staatsanleihen gaben nach. Hingegen stiegen die Kurse von deutschen Bundesanleihen und US-Treasuries. Italien hat nach Griechenland die zweithöchste Staatsverschuldung in Europa- sie beläuft sich auf 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Finanzministerium muss dieses Jahr monatlich Geldmarktpapiere und Anleihen im Volumen von über 30 Mrd. Euro am Markt unterbringen.

“Ethisch, politisch, ideologisch und persönlich gibt es keinen Weg, eine dauerhafte Koalition zu schmieden, daher erscheinen Neuwahlen unvermeidlich”, schrieb James Walston, Professor für Politikwissenschaft an der American University in Rom, per E-Mail.Sollte Bersani keine Koalition zustande bringen, dürfte Staatspräsident Giorgio Napolitano einen Übergangsministerpräsidenten berufen, um dringende Reformen durchzubringen, oder Neuwahlen ausrufen. Falls die gemäßigteren Parteien die Probleme nicht angehen, dürften bei Neuwahlen die populistischen Parteien noch besser abschneiden, erwartet Walston, was schlimmstenfalls das gesamte Euro-System gefährden könnte.

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