Nach Kapitalerhöhung Analysten würden Deutsche Bank kaufen

Bei Analysten ist die Deutsche Bank beliebt wie seit langem nicht mehr. Nach der Kapitalerhöhung empfehlen zwei Drittel die Aktie zum Kauf. Doch die Anleger halten sich auffallend zurück. Sind ihre Zweifel angebracht?

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Deutsche-Bank-Turm in Frankfurt: Von Analysten gemocht, von Investoren verschmäht. Quelle: AFP

London So beliebt wie derzeit ist die Aktie der Deutsche Bank bei Analysten seit sechs Jahren nicht mehr. Mit einer Kapitalerhöhung im Volumen von drei Milliarden Euro hat die größte Bank in Kontinentaleuropa die Bedenken des Marktes über ihre Finanzkraft zerstreut.

27 von 41 Analysten, die die Deutsche Bank beobachten, empfehlen ihren Kunden die Aktie zum Kauf. Vor der Entscheidung zur Kapitalerhöhung im April waren es nur 49 Prozent, wie Bloomberg-Daten zeigen. Das ist der höchste Anteil seit April 2007, und die Deutsche Bank ist die einzige der vier größten europäischen Investmentbanken, die dabei zum Vormonat einen Zuwachs verzeichnen konnte.

Die Deutsche Bank hatte weniger Kapital für die Abdeckung risikoreicherer Vermögenswerte zurückgestellt als Barclays und die Credit Suisse. Das hatte Sorgen über ihre Finanzkraft ausgelöst. So warnte Standard & Poor's im März vor einer Ratingabstufung und verwies auf Rechtsstreitigkeiten und Pläne der US-Notenbank Fed zur Anhebung der Kapitalausstattung bei US-Töchtern ausländischer Banken.

Der Aktienkurs der Deutschen Bank hat seit der Kapitalerhöhung vor einem Monat um zehn Prozent zugelegt, doppelt so viel wie der Bloomberg Europe Banks & Financial Services Index, der im gleichen Zeitraum um fünf Prozent kletterte. „Die Probleme, vor denen sie stehen, sind nicht gelöst, aber sie sind auf dem Weg dahin“, lobt Antoine Burgard, Analyst bei Natixis in Paris, der seine Anlageempfehlung am Tag der Aktienplatzierung von „Neutral“ auf „Kaufen“ anhob. Und fügt an: „Die Solvenz ist jetzt auf dem richtigen Niveau.“

Seit dem Kurshoch von 108,13 Euro im Mai 2007 hat die Deutsche-Bank-Aktie rund 66 Prozent verloren. Belastet wurde der Titel, wie die meisten Finanzwerte, durch den Zusammenbruch von Lehman Brothers, der die Kreditmärkte zum Erliegen brachte, die europäische Schuldenkrise, die das Wirtschaftswachstum ausbremste, und strengere Kapitalregeln, die die Profitabilität schwächten. Aktuell wird das Papier bei etwas über 35 Euro gehandelt.


Anleger halten sich zurück

Investoren bleiben skeptisch. Im Vergleich zum Buchwert ihrer Vermögenswerte werden Deutsche Bank-Aktien niedriger gehandelt als die Wettbewerber. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis lag zuletzt bei 0,60, und damit unter dem Durchschnitt von 0,84 im Bloomberg Europe Banks and Financial Services Index. Das ist ein Zeichen, dass Investoren nicht überzeugt sind, dass die Bank ihre Vermögenswerte richtig bewertet. Die durchschnittliche Kurserwartung für die Aktie auf Sicht von zwölf Monaten liegt bei 39,86 Euro.

„Das Kapital war das Hauptproblem und war für die unterdurchschnittliche Entwicklung der Aktie in den vergangenen Monaten wesentlich verantwortlich“, sagte Jon Peace, Analyst bei Nomura in London. Peace hob seine Empfehlung am Tag der Kapitalerhöhung von „Reduzieren“ auf „Neutral“ an.

Zum Vergleich: 39 Prozent der Analysten empfehlen den Kauf der Credit-Suisse-Aktie, die ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,02 aufweist. 71 Prozent der Analysten bewerten Barclays mit „Kaufen“, genauso viele wie im vergangenen Monat, und 47 Prozent empfehlen die größte Bank der Schweiz, die UBS, zum Kauf.

Die beiden Co-Vorstandschefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, haben die Gesamtkapitalquote Tier 1 nach Basel III von 7,8 Prozent Ende 2012 und weniger als sechs Prozent 2011 auf nunmehr 9,6 Prozent angehoben. Bei Barclays lag die Tier-1-Quote Ende des ersten Quartals bei 8,4 Prozent und die UBS kam auf 10,1 Prozent.


Gründe für einen Verkauf

Gleichwohl raten fünf von 41 Analysten zum Verkauf der Deutsche-Bank-Aktie. Die Deutsche Bank hat ihre Eigenkapitalquote auch dadurch erhöht, indem sie die Berechnungsweise ihrer Risikoaktiva veränderte und das Volumen der riskanteren Aktiva reduzierte.

Jernej Omahen, Analyst bei Goldman Sachs in London, stellt in Frage, ob die höhere Eigenkapitalquote die Investoren beruhigt, da sie auf den eigenen Einschätzungen der Bank zu ihren Risiken beruht: „Ist die Kapital-Debatte wirklich vorüber?“, fragt er in einem vorigen Monat erschienenen Bericht, in dem er seine Verkaufsempfehlung für die Aktie bekräftigt.

JP Morgan Chase hatte ihre Anlageempfehlung vor einem Monat auf „Übergewichten“ angehoben, diesen Schritt in der vergangenen Woche jedoch wieder rückgängig gemacht und die Deutsche-Bank-Aktie auf „Neutral“ gesetzt. Grund dafür waren Sorgen über verbriefte Produkte der Bank. Unter den größten europäischen Investmentbanken würde die Deutsche Bank voraussichtlich am härtesten getroffen, wenn im kommenden Jahr Pläne umgesetzt werden sollten, die für solche Produkte eine höhere Kapitalunterlegung vorsehen. „Die Deutsche Bank ist noch nicht über den Berg“, stellte der JP-Morgan-Analyst Kian Abouhossein fest. „Wir rechnen mit anhaltend hohen Eigenkapitalkosten.“

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