Nordamerikanisches Öl WTI Ölpreis auf 15-Monats-Hoch

Seit zwei Wochen klettern die Ölpreise. Aufwind bekommen sie aus den USA und von einer Einigung, die eigentlich noch keine ist. Der Preistrend muss erst noch beweisen, wie nachhaltig er tatsächlich ist.

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Ein Rückgang der Lagerbestände in den USA verleiht dem Preis für amerikanisches Leichtöl Auftrieb. Quelle: dpa

Frankfurt Für die Ölproduzenten sind es Wochen der Erleichterung. Seit die Opec Ende September angekündigt hat, ihre Produktion zu kürzen, kennt der Ölpreis nur eine Richtung: nach oben. Nun kommt weitere Unterstützung aus den USA.

Nachdem bereits am Dienstagabend das private American Petroleum Institute (API) einen deutlichen Rückgang der landesweiten Rohölvorräte gemeldet hatte, bestätigte heute das US-Energieministerium den Trend. Die hohen Lagerbestände in den USA werden demnach allmählich abgebaut.

Das treibt den Preis, und wie. Das nordamerikanische Leichtöl legt bis zum Abend um drei Prozent zu und erreicht mit 51,78 Dollar je Barrel (159 Liter) seinen höchsten Stand seit 15 Monaten. Die Nordseesorte Brent steigt um 2,4 Prozent auf knapp 53 Dollar, seinen höchsten Stand seit Dezember 2015. Fraglich bleibt jedoch, wie nachhaltig der Anstieg ist.

Dies steht und fällt nicht zuletzt mit der angekündigten Förderkürzung der Organisation erdölexportierender Staaten (Opec). Diese Perspektive bildet derzeit das Fundament für den aktuellen Aufschwung am Ölmarkt. Nahezu täglich verkünden Opec-Mitglieder ihren Optimismus für die im Detail noch zu verhandelnde Förderkürzung. Erst heute betonte der saudische Ölminister Khalid al-Falih auf der Oil & Money-Konferenz in London, dass viele weitere ölfördernde Staaten ihre Unterstützung bei der Kürzung zugesagt hätten. Offiziell hat dies bislang aber nur Russland zugesichert. Länder wie Mexiko oder Norwegen erklärten, ihre Produktion nicht einzuschränken.

Ende November kommt die Opec in Wien zusammen. Dann will sich das Ölkartell über die Frage einigen, welches Mitglied welchen Teil der Kürzung hinnehmen wird.

Ohnehin ist das Ölkartell auf die Unterstützung von außen angewiesen. Die Opec pumpt heute zwar noch immer fast 40 Prozent der täglich rund 96 Millionen Barrel Öl auf dem Weltmarkt zutage. Doch ähnlich war die Situation auch vor dem Ölpreisverfall, der 2014 durchschlug.

Hauptverantwortlich für den Preisrutsch waren damals die Schieferölproduzenten, die mit ihrem Öl für ein Überangebot am Markt sorgten. Bis heute ist deren Produktion zwar wegen der gefallen Preise auch wieder deutlich zurückgegangen – seit dem Höhepunkt im Juni 2015 um zwölf Prozent auf zuletzt 8,6 Millionen Barrel täglich.

Doch steigen die Preise, steigen auch für viele Schieferölkonzerne wieder die Chancen auf Profite. Experten sagen, dass sie ab einem Preis von knapp 60 Dollar verstärkt an den Markt zurückkommen. Mit genau dieser Marke rechnet der saudische Ölminister al-Falih bereits zum Ende des Jahres.

Anzeichen, dass sich die Branche in den USA erholt, sind heute schon zu erkennen. Seit dem 24. Juni steigen nicht nur die Ölpreise, auch die Zahl der Ölbohrungen in den USA nimmt derzeit unablässig zu. Zuletzt waren es mit 432 schon ein Drittel mehr als noch im Juni (allerdings noch weit vom Hoch bei 1.609 Bohrungen im Oktober 2014 entfernt). Im ölreichen Permian-Becken an der Grenze zwischen Texas und New Mexico werden im November erstmals seit 2007 wieder mehr als zwei Millionen Barrel pro Tag gefördert, erklärte das US-Energieministerium am Montag. 2017 werde die gesamte Ölproduktion in den USA wieder steigen, sagte Scott Hanold, Ölanalyst bei RBC Capital Markets.

Auf der Ölkonferenz in London betonte Exxon-Chef Rex Tillerson heute, dass die Schieferölfirmen in den USA dem Ölmarkt eine enorme zusätzliche Kapazität gebracht hätten, schreibt die Financial Times. Sie könnten Saudi-Arabien als sogenannter „Swing-Producer“, der den Preis mit mehr oder weniger Förderung beeinflussen kann, herausfordern.

Saudi-Arabien sitzt gewissermaßen in einer Zwickmühle. Steigt der Preis weiter, was das Land ja möchte, helfen sie zugleich ihren Konkurrenten in den USA. Denn denen kommen neue WTI-Höchststände gerade recht.

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