Ölpreis Angst vor dem Ölschock

Seit Beginn des Jahres hat der Ölpreis um knapp 30 Prozent zugelegt. Erstmals seit August 2008 ist er wieder die Marke von 120 Dollar gesprungen. Droht der Weltwirtschaft nun ein Ölpreisschock?

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Öllager im Hafen von Quelle: dpa

Seitdem der Preis für ein Barrel der Sorte Brent gestern über 120 Dollar gestiegen ist, wächst die Furcht vor dem Ölpreisschock. In der Vergangenheit hat ein explosionsartiger Anstieg der Ölpreise immer wieder für Verwerfungen gesorgt. In den 1970er-Jahren verdreifachten sich die Preise – und stürzten die Welt in eine Rezession. Auch in Folge des Golfkriegs (1990) und nach dem Ende der Asienkrise (1999) kam es zu kurzfristigen Spitzen.

Richtig steil nach oben ging es in den vergangenen Jahren. Der Ölpreis schnellte im Jahr 2007 in die Höhe und kletterte bis zum Sommer 2008 auf 150 Dollar je Barrel. Als dann wenig später die US-Investmentbank Lehman Brothers in die Pleite rutschte, war das für die Weltwirtschaft nicht mehr zu verkraften. Finanz- und Ölkrise lösten die schlimmste Rezession der letzten Jahrzehnte aus.

Noch nicht ausgestanden

Die Folgen dieser Krise sind noch nicht ausgestanden, die Erinnerungen noch frisch. Das erklärt, warum viele Beobachter durch den jüngsten Anstieg der Ölpreise alarmiert sind. „Angesichts der anhaltenden Unruhen im Nahen Osten ist ein möglicher Ölschock immer noch eines der größten Risiken für Wirtschaftswachstum und Finanzmärkte“, sagt Ad van Tiggelen, Investmentstratege bei ING Investment Management.

Entscheidend sind neben dem Preisniveau an sich  auch die Gründe für den Anstieg. Sind die Ölpreise getrieben durch hohe Nachfrage? Oder steigen sie, weil das Angebot knapp ist?

Gefährlich sind vor allem Schocks von der Angebotsseite, diese resultieren meist aus einer Unterbrechung der Versorgung mit Erdöl. Das war beispielsweise in den 1970er-Jahren der Fall. Besser hingegen verkraftet die Welt einen Ölpreisanstieg aufgrund starker Nachfrage. Diese lässt darauf schließen, dass die Wirtschaft rund läuft; es ist also eher ein gutes Zeichen als ein Warnsignal. 

„Angebotsschocks werden in der Regel durch Unruhen im Nahen Osten ausgelöst und belasten in der Tendenz die Finanzmärkte. Das ist bei Nachfrageschocks nicht unbedingt der Fall, da diese für gewöhnlich mit starkem Wirtschaftswachstum einhergehen“, sagt van Tiggelen.

Das Problem in der aktuellen Situation: beides kommt zusammen. Ein knappes Angebot trifft auf hohe Nachfrage. „Bei dem jüngsten Anstieg handelt es sich nicht nur um reine Versorgungsprobleme. Auch die starke Nachfrage aus den USA und Asien spielen eine Rolle“, erklärt van Tiggelen. Die US-Wirtschaft zeigt zaghafte Tendenzen einer Erholung, wie etwa die am Freitag veröffentlichten Daten vom US-Arbeitsmarkt belegen. In der weltgrößten Volkswirtschaft waren im März mehr Stellen als erwartet geschaffen worden. Eine Erholung der Wirtschaft geht einher mit einem höheren Verbrauch an Erdöl.

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