Ölpreis Die Durchhalteparolen der Opec

Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo beschwört erneut die Ölförderkürzung. Doch Hedgefonds und Marktspekulanten trauen dem Abkommen immer weniger – und die Preise schwanken.

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Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo bemüht sich um die Einheit des Ölkartells. Ende November will die Opec endgültig eine Förderkürzung vereinbaren. Quelle: AP

Frankfurt Am Ölmarkt ist es dieser Tage so ein bisschen wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Darin spielt Bill Murray einen Wetteransager, der in einer Zeitschleife gefangen ist, immer wieder am selben Tag aufwacht und immer wieder die gleiche ihn plagende Aufgabe erfüllen muss – das kommende Wetter mithilfe eines erscheinenden oder eben nicht erscheinenden Murmeltiers vorhersagen.

Auf die Situation am Ölmarkt übersetzt heißt das: Am 28. September hat sich die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) darauf geeinigt, ihre Förderung zu kürzen und so den Preis zu stabilisieren. Wie genau das passieren soll, hielt sie aber offen. Seitdem ist für die Opec fast jeder Tag wie der 28. September: Das Ölkartell muss seine Absicht bestätigen, damit der Ölpreis nicht fällt.

Am Montag war es Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo, der diese Aufgabe erfüllte. Am Rande einer Öl-Konferenz in Abu Dhabi erklärte er Medienvertretern: „Wir als Opec halten an der Umsetzung unseres in Algier beschlossenen Abkommens fest.” Die Opec habe zudem keine Preisziele, werde aber, in Kooperation mit anderen bedeutenden Ölförderstaaten, an dem Ausgleich von Angebot und Nachfrage im Jahre 2017 arbeiten.

Letzteres ist in sich paradox. Noch herrscht am Markt ein Überangebot, das den Ölpreis seit Mitte 2014 von über 110 Dollar je Barrel (159 Liter) auf zeitweise weniger als 30 Dollar zu Beginn 2016 hat abstürzen lassen. Selbst dem bedeutendsten Opec-Staat Saudi-Arabien hat das milliardenschwere Löcher in den Haushalt gerissen. Ein ausgeglichener Ölmarkt soll daher sehr wohl die Preise und damit auch die Einkünfte der Ölproduzenten stabilisieren.

Doch auch das Handeln der Opec ist paradox. Einerseits macht sich das Kartell zum Retter der Ölproduzenten, indem es künftig weniger Öl aus den Böden pumpen will. Andererseits aber erhöhte die Opec erst im Oktober ihre Produktion auf den Rekordwert von 34,0 Millionen Barrel pro Tag. Um die geplante Obergrenze von 33 Millionen Barrel einzuhalten, müsste die Opec also täglich mehr als eine Million Fässer weniger fördern. Zwar erklärten sich schon Saudi-Arabien und seine Anrainerstaaten zu Einschränkungen bereit – diese beliefen sich aber lediglich auf 650.000 Barrel, rechnet HSH-Nordbank-Ölanalyst Jan Edelmann vor.

In der vergangenen Woche sind zudem die Lagervorräte in den USA überraschend gestiegen – und zwar um 14,4 Millionen Barrel, so stark wie noch nie. Die Schieferölproduktion in Amerika hatte den Preisverfall seit 2014 maßgeblich ausgelöst.


Das Misstrauen am Markt steigt

Mit den hohen Lagervorräten in den USA und der Rekordförderung der Opec konfrontiert, misstrauen immer mehr Hedgefonds und Marktspekulanten der Wende am Ölmarkt. Sie wetteten zuletzt wieder so stark auf fallende Preise wie seit Mai nicht mehr – und ließen damit allein in der vergangenen Woche den Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent von knapp 50 auf 45 Dollar fallen.

Es ist nicht auszuschließen, dass auch dieser jüngste Einbruch die Opec erneut bewogen hat, das Förderlimit zu bestätigen. Nach Markindos Äußerungen kletterte der Brentpreis am Montag um mehr als ein Prozent auf über 46 Dollar. Dabei half auch der erneute Hinweis darauf, dass auch Russland – mit 11,2 Millionen Barrel täglich gepumpten Öls derzeit der weltgrößte Produzent – zu einer Kürzung bereit sei. Doch der Kreml macht seine Bereitschaft vom Abkommen der Opec abhängig.

Laut den Analysten der Société Générale gibt es wenig Zweifel daran, dass ein Opec-Deal benötigt wird, um die Märkte zu beruhigen. Das hätte nicht zuletzt der Preisverfall in der vergangenen Woche gezeigt. „Der jüngste Einschnitt könnte einige Opec-Staaten von dem Abkommen überzeugen“, schreiben die Analysten.

Ähnlich sieht es auch die Bank of America Merrill Lynch. Die politischen Hürden in der Opec seien zwar herausfordernd. „Aber die unstimmigen Mitglieder sind kaum in der Lage, ihre Förderung noch weiter zu erhöhen“, urteilen die Analysten der Investmentbank. „Daher erwarten wir, dass die Opec mit der Unterstützung von Russland am 30. November einen Deal aushandeln wird.“

Entgegen der Meinung der Bank of America halten die Commerzbank-Analysten die jüngsten Äußerungen für unglaubwürdig. Ohnehin haben mit dem Iran, Irak, Libyen und Nigeria schon vier von 14 Opec-Staaten Ausnahmen von der Kürzung gefordert. Was tatsächlich hinter den vielen Worten steckt, wird sich daher erst auf dem kommenden Opec-Treffen in Wien Ende November zeigen. Dann sollen die Details des Abkommens ausgehandelt werden. Bis dahin ist mit weiter schwankenden Preisen zu rechnen.

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