Ölpreis Opec schmiedet globale Öl-Allianz

Die Opec war durch Streitereien lange wie gelähmt. Nun hat das Ölkartell den Schulterschluss mit ein Dutzend Nicht-Mitgliedern geschafft – ein wichtiger Erfolg. Vor allem das Bündnis mit Moskau ist von großer Bedeutung.

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Die Opec und die nicht zu dem Erdöl-Förderkartell gehörenden Länder haben sich erstmals seit 2001 auf eine gemeinsame Produktionskürzung geeinigt. Quelle: dpa

Wien Der Optimismus des Präsidenten der Organisation erdölexportierender Länder (Opec), Mohammed Bin Saleh Al-Sada, ist erhört worden. Das Ölkartell hat es bei dem kurzfristig einberufenen Treffen geschafft, eine globale Öl-Allianz mit zwölf Nicht-Mitgliedern der Opec zu schmieden, um dauerhaft höhere Preise durchzusetzen. Ein dutzend Nicht-Opec-Länder werden ihre Produktion um rund 600.000 Barrel kürzen. „Die vergangenen zwei Jahre haben einen wachsenden Konsens zwischen den Produzenten gezeigt, dass der Prozess der Markterholung zu lange dauert“, sagte Opec-Präsident und Katars Energie- und Industrieminister auf dem Treffen der Opec und Nicht-Opec-Ländern am Samstag in Wien.

Erst Anfang Dezember hatte das Ölkartell erstmals seit acht Jahren eine Drosselung beschlossen und eine Kürzung der Fördermenge um 1,2 Millionen Barrel (159 Liter) zu Beginn des Jahres 2017 ausgehandelt. Ab Beginn des nächsten Jahres wird das Ölkartell täglich nur noch 32,5 Millionen Barrel fördern. Nun kommen weitere 600.000 Barrel weniger an Produktion durch die beschlossene Kürzung bei einer Reihe von Nicht-Opec-Mitgliedern hinzu. Die Kürzung der Produktion soll ab Januar von einem Komitee aus den Opec-Migliedern Kuwait, Venezuela und Algerien sowie den Nicht-Mitgliedern Russland und Oman überwacht werden, hieß es am Samstag.

Irans Ölminister Bijan Namdar Zanganeh sprach nach dem Ende des Treffens in Wien von einer Kürzung der Förderung um 600.000 Barrel durch Nicht-Opec-Länder. Wie das Opec-Mitglied Nigeria über den Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte, einigte sich die Konferenz auf eine Kürzung der Ölproduktion von 617.000 Barrel (159 Liter) pro Tag. Den größten Beitrag leistet Russland mit 300.000 Barrel. Aber auch Ölförderländer wie Mexiko und Kasachstan leisten einen wichtigen Beitrag. Die Lateinamerikaner haben laut nigerianischen Ölministerium zugesagt, 100.000 Barrel weniger zu fördern. Kasachstan kürzt seine Produktion um 50.000 Barrel. Eine Bestätigung durch die Opec stand am Samstagabend noch aus. Der venezolanische Ölminister Eulogio del Pino gab sich bereits zum Auftakt des Treffens in Wien ausgesprochen optimistisch.

Der offensichtliche Schulterschluss – der erste sein 15 Jahren zwischen dem Öl-Kartell und Nicht-Mitgliedern – ist für die Opec ein großer Erfolg. Denn damit beweist das Ölkartell mit den Schwergewichten Saudi-Arabien, den Golf-Staaten und dem Iran, dass es ihm mit einer Kehrtwende auf dem Ölmarkt sehr ernst ist. Vor allem das Bündnis mit Russland ist für das Öl-Kartell von großer Bedeutung. Deshalb vergaß Opec-Präsident Bin Saleh Al-Sada am Samstag nicht, die zentrale Rolle des russischen Energieministers Alexander Novak herauszustellen. „Er ist ein starker Anwalt der Beratungen zwischen Opec und Nicht-Opec-Produzenten gewesen, um das heiß ersehnte Gleichgewicht im Ölmarkt wieder herzustellen. Sein Engagement und seine Führungskraft in diesem Prozess hat bei allen Beifall gefunden”, sagte der katarische Energieminister am Samstag.


Für Russland ist die Kürzung schmerzlich

Ebenso wie die Opec hat Russland ein elementares Interesse daran, dass der Ölpreis schleunigst steigt. Die Nordseesorte Brent legte am Freitag um ein knappes halbes Prozent auf annähernd 54 Dollar zu. Vor über zwei Jahren notierte der Ölpreis pro Barrel bei über 100 Dollar.

Für Russland ist die zugesagte Förderkürzung ausgesprochen schmerzlich. Im vergangenen Monat förderte Russland 11,2 Millionen Barrel pro Tag – so viel wie seit 30 Jahren nicht mehr. Der Staatshaushalt ist von den Exporten von Öl und Gas extrem abhängig. Um die Finanzlücken im Budget zu schließen, hat der russische Staat in dieser Woche annähernd ein Fünftel der Aktien am Ölriesen Rosneft an den Schweizer Rohstoffkonzern Glencore und den Golfstaat Katar verkauft. Das Tandem zahlt rund 10,5 Milliarden für das Paket mit 19,5 Prozent der Aktien an Rosneft. Auch nach dem Geschäft bleibt der russische Staat aber Mehrheitsaktionär.

In den vergangenen Jahren war das Ölkartell durch die Streitereien wie gelähmt. Saudi-Arabien und sein Erzrivale Iran standen sich lange unversöhnlich gegenüber. Dieser Dualismus ist überwunden. Dennoch sind die Zweifel im Markt weiterhin groß, ob die Opec die auf ein halbes Jahr vereinbarte Förderkürzung am Ende auch durchhalten wird. „Wir erwarten im ersten Quartal eine relative hohe Umsetzung der konkreten Opec-Länder-Quoten. Dann wird aber unserer Meinung nach die Produktion der betroffenen Länder wieder nach oben tendieren“, sagte David Wech, Chef der Ölanalystenfirma JBC Energy, dem Handelsblatt. Zudem glaubt er, wie viele seiner Kollegen auch, dass steigende Ölpreise für eine Renaissance des amerikanischen Schieferöls sorgen werden. „Deshalb haben wir unsere Preisprognose nur für die nächsten Monate nach oben revidiert. Im Schnitt sehen wir den Brent-Preis für 2017 nahezu unverändert bei 50 Dollar pro Fass“, resümiert Wech.

Um dem Preis Auftrieb zu verleihen, haben Opec-Mitglieder wie Saudi-Arabien bereits erste Maßnahmen getroffen. Der weltgrößte Ölkonzern Aramco aus Saudi-Arabien hat nun seinen Kunden mitgeteilt, dass die Schiffslieferungen ab Januar geringer ausfallen werden. Zuletzt hatte Saudi-Arabien 10,5 Millionen Barrel pro Tag an Öl gefördert. Mehrheitlich geht der Export nach Asien. Auch Kuwait hat bereits angekündigt, die Produktion, wie auf der Opec-Konferenz vereinbart, ab der Jahreswende zu kürzen.

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