Paradox? Schrott-Anleihen sind sicherer als Staatsanleihen

Vergessen Sie Staatsanleihen, investieren Sie in Ramsch-Anleihen. So lautet das Ergebnis einer Studie der Citigroup, von dem die Analysten selbst überrascht sind. Hochzins-Anleihen sind plötzlich die sicherere Anlage.

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Kritisches Plakat während einer Demonstration. Auf Suche nach Rendite gehen Anleger immer mehr Risiken ein. Quelle: ap

New York Investoren sollten damit aufhören, sich über die niedrigen Renditen von „Ramsch“- Anleihen zu beschweren. Stattdessen sollten sie einfach geliehenes Geld nutzen, um so die Erträge zu versüßen. Gleichzeitig berge das unterm Strich auch weniger Risiko. So lautet zumindest der Ratschlag der Analysten der US-Bank Citigroup auf den Punkt gebracht.

Den Strategen zufolge, die von Stephen Antczak geführt werden, machen Investoren einen besseren Schnitt, wenn sie Anleihen aus dem Ramsch-Bereich hebeln, anstatt beim Hebeln von US-Staatsanleihen, Aktien, Schwellenland-Investments oder Anleihen aus dem Qualitäts- Segment „Investment-Grade“. Um Ertragsziele von 10 Prozent zu erreichen, müssen Investoren sich bei Ramsch-Anleihen nicht ganz so viel Geld leihen, argumentieren sie. Das bedeute schlussendlich auch weniger potenzielle Verluste für den Fall, dass es zu einem Ausverkauf am Markt kommt.

„Alle sitzen im gleichen Boot“, schreibt Stratege Antczak in der Studie. „Ich brauche 5 Prozent, ich brauche 10 Prozent – nur, wie komme ich dahin? Was ist der Weg mit dem geringsten Risiko, um das Ziel erreichen.“

Es ist ein Zeichen der Zeit, dass Analysten die sichersten Wege unter die Lupe nehmen, wenn es darum geht Hebel zu nutzen, um die Erträge auszuweiten. Vor fünf Jahren lag die durchschnittliche Rendite von US-amerikanischen Hochzins-Anleihen bei 11,4 Prozent – inzwischen sind es gerade einmal noch 6,1 Prozent. Das geht aus Index-Daten des Finanzdienstleisters Bank of America Merrill Lynch hervor.

Während die Renditen meist eingebrochen sind, hat die Notwendigkeit, Gewinne zu erzielen, keinesfalls abgenommen. Viele Pensions-Fonds haben ihre jährlichen Ertragsziele von rund 8 Prozent beibehalten. Und Rentner wollen Zinsen auf ihre Investments, um alltägliche Ausgaben zu decken.

Wenn diese Notwendigkeiten mit sechs Jahren von Nahe-0-Zinsen der Federal Reserve ins Verhältnis gesetzt wird, erklärt sich das risikoreichere Verhalten.


„Anleihe-Käufer haben nur zwei Alternativen“

Händler nutzen zunehmend Credit-Default-Swaps (eine Art Kreditausfallversicherung). Diese erlauben es ihnen, weniger eigenes Geld einzusetzen, um potenziell höhere Risiken und damit auch potenziell höhere Erträge zu erzielen als wenn sie Anleihen direkt kaufen würden. Offene Wetten auf einen aktuellen Credit-Swap-Index, der an nordamerikanische Ramsch-Anleihen gebunden ist, sind auf das höchste relative Niveau seit mindestens 2011 gestiegen.

Um das Ertragsziel von 10 Prozent unter Ausnutzung von Cash-Anleihen zu erreichen, müssen Investoren die Hebelung bei ihren Hochzins-Anlagen auf das 2,3fache ihres Wertes steigern, rechnen die Citigroup-Analysten vor. Bei Staatsanleihen hingegen sei eine 8,1fache Hebelung notwendig.

Unterm Strich sind Ramsch-Anleihen laut Citigroup die sicherere Wette, wenn das jeweilige relative Niveau der Geldausleihungen betrachtet wird. Investoren würden nur 9 Prozent mit den Papieren verlieren in einem Szenario, in dem sie ihren schlechtesten Monats-Ertrag seit 2011 einfahren, heißt es von den Analysten weiter. Ihren Angaben zufolge würde der Schaden bei Staatsanleihen 13,6 Prozent betragen.

„Wir sind auf ein paar überraschende Resultate gestoßen“, stellen die Strategen in ihrer Studie fest, die sie in dieser Woche veröffentlicht haben. „Hochzins ist weniger riskant als US-Staatsanleihen.“

Anleihe-Käufer würden demnach vor zwei Alternativen stehen: Entweder sie gehen stärker in den Bereich der Ramsch-Bonds. Oder aber sie schrauben ihre Ertragserwartungen zurück.

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