Passive Anlageprodukte Deutsche Bank hat mit ETF-Sparte Großkunden im Visier

Die ETF-Sparte der Deutschen Bank will mehr institutionelle Kunden hinzugewinnen. Für die Großkunden werden hierfür spezielle, individuelle Portfolios zugeschnitten.

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Im Bereich der passiven Investmentprodukte, zu denen neben ETFs auch ETCs (Exchange Traded Commodities) sowie Optionsscheine gehören, arbeiten bei der Deutschen Bank weltweit rund 100 Mitarbeiter. Quelle: AFP

Frankfurt Die ETF-Mannschaft der Deutschen Bank will mit der engeren Anbindung an die Vermögensverwaltung noch mehr professionelle Anleger gewinnen. „Die institutionellen Kunden sind unsere Hauptzielgruppe", sagte Reinhard Bellet in einem am Montag veröffentlichten Reuters-Interview.

Bellet leitet das Geschäft mit passiven Anlageprodukten innerhalb der neu formierten Sparte Asset and Wealth Management (AWM) bei der Deutschen Bank. „Die großen Kunden wollen keine ETFs von der Stange, sondern speziell zugeschnittene passive Portfolios." Auch reiche Privatkunden könnten stärker angesprochen werden als bislang.

Die Deutsche Bank stellt ihre Vermögensverwaltung gerade komplett neu auf: Das Geschäft mit aktiv gemanagten Fonds und passiven Produkten wie ETFs und Zertifikaten wird jetzt aus einer Hand angeboten und bedient gleichermaßen Kleinsparer, vermögende Privatleute und institutionelle Kunden. Die Marke db x-trackers mit ihren börsennotierten Indexfonds (ETFs) wurde dazu vom Investmentbanking abgetrennt und an AWM angedockt, wo neuerdings ebenfalls ein Investmentbanker das Sagen hat: Michele Faissola. Er muss die schwächelnde Vermögensverwaltung, die bislang kaum Gewinne abwirft, bis 2015 auf Vordermann bringen.

„Wir sind jetzt mit der Struktur unseres passiven Geschäfts wie Blackrock aufgestellt", sagte Bellet. Die US-Firma Blackrock ist der größte Vermögensverwalter der Welt und in Europa mit deutlichem Abstand vor der Deutschen Bank Nummer Eins im ETF-Geschäft. Die Amerikaner entdeckten lange vor allen anderen das boomende Geschäft mit Indexfonds, die preisgünstiger sind als aktiv gemanagte Fonds, weil sie Indizes meist eins zu eins abbilden.


Zukäufe vielleicht, Preiskrieg nein

Im Bereich der passiven Investmentprodukte, zu denen neben ETFs auch ETCs (Exchange Traded Commodities) sowie Optionsscheine gehören, arbeiten bei der Deutschen Bank weltweit rund 100 Mitarbeiter. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus dem aktiv gemanagten Fondsgeschäft klappe in der neuen Struktur gut, sagte Bellet.

„Da gibt es keinen Kulturschock." Die Deutsche Bank mache sich aber nicht die Illusion, mit ETFs hierzulande noch stärker die einfachen Kleinsparer anlocken zu können. Viele wüssten nicht einmal, was ETFs seien.

Eine erste Zwischenbilanz zum Umbau der Vermögensverwaltung will die Deutsche Bank im Sommer geben. Bislang macht sich Faissola, ein enger Vertrauter des neuen Co-Vorstandschefs Anshu Jain, in der Öffentlichkeit noch rar.

Zwar muss auch Bellet für seinen Bereich streng auf die Kosten schauen, Extras sind eigentlich nicht drin. Übernahmen schließt er aber trotzdem nicht aus. „Wenn es sich ergibt, dass ETF- und Fondsanbieter auf dem Markt angeboten werden, sind wir immer für Zukäufe offen", sagte er. „Vor zwei Jahren haben wir beispielsweise in den USA einen kleinen Anbieter gekauft, um in den dortigen Markt hereinzukommen. Unser Fokus liegt auf Europa, Asien und USA."

Im ETF-Geschäft will db x-trackers stärker zulegen als der Gesamtmarkt, der in diesem Jahr um 20 Prozent wachsen dürfte, wie Thorsten Michalik schätzt, Leiter des weltweiten Vertriebs für passive Produkte bei der Deutschen Bank. Nicht einlassen will er sich auf einen Preiskampf bei ETFs, wie er in den USA seit einigen Monaten herrscht: „Preissenkungen sind bei uns nicht vorgesehen."

Das Geschäft mit physisch replizierenden ETFs will db x-trackers weiter ausbauen. Bisher hatte sich die Deutsche-Bank-Marke auf den swap-basierten Ansatz konzentriert, bei dem die Bestandteile eines Index nicht im ETF gehalten werden, sondern die Indexentwicklung über Derivate nachvollzogen wird. Derzeit bietet db x-trackers fünf physisch replizierende ETFs an. "Wir schauen uns genau an, wo solche ETFs Sinn machen", sagte Michalik. Es sei geplant, bis zum Jahresende etwa 25 physisch replizierende ETFs im Angebot zu haben.

Das sei kein Strategiewechsel, sondern es gehe um eine größere Auswahl für den Kunden. „Der Anleger soll die Möglichkeit haben, Alternativen zu den Produkten der Mitbewerber auch bei uns zu finden." Dominiert wird der Markt mit physisch replizierenden ETFs in Europa von der Blackrock-Marke iShares, die fast die Hälfte des verwalteten Vermögens auf sich vereint.

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