Ramsch-Anleihen Anleger verkaufen Junk-ETFs

Von ETFs, die in Papiere mit Ramsch-Rating investieren, lassen Anleger aktuell lieber die Finger. Ganz anders sieht es bei den Banken aus. Auch Börsenhändler bereiten sich schon auf den nächsten Nachfrageschub vor.

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In den USA sind die Meinungen zu Junk-Bonds geteilt. Quelle: ap

New York Die Banken an der Wall Street stocken ihre Bestände an Anleihen mit einem „Ramsch-Rating” auf. Anleger sind dagegen vorsichtig und stoßen börsengehandelte Fonds (ETFs), die in solche Papiere investieren, ab. Die Banken greifen zu, nachdem die Kurse der „Schrottpapiere” von ihren Rekordhochs wieder gesunken sind.

Die 21 Primärhändler, die mit der Federal Reserve Geschäfte machen, haben in den ersten beiden Maiwochen ihre Nettopositionen an Junkbonds um 37 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar (sechs Milliarden Euro) erhöht. Indes berichteten US-Hochzinsfonds in der vergangenen Woche Nettoabflüsse von 400 Millionen Dollar, wobei per Saldo 520 Millionen Dollar aus ETFs abgezogen wurden, wie aus Daten von Bank of America Corp. hervorgeht.

„ETFs sind in der Regel die großen Volumentreiber”, sagt Guy LeBas, Chef-Stratege für Festverzinsliche bei Janney Montgomery Scott LLC in Philadelphia. Der Job eines Händlers ist es „Bonds zu kaufen, wenn die Leute sie verkaufen wollen”.

Die Händler saugen die auf den Markt kommenden Papiere auf, denn Banken von JPMorgan Chase & Co. bis Barclays Plc gehen davon aus, dass die Nachfrage sich wieder erholen wird. Obwohl den Banken neue Beschränkungen bezüglich des Eingehens von Risiken und höhere Kapitalanforderungen ins Haus stehen, hat der Rückzug der Investoren sie bewogen, ihre traditionelle Rolle zu übernehmen und den Handel mit eigenem Geld zu erleichtern. Zuvor hatten sie ein beispielloses Volumen von neuen, als spekulativ eingestuften Anleihen platziert.

Der durchschnittliche Kurs von Junkbonds in den USA ist auf 106,2 Cent je Dollar Nominalwert gesunken, nachdem er am 9. Mai ein Rekordhoch von 107,2 Cent erreicht hatte, wie Indexdaten von Bank of America Merrill Lynch zeigen. Die Anteilsscheine am größten Hochzins-ETF, dem 15,8 Milliarden Dollar schweren iShares iBoxx High-Yield Corporate Bond Fund von BlackRock Inc. sind Bloomberg-Daten zufolge in dem Zeitraum um 1,2 Prozent auf 94,89 Dollar gesunken.


Analysten erwarten große Nachfrage nach Hochzinsprodukten

In der Woche zum 17. Mai haben Emittenten mit einer spekulativen Bonitätseinstufung neue Anleihen im Volumen von 17,2 Milliarden Dollar an den Markt gebracht, wie Bloomberg-Daten zeigen. Sie wollten die weiterhin niedrigen Zinsen nutzen - der Leitzins liegt das fünfte Jahr in Folge bei etwa null.

Die zunehmenden Junkbond-Positionen in den Bilanzen der Banken stellen eine Trendwende gegenüber April dar, als sie ihr Nettoengagement um 24 Prozent auf 5,63 Milliarden Dollar verringerten, wie Daten der Fed zeigen. Angesichts neuer weltweiter Vorschriften haben die Banken ihre Bestände an derartigen Papieren reduziert.

Hochzinsanleihen haben seit 2008 einen durchschnittlichen annualisierten Ertrag von 21 Prozent eingebracht, nachdem die Fed mehr als 2,5 Billionen Dollar in das Finanzsystem gepumpt hat, um das Wachstum anzukurbeln. Die Renditen von auf Dollar lautenden Junkbonds sind am 9. Mai auf ein beispielloses Tief von 5,98 Prozent gefallen, nach 19,5 Prozent Ende 2008.

Investoren von Pensionären über Pensionssparpläne bis hin zu Versicherungsgesellschaften stecken Geld in Junkbonds, was es den Unternehmen ermöglicht hat, in den USA in diesem Jahr 188,8 Milliarden Dollar über derartige Papiere aufzunehmen, wie Bloomberg-Daten zeigen. Mehr als 70 Prozent der neu begebenen Bonds werden von Investmentfonds aufgekauft, die auf Privatpersonen ausgerichtet sind, die täglich Anteile kaufen oder verkaufen können, so Stephen Siderow von BlueMountain Capital Management LLC.

Das führt zu einer „Liquiditäts-Inkongruenz”, weil die Fonds längerfristige Papiere kaufen, erläutert er. “Banken haben früher einen sehr viel höheren Bestand an Anleihen in ihren Bilanzen gehabt und dem Markt Liquidität zur Verfügung gestellt”, so Siderow.

Zwar wird die Marktstimmung für Hochzinsanleihen sich letztlich verschlechtern, aber eine Trendwende ist in naher Zukunft nicht zu erwarten, weil Zentralbanken von den USA bis Japan an ihren Bondkaufprogrammen zur Ankurbelung der Weltwirtschaft festhalten, erläutert Todd Youngberg von Aviva Investors in Chicago.

„Es gibt so viel Nachfrage nach Hochzinspapieren, dass sie das Angebot übertrifft”, sagte er. „Die Leute glauben, es sei jetzt schmerzhaft, wenn sie nicht kaufen können; sie sollen mal abwarten, wenn sie nicht mehr verkaufen können.”

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