Man darf gespannt sein, wie sich die nächste wichtige Branche im Dax schlägt: die Chemie- und Pharmaindustrie. Grundsätzlich findet eine Aufspaltung statt, wie es sich gut an Bayer zeigt: einfache, klassische Chemie (Lanxess, Covestro) wird ausgegliedert, die vermeintlichen Perlen (Pharma) bleiben im Konzern. Immerhin, der Kampf um die Neustrukturierung (etwa die Hoffnung auf die Agrarchemie) hält für die Branche die Phantasie am Köcheln. So gesehen bieten Chemie und Pharma für Anleger derzeit eine interessante Mischung.
Ein Spezialfall sind die beiden Fresenius-Aktien. Das Unternehmen selbst rechnet sich nicht zur Pharma-Branche, sondern sieht sich im großen Trend Gesundheit. Das stimmt besonders für die Dachgesellschaft Fresenius SE dank breiterem Geschäft besser als für die auf Dialyse spezialisierte Fresenius Medical Care (die zuletzt aber immerhin durch höhere Gesundheitsleistungen in den USA nun auch wieder einen Gewinnanstieg geschafft hat).
Als Stabilisator für den Dax erweisen sich die Unternehmen, die zur Jahrtausendwende ihren Börsendurchbruch hatten, dann eine lange Reinigungskrise durchmachten, jetzt aber zu den weltweit führenden Unternehmen gehören: IT, Telekom, High-Tech. SAP, Infineon und die Telekom gehören mittlerweile im Dax zu festen Größen, die zudem wenig konjunkturempfindliche Gewinne liefern. Dass selbst Teile von Siemens hier zuzurechnen sind, spricht für die dauernde Wandlungsfähigkeit dieser Industrieikone.
Vergleicht man den Branchenmix im Dax mit der Aufteilung an anderen, großen Märkten, dann sind die Aussichten für Anleger mittelprächtig: Sie sind im Dax besser als im Euro Stoxx, der immer noch stark von angeschlagenen Finanzwerten und trägen Energiekonzernen belastet wird. Sie sind aber nicht so gut wie im Dow Jones, der von einem Mix starker Konsumwerte, führender Pharmaunternehmen und High-Tech-Ikonen gestützt wird – auch wenn bei letzteren vor allem Apple derzeit etwas außer Tritt geraten ist.
Dax-Spielraum bis 9500 Punkte, Dow robust, Nasdaq wacklig
Kurskorrektur im Dax ausloten, hieß an dieser Stelle vor einer Woche die Devise. Daran hat sich bis zur Stunde nichts geändert. Nachdem der Dax wieder unter die Marke von 10.000 gerutscht ist und den Aufwärtstrend von Februar bis Anfang Mai gebrochen hat, dürfte sich die laufende Korrektur fortsetzen. Es wird immer knapper, ob 9800 Punkte halten. Die nächste Auffangzone läge dann bei 9500. Vom Zeitfenster sieht es weiter so aus, als ob der Dax im Rahmen einer klassischen Korrektur vier bis sechs Wochen dafür in Anspruch nimmt. So gesehen könnte er Ende Mai bis Anfang Juni seine nächsten Tiefpunkte sehen.
In stärkerer Verfassung ist nach wie vor der Dow Jones, der sich mit einem Stand um 17.700 gut über der wichtigen Unterstützungszone um 17.200 hält. Allerdings ist der Nasdaq 100 schwächer, er ist schon unter die 200-Tage-Linie gerutscht. Das könnte ein Warnsignal sein, dass die US-Konjunktur vielleicht doch nicht so robust ist, wie bisher erwartet. Womöglich wird das erst offensichtlich, wenn die neue politische Führung zu ihrem Start dann Inventur macht.