Rohstoffe Der Iran lässt den Westen an sein Öl

Der Iran will westliche Unternehmen an seinen Öl- und Gasquellen beteiligen. Ölminister Zanganeh erhofft sich milliardenschwere Investitionen. Das Land benötigt neue Technologien, um die Förderung weiter zu steigern.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Westliche Konzerne können sich künftig zumindest teilweise an der iranischen Ölproduktion beteiligen. Quelle: dpa

Der Iran öffnet sich weiter dem Westen. Am Mittwoch hat die Regierung in einer Kabinettssitzung mit Präsident Hassan Ruhani ein neues Vertragsmodell ratifiziert, das künftig ausländischen Unternehmen den Zugang zu iranischen Öl- und Gasquellen ermöglichen soll.

Der Iran erhofft sich ausländische Investments in Höhe von bis zu 50 Milliarden Dollar pro Jahr. Offenbar sieht der Plan Joint-Ventures mit dem iranischen Staatskonzern National Iranian Oil Company vor. Die Priorität liege auf „gemeinsam besessenen Öl- und Gasfeldern“, erklärte Bijan Namdar Zanganeh, der Ölminister Irans, bereits am Montag in Teheran.

In einem Interview mit einem iranischen Magazin machte Zanganeh im Juni klar, dass die Ölreserven allerdings im Besitz des iranischen Staates bleiben. Zudem sollen „bedeutende Entscheidungen“ eines Joint-Ventures vom iranischen Staatskonzern abgesegnet werden.

Die deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen

Seitdem der Westen die Sanktionen wegen des iranischen Atomprogrammes Anfang des Jahres aufgehoben hat, haben bereits mehrere westliche Unternehmen Interesse zur Zusammenarbeit bekundet. So haben etwa Total, OMV, Wintershall oder Saipem – ein Tochterunternehmen der italienischen Eni – Absichtserklärungen unterzeichnet.

Laut Angaben der iranischen Nachrichtenagentur betreffe das Vertragsmodell das Upstream-Geschäft, also nur die Förderung von Öl und Gas. Ob auch das Downstream-Geschäft, also die Verarbeitung zu Produkten wie Benzin, Diesel oder Kerosin, bei den Verträgen eine Rolle spielt, geht aus dem Bericht der Nachrichtenagentur nicht hervor. Zwei Jahre lang hat das Land an dem Vertragswerk getüftelt.

Wissenswertes zum Iran

Über die gewünschte Dimension ausländischer Investments zeigen sich Analysten jedoch noch skeptisch. 50 Milliarden Dollar jährlich hält der leitende Rohstoffanalyst der Commerzbank, Eugen Weinberg, für „Wunschdenken“. Er glaubt, dass sich die Partnerschaft mit westlichen Unternehmen durchaus für den Iran auszahlen kann. Doch bis Summen dieser Größenordnung erreicht werden, dürften noch Jahre vergehen, sagt Weinberg. „Ich glaube, dass die meisten internationalen Unternehmen erst sehr vorsichtig in dem Land investieren werden.“

Seit der Aufhebung der Sanktionen hat der Iran seine Ölförderung stark angekurbelt. Seit Januar stieg die Produktion von 2,8 auf 3,5 Millionen Barrel täglich. Doch seit April stagniert der Aufschwung. Kooperationen mit westlichen Konzernen könnten neue Technologien in das Land bringen, um mehr Öl zu fördern. Der Iran möchte seine Ölförderung wieder auf das Vorsanktionsniveau heben. Damals wurden vier Millionen Barrel täglich produziert.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%