Rohstoffmarkt Donald Trump lässt die Ölpreise purzeln

Obwohl die Opec an ihrer Förderkürzung bastelt, fallen die Ölpreise. Das liegt nicht nur an den Zweifeln am Abkommen: Der kommende US-Präsident Donald Trump hat der Branche ein wichtiges Versprechen gegeben.

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Der Republikaner Donald Trump verspricht der Energieindustrie in den USA weniger Regulierung. Quelle: AFP

Frankfurt Für das Kartell der erdölexportierenden Staaten (Opec) kommt Donald Trump ungelegen. Während die Opec noch darüber streitet, wie sie überhaupt zu einer Förderkürzung finden wird, um die Preise wieder steigen zu lassen, droht der gewählte und ab 20. Januar 2017 amtierende US-Präsident alle Maßnahmen zu torpedieren.

„Stellt euch eine Welt vor, in der weder unsere Feinde noch das Ölkartell Energierohstoffe weiter als Waffe gebrauchen können“, sagte Trump schon am 26. Mai 2016 auf der Petroleum Conference in North Dakota. Der US-Bundesstaat ist einer der boomenden Schieferöl-Regionen des Landes. Seine Versprechungen über komplette Energie-Unabhängigkeit finden dort rauschenden Applaus. „Künftig werden und bleiben wir völlig unabhängig von Importen der Opec oder anderen Nationen, die unseren Interessen feindlich gegenüberstehen.“

Damit die Schieferölindustrie auch liefern kann, was Trump verspricht, will der Republikaner Umweltauflagen senken und Regulierungen abschaffen. Die Mehreinnahmen verspricht der Republikaner, in Schulen und Infrastruktur zu investieren. Wie genau das passieren soll, welche Auflagen abgeschafft und welche Anreize die Unternehmen erhalten sollen, ist knapp eine Woche nach den US-Wahlen noch unklar. Klar scheint bislang nur: In den USA soll bald wieder mehr Öl fließen. Macht Trump seine Ankündigungen wahr, droht der Preis für Öl weiter zu fallen. Es käme zum Déjà-vu: Schließlich waren es vor allem die Schieferöl-Produzenten aus den USA, die den Ölpreis von Mitte 2014 bis Anfang 2016 zeitweise geviertelt haben.

Die neue Energie-Strategie unter Trump dürfte der Opec Albträume bereiten. Das Ölkartell plagt sich damit, seine Förderung zu kürzen. Das soll die Preise wieder klettern lassen und so die Einnahmen ihrer Staatshaushalte steigern. Denn heute herrscht immer noch ein Überangebot am Ölmarkt. Kein Wunder also, dass die Ölpreise nach der US-Wahl unter Druck stehen. Am Montag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent weniger als 44 Dollar, eines des nordamerikanischen Leichtöls WTI weniger als 43 Dollar. Das sind jeweils etwa zehn Dollar weniger als noch vor einem Monat.

Mittelfristig rechnet der Ölanalyst Jan Edelmann von der HSH Nordbank mit fallenden Preisen. Ein Grund dafür gibt es heute schon: Nach neuesten Angaben hat die Opec im Oktober 33,6 Millionen Barrel täglich gefördert – ein Rekordwert. Darin ist die Steigerung des Irans um weitere 200.000 Fass noch gar nicht enthalten.


Wird ein Ölunternehmer Energieminister?

Und auch aus den USA kommt weiter Druck: Nach dem rekordstarken Anstieg der US-Lagerbestände Anfang November schwollen sie in der vergangenen Woche erneut an. Die Zahl der Öl-Bohrungen in den USA stieg seit Jahresbeginn wieder stark auf zuletzt 452. Das ist zwar immer noch etwas weniger als ein Drittel von seinem Höchststand vor zwei Jahren. Die Entwicklung zeigt aber, dass die Schieferölfirmen sowohl ihre Effizienz steigern konnten als auch schnell auf ein positives Umfeld reagieren. Lockert Trump die Regularien, könnte dies weiteren Schub geben.

„Ohnehin bahnt sich hier eine Trendwende an: zuletzt ist es zwar noch die Produktion im Golf von Mexiko, welche die US-Produktion wieder steigen lässt. Aber auch die Perspektiven für die Schieferölindustrie haben sich mit der Belebung der Bohraktivitäten deutlich aufgehellt“, kommentiert Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Die von Trump versprochene Energie-Unabhängigkeit wird trotzdem nicht ohne weiteres zu erreichen sein. Heute fördern die USA 8,7 Millionen Barrel Öl. Der Verbrauch lag 2015 aber im Schnitt bei 19,4 Millionen Barrel. Das heißt: Um sich komplett selbst zu versorgen, müssten die Amerikaner mehr als doppelt so viel pumpen. Das gleicht aus heutiger Sicht einer Mammutaufgabe.

Dass Trump vor der jedoch nicht zurückscheut, zeigen nicht nur seine Worte. Es könnten Taten folgen. Harold Hamm gilt als möglicher Kandidat für den Posten als neuer Energieminister. Er war bereits Berater in Trumps Wahlkampfteam. Trump bezeichnet Hamm als einen „langjährigen Freund“, von dem er viel über Energie gelernt habe. Hamm ist heute aber vor allem eines: CEO des Schieferöl-Unternehmens Continental Resources. Das ergäbe einerseits einen immensen Interessenkonflikt, könnte andererseits zu einer raschen Lockerung der Regularien führen.

Damit könnten sich die US-Produzenten aber auch selbst schaden. „Je erfolgreicher Trump die Ölförderung nach oben treibt, desto tiefer würde der Ölpreis fallen. Bei Preisniveaus von 35 US-Dollar je Barrel für die Sorte Brent können viele Fracker (Schieferölunternehmen, Anm. d. Red.) nicht mehr mithalten, Regulierungsabbau hin oder her. Der Preis würde sich rasch wieder erholen“, erklärt Edelmann von der HSH Nordbank.

In der Konsequenz würden Investitionen in teure Technologien wie Tiefseebohrungen oder Ölsande weiter aufgeschoben. Dies könnte in einigen Jahren zu einem Angebotsengpass führen. „Die derzeitige Talfahrt der Ölpreise dürfte sich dann in einen starken Anstieg der Preise umkehren.“

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