Scout24 Börsengang Frisches Geld für Immobilienscout24

Deutsche Unternehmen trotzen der Chinakrise und trauen sich wieder an die Börse. Nach Bayers Covestro will jetzt auch Deutschlands größter Online-Marktplatz für Immobilien und Autos neue Aktien ausgeben.

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Immobilien in Leipzig Quelle: Immobilienscout 24

Im zweiten Anlauf soll der Börsengang jetzt klappen: Bereits 2014 kündigte das Mutterhaus von Deutschlands größtem Miet- und Kaufportal Immobilienscout24 an, seine Plattformen, zu denen auch Autoscout24 gehört, an die Börse zu bringen. Damals stoppte man die Vorbereitungen mit Hoffnung auf ein marktfreundlicheres Umfeld.

Das scheint nun gekommen, im Schatten des Börsengangs der Bayer Kunststoff-Sparte Covestro könnte die Platzierung schon in den nächsten Wochen anstehen. „Der Börsengang ist der nächste logische Schritt in der Entwicklung des Unternehmens und jetzt ist der richtige Zeitpunkt, diesen Schritt zu gehen“, sagt Scout24-Chef Gregory Ellis. Er war im März 2014 als neuer Geschäftsführer zum Unternehmen gekommen.

Insgesamt könnte die Notierung ein Volumen von 800 Millionen Euro einbringen, netto sollen mindestens 200 Millionen Euro für den Konzern übrig bleiben, um Schulden in Höhe von 950 Millionen abzubauen und weiteres Wachstum zu finanzieren. Den Börsengang betreuen neben der Credit Suisse und Goldman Sachs auch Barclays, Morgan Stanley und die Jefferies Group.

Die heißesten Börsenneulinge
ABN AmroDie Privatisierung der niederländischen Großbank ABN Amro droht zum Verlustgeschäft für die Regierung zu werden. Sie teilte am Dienstag mit, 23 Prozent der Anteile an den Markt bringen zu wollen. Die Aktien würden dabei Investoren für jeweils 16 bis 20 Euro angeboten. Auf Basis dieser Preisspanne hat die Bank einen Wert von 15 bis 18,8 Milliarden Euro. Auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise 2008 wurde ABN Amro allerdings mit Steuergeldern in Höhe von mehr als 22 Milliarden Euro verstaatlicht. Quelle: AP
Scout24 Schon vergangenes Jahr liebäugelte die Scout24-Gruppe, zu der Immobilienscout24, AutoScout24, die Datingseite FriendScout24 und das Finanzvergleichs-Portal FinanceScout24 gehören, mit dem Börsengang. Nachdem jedoch die Papiere von Zalando und RocketInternet ins Rutschen geraten waren, wurde es still um die IPO-Pläne. Nun hat das Handelsblatt aus Bankkreisen erfahren, dass Scout24 Anfang September konkretere Börsenpläne bekannt geben will. Den Informationen zufolge soll das IPO ein Volumen maximal einer Milliarde Euro haben - das wären 200 Millionen Euro mehr als bei den Börsenplänen 2014. Damals war die Rede davon, 25 Prozent der Aktien an die Börse zu bringen. Dass Scout24 trotz der China-Angst und sehr volatiler Märkte einen neuen Vorstoß wagen könnte, dürfte von den Eigentümern forciert werden. Die Private-Equity-Unternehmen Hellman & Friedman und Blackstone hatten sich vor eineinhalb Jahren für 1,5 Milliarden Euro zusammen 70 Prozent an Scout24 gesichert.. Quelle: Screenshot
PayPalDer Online-Bezahldienst wurde erst im Juli von der Muttergesellschaft Ebay abgespalten und eigenständig an die Börse gebracht. Getrennt voneinander sollen beide Unternehmen noch erfolgreicher werden. Die Aktien wurden jedoch ausschließlich Ebay-Aktionären zugeteilt bekommen. Nach der Erstnotiz an der Börse am 20. Juli ging es mit dem PayPal-Kurs allerdings kräftig auf und ab und notiert an der Nasdaq unter dem Ausgabepreis. Der Bezahl-Service brachte zuletzt rund die Hälfte der Konzernumsätze ein. Im ersten Quartal dieses Jahres wuchsen die Erlöse von Paypal im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. In der Handelsplattform-Sparte mit der Auktions-Website ging es dagegen um vier Prozent abwärts auf 2,07 Milliarden Dollar. Paypal war 2002 bereits kurze Zeit an der Börse notiert, bevor der Bezahlservice von Ebay übernommen wurde. Der Dienst hat 165 Millionen aktive Kunden. Quelle: REUTERS
CBR Fashion Holding Quelle: Screenshot
ADO Properties Quelle: Screenshot
Chorus Clean Energy Quelle: Presse
Tinder & Co.InteractiveCorp will seine Dating-Sparte - unter anderem mit den Plattformen Tinder, Match.com und in Deutschland mit Neu.de, Friendscout und Partner.de an die Börse bringen. Der New Yorker Medienkonzern kündigte einen Börsengang der Tochter Match Group an, in der die Dating-Sites gebündelt sind. Allerdings sollen zunächst nur 20 Prozent der Anteilsscheine in den öffentlichen Handel gebracht werden. Investoren dürften vor allem auf Tinder scharf sein, dessen Nutzerzahlen kräftig wachsen. Dem letzten Finanzbericht nach machte die Match Group im ersten Vierteljahr 2015 einen Umsatz von 239,2 Millionen Dollar (213,5 Mio Euro). Das waren 13 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Börsengang soll im vierten Quartal stattfinden. Tinder und andere Dating-Apps wirbeln mit ihrer einfachen Benutzung auf dem Handy den Markt der Partnerbörsen auf. Quelle: dpa

Bislang halten die Investoren  Blackstone und Hellman & Friedman den größten Anteil an der Scout24 Holding GmbH - rund 67 Prozent. Das Management selbst besitzt vier Prozent. Alle bisherigen Investoren sollen auch nach dem Börsengang  große Anteile am Unternehmen besitzen. Zusätzlich zu den neuen Aktien, die an die Börse gehen und aus einer Kapitalerhöhung stammen, verkaufen aber auch die bisherigen Anteilseigner einige Altaktien aus ihrem Bestand.

Mit im Boot sitzt auch noch die Deutsche Telekom, die 29 Prozent an Scout24 hält. Die Portale hatte sie 2013 an die beiden Investorengruppen verkauft. Inklusive Schulden lag die Bewertung von Scout24 damals bei zwei Milliarden Euro. Der Firmenwert dürfte nun auf rund drei bis vier Milliarden Euro gestiegen sein.

Das Geschäft läuft gut und wuchs in den vergangen Jahren um jeweils zwölf Prozent pro Jahr. Fast zehn Millionen Nutzer zählte der Konzern auf den Seiten von Immoscout. Die gesamte Gruppe setzte 2014  rund 342 Millionen Euro um. Der Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Amortisierung lag bei 149 Millionen Euro.  Gut 1000 Mitarbeiter arbeiten für den Konzern aus München.

Zweistelliges Wachstum will der Konzern auch in diesem Jahr erzielen. Die wichtigste Plattform, Immobilienscout24, brachte im ersten Halbjahr 2015  allein 130 Millionen Euro Umsatz, Autoscout24 57 Millionen. Mit Immoscout verdient der Konzern laut eigenen Angaben auch deutlich mehr, gut 60 Prozent bleiben in der Immobiliensparte als Gewinn vom Umsatz übrig -  vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Wertberichtigungen.

Aber die Konkurrenz für Immoscout wächst. Denn im Frühjahr genehmigte das Kartellamt die Fusion von den Verfolgern Immowelt und Immonet. Ihr Zusammenschluss könnte den Wettbewerb mit Immoscout gar vorantreiben, schätzte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, die Fusion auf dem Online-Immobilienmarkt damals ein. Und so könnte sich nach dem Börsengang schon ab 2016 das eigene Wachstum verlangsamen, schreibt Scout24.

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