Staatsanleihen Bund leiht sich 2017 viele weniger Geld am Markt

Einem Bericht zufolge muss sich das Finanzministerium im kommenden Jahr so wenig Geld am Finanzmarkt leihen wie seit 15 Jahren nicht mehr. Weil Altschulden wegfallen, sinkt der Refinanzierungsbedarf deutlich.

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Frankfurter Skyline: Die für das Schuldenmanagement des Bundes verantwortliche Finanzagentur will die Emissionsplanung in der kommenden Woche veröffentlichen. Quelle: dpa

Berlin Das Bundesfinanzministerium muss sich Insidern zufolge 2017 so wenig Geld am Finanzmarkt leihen wie seit mindestens 15 Jahren nicht mehr. Die Emission von Staatsanleihen soll nach aktuellen Planungen bis zu 180 Milliarden Euro in die Staatskasse spülen, sagten zwei mit den Zahlen vertraute Personen am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. Im ablaufenden Jahr waren es insgesamt 202,5 Milliarden Euro, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2009 sogar 334 Milliarden Euro. Die für das Schuldenmanagement des Bundes verantwortliche Finanzagentur will die Emissionsplanung in der kommenden Woche veröffentlichen.

Grund für den deutlichen Rückgang ist, dass der Bund einschließlich seiner Sondervermögen im kommenden Jahr deutlich weniger Altschulden an seine Gläubiger zurückzahlen muss. „Dadurch sinkt der Refinanzierungsbedarf deutlich”, sagte einer der Insider. Da der Bund dieses Geld nicht aus den laufenden Einnahmen übrig hat, muss er zur Tilgung neue Mittel aufnehmen. Außerdem wird stets ein Puffer eingebaut. Deshalb benötigt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble frisches Geld, auch wenn sein Etat 2017 erneut ohne neue Schulden auskommen soll.

"Der Markt wird eine deutliche Angebotsverknappung sehen", sagte NordLB-Analyst Mario Gruppe. „Das dürfte das Renditepotenzial begrenzen und den Renditeanstieg entsprechend dämpfen.” Schließlich blieben deutsche Anleihen - die von allen großen Ratingagenturen mit der höchsten Bonitätsnote „AAA” bewertet werden - gefragt. „Das gilt heute sogar mehr denn je”, sagte der Experte mit Blick auf die politische Unsicherheit in Ländern wie Frankreich und Italien. „In Zeiten von Verunsicherung und Nervosität sind sichere Häfen gesucht, da sind Bundesanleihen ganz vorne dran„, sagte Gruppe. Investoren sind dafür bereit, auf Rendite zu verzichten.

Diese könnte aber auch bei Bundesanleihen im kommenden Jahr steigen, schließlich dürften Anleger angesichts der anziehenden Inflation höhere Zinsen verlangen. Zudem wird die Europäische Zentralbank den Umfang ihrer monatlichen Anleihekäufe ab April 2017 zurückfahren, wodurch mehr Papiere am freien Markt zur Verfügung stehen und Investoren mit höheren Renditen zum Kauf animiert werden dürften. Derzeit wirft die zehnjährige Bundesanleihe 0,316 Prozent Rendite ab, nachdem sie zuvor wochenlang im Minusbereich lag.

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