Trump vs. Kim Jong-Un Nordkorea-Konflikt treibt Anleger in Gold

Die Drohungen von Trump und Kim Jong-Un lassen Anleger in Gold fliehen. Das Edelmetall bestätigt seinen Ruf als sichere Anlage in Krisenzeiten. Experten prognostizieren weiter anziehende Notierungen.

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Anleger fliehen in sichere Häfen – und kaufen das gelbe Edelmetall. Quelle: dpa

Frankfurt Für gewöhnlich entdecken Anleger vermehrt Gold für sich, wenn es weltpolitisch kriselt. So ist es auch dieses Mal: Die Angst vor einem bewaffneten Konflikt zwischen den USA und Nordkorea treibt Anleger raus aus Aktien – und rein in Gold. Am Donnerstag verteuerte sich das Krisenmetall erneut, auf über 1286 US-Dollar je Feinunze. Das ist der höchste Stand seit Mitte Juni.

Anleger verkaufen Aktien und schichten in vermeintlich sichere Häfen um, zu denen traditionell vor allem Gold gehört. „Das Risiko, dass diese Spannungen sich in einem militärischen Konflikt entladen, wird stündlich greifbarer“, sagt Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt bei der Bremer Landesbank. Die Anleger versuchten daher, riskantere Anlagen zurückzufahren.

Der verstärkte verbale Schlagabtausch von US-Präsident Donald Trump mit Nordkorea sorgt für flächendeckende Verunsicherung. Trump hatte zur Wochenmitte Nordkorea für den Fall weiterer Provokationen mit „Feuer und Zorn“, wie es die Welt noch nie erlebt habe, gedroht. Für gewöhnlich nimmt Nordkorea den Part der aggressiven Tonart ein. Deren Machthaber Kim Jong Un konterte mit dem Verweis auf einen möglichen Präventivschlag auf den US-Militärstützpunkt der Pazifikinsel Guam. Trump verwies daraufhin auf das US-Atomwaffenarsenal, von dem er hoffe, dass es nicht genutzt werden müsse.

Das hat Anleger alarmiert und sorgt für steigende Risikoaversion. Während der Dax in Richtung der 12.000er-Marke abschmiert, ist der Goldpreis allein seit Mittwoch um knapp 30 Dollar nach oben gesprungen. „Die Weltpolitik hat kaltes Wasser auf die Börsen geschüttet“, sagte Joe Kinahan, Chefstratege beim US-Brokerhaus TD Ameritrade. „Investoren beobachten die nächsten politischen Schritte mit Nervosität. Unsicherheit und Vorsicht bestimmen das Börsengeschehen.“ Die Spannungen zwischen Nordkorea und den USA sind zwar grundsätzlich nichts Neues. Aufgeschreckt hat Investoren weltweit aber, dass sich der Ton der Auseinandersetzung deutlich verschärft.

Das hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Gold in diesem Jahr bereits um mehr als zehn Prozent an Wert gewonnen hat – obwohl die Aktienmärkte lange Zeit von Rekordhoch zu Rekordhoch geeilt sind und die US-Notenbank Fed damit begonnen hat, ihre ultraexpansive Geldpolitik allmählich wieder zu normalisieren. Sollten sich die geopolitischen Spannungen erneut verschärfen, dürften Anleger laut den Experten der Commerzbank weiterhin Gold als sicheren Hafen nachfragen.

Diese Spannungen gelten derzeit zwar als Auslöser für das wachsende Interesse der Investoren an Anlagen dieser Art. Doch angesichts der hohen Bewertungen an den seit mehr als acht Jahren boomenden Aktienmärkten und der extrem niedrigen Risikopräminen an den Anleihemärkten raten viele namhafte Akteure bereits seit langem zu Umschichtungen im Portfolio – hin zu weniger riskanten Anlagen. So empfiehlt die Allianz-Fondstochter Pimco etwa Investoren, einen Teil ihrer US-Aktien und Hochzinsanleihen zu verkaufen und dafür unter anderem auf Gold zu setzen.


Auch die Dollar-Schwäche treibt den Goldpreis

Auch der an der Wall Street als „Bond King“ bekannte Investor Jeffrey Gundlach setzt auf das gelbe Metall. Der Multimilliardär erwartet kurzfristig weiter steigende Notierungen und hält daher an seinen Beständen fest. „Gold sieht billig aus im Vergleich zu Märkten, die eine starke Rally erlebt haben“, so Gundlach.

Technische Analysten trauen dem Krisenmetall ebenfalls weiteres Aufwärtspotenzial zu: Gold habe nun nicht nur ein weiteres Kaufsignal generiert, sondern auch die mittelfristige Aufwärtstrendlinie zurückerobert, stellen die Charttechniker der französischen Großbank BNP Paribas fest. „Diese Aufwärtsdynamik dürften die Bullen jetzt für den erwarteten Anstieg bis 1285 und 1296 US-Dollar nutzen. Darüber könnte sich die Rally der letzten Wochen direkt bis 1325 und 1330 US-Dollar ausdehnen“, lautet ihre kurzfristige Einschätzung.

Der Goldpreis ist deutlich über seine vielbeachtete sogenannte 200-Tage-Linie gestiegen, die aktuell bei knapp 1240 US-Dollar verläuft. Sie dient vielen Investoren als Signalgeber für ihre Börsenengagements. Die Kurve beschreibt den gleitenden Durchschnitt einer Notierung in den vergangenen 200 Tagen. Es gilt die Faustregel: Verkaufe, wenn der Preis unter diese Linie sinkt – und kaufe im umgekehrten Fall. Weil die Handlungsanweisung so eingängig ist, orientieren sich massenhaft auch solche Anleger daran, für die Charttechnik sonst ein Buch mit sieben Siegeln ist.

Zudem hat die jüngste Dollar-Schwäche maßgeblich dazu beigetragen, den Goldpreis auf den höchsten Stand seit rund sechs Wochen steigen zu lassen. Das könnte weiteren Auftrieb verleihen, denn Gold und der US-Dollar entwickeln sich tendenziell gegensätzlich: Ein schwächerer US-Dollar kommt in der Regel dem Goldpreis zugute, da dieser in Dollar notiert ist und ein preisgünstigerer Dollar das Edelmetall für Investoren außerhalb den USA erschwinglicher macht.

Zurückzuführen ist die jüngste Abwärtsbewegung der US-Währung nach Einschätzung von Experten der Schweizer Bank Vontobel vor allem auf die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed. Der Dollar-Index, der das Verhältnis des Greenbacks zu den bedeutendsten anderen Währungen abbildet, war in der Folge ab Ende Juli auf den tiefsten Stand seit fast 15 Monaten gesunken. „Anleger und Händler rechnen immer weniger damit, dass die US-Notenbank den Leitzins in diesem Jahr noch ein drittes Mal anheben wird, was den Dollar belastet“, so die Vontobel-Strategen. Auch das politische Chaos im Weißen Haus unter Präsident Trump lasse den Greenback fallen – das stützt den Goldpreis.

Nach dem Zinsschritt im Juni hatte die Fed den Leitzins im vergangenen Monat unverändert belassen. Gleichzeitig deutete die Notenbank an, das Abschmelzen ihrer Bilanzsumme schon „relativ“ bald beginnen lassen zu wollen. „Sollte der Abbau der Bilanzsumme wie vom Markt erwartet im September beginnen, könnte dies dafür sprechen, dass es in den kommenden Monaten zunächst zu keinen weiteren Zinserhöhungen kommt, was den Dollar belastet und den Goldpreis tendenziell steigen lässt“, so die Geldprofis. Die Notierung für Gold ist allein im Juli um mehr als zwei Prozent gestiegen. Das war das größte Monatsplus seit Februar.

Der Goldpreis profitiert auch von der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Denn die Renditen, die vorsichtigen Anlegern entgehen, sind minimal, wenn sie auf Gold statt auf Staatsanleihen als sicheren Hafen setzen. Und mindestens bis Ende des Jahres wollen die EZB-Banker an ihrem Anleihekaufprogramm festhalten, das ebenfalls Teil der äußerst lockeren Geldpolitik ist.

Auch die meisten fundamental orientierten Analysten beurteilen daher die Aussichten für Gold zuversichtlich. „Spätestens Ende 2018 sehen wir den Goldpreis bei über 1400 Dollar“, prognostiziert beispielsweise Eugen Weinberg, Leiter der Rohstoffanalyse bei der Commerzbank. Das wäre ein Plus von über neun Prozent bezogen auf die aktuelle Notierung.

Die Chancen stehen also gut, dass Gold seine langfristige Überlegenheit in schwierigen Börsenphasen gegenüber vielen anderen Anlageklassen aufrechterhalten kann. So hat sich der Goldpreis zum Beispiel im Vergleich zum marktbreiten US-Aktienindex S&P 500 seit dem Jahrtausendwechsel deutlich besser geschlagen: Auf Dollarbasis hat er Investoren seitdem einen um rund 85 Prozentpunkte höheren Ertrag beschert als das Wall Street-Barometer. Denn während die internationalen Aktienmärkte in diesem Zeitraum zwei massive Crashs erlebten, die den S&P 500 jeweils rund 40 Prozent einbrechen ließen, bewahrte Gold den Großteil seines Wertes.

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