US-Aktien im Aufwind „Das ist die unbeliebteste Rally der Geschichte“

Amerikas Aktienmarkt entwickelt sich um ein Vielfaches besser als der Rest der Welt. Trotzdem ziehen Investoren ihr Geld aus US-Aktienfonds ab. Diese Skepsis ist für Experten ein Signal – und zwar ein gutes.

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Händler an der New York Stock Exchange. Die Zurückhaltung bei Aktienfonds soll laut Experten ein Indiz für die Fortsetzung der Rally sein. Quelle: dapd

New York Wie kann man sich erklären, dass Investoren nur sehr zurückhaltend Geld in Aktienfonds stecken, obwohl sich US-Aktien verglichen mit dem Rest der Welt so stark entwickeln wie seit der Mondlandung nicht mehr?

Nach Ansicht von Chris Hyzy von U.S. Trust in New York ist dies lediglich ein Anzeichen dafür, dass noch Raum für eine Fortsetzung der Rally besteht.

Im Verlauf der seit fünf Jahren anhaltenden Rally wurden fast 16 Billionen Dollar (12,4 Billionen Euro) an Börsenwert geschaffen. Auf amerikanische Unternehmen entfallen mittlerweile 36 Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung – doch die Investoren bleiben skeptisch. Eine Ausnahme bildete lediglich das Jahr 2013, als 157 Milliarden Dollar in US-Aktien flossen.

Diese Zurückhaltung erinnert an die Finanzkrise von 2008 und ist ein gutes Zeichen, sagt Hyzy. Allein die Erinnerung an „dieses Ereignis, zusammen mit den geopolitischen Risiken, lässt Privatanleger daran zweifeln, ob dies ein günstiger Augenblick ist, um wieder bei etwas einzusteigen, das als riskant wahrgenommen wird“, erläutert der Chief Investment Officer des U.S. Trust, der 380 Milliarden Dollar verwaltet. „Wir können damit rechnen, dass die Fondszuflüsse zwar etwas schwach aber dennoch positiv ausfallen werden. Das bringt einen viel länger anhaltenden positiven Markt mit sich.“

Der Standard & Poor's 500 Index weist in diesem Jahr eine fast sechsmal so gute Entwicklung auf wie der am breitesten angelegte Leitindex für weltweite Aktien - und diesen Vorsprung hat er seit Beginn des Bullenmarktes verteidigt. Eine solche Outperformance hat es nicht mehr gegeben, seit der weltweite Index 1969 - im Jahr der Mondlandung - erstmals aufgelegt wurde, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht. Gleichzeitig wurden in vier der vergangenen sechs Jahre Mittel aus US-Aktienfonds abgezogen. In diesem Jahr wurden 13 Mrd. Dollar in Fonds investiert, die amerikanische Aktien kaufen, das entspricht zwölf Prozent der Investments, die im Rest der Welt angelegt wurden.


„Die USA sind weiterhin ein sicherer Hafen“

„Diese Rally wird von vielen als eine der unbeliebtesten der Geschichte angesehen“, sagt Robert Duggan, Portfoliomanager bei SkyBridge Capital in New York. „Wenn wir uns vorstellen, dass konservative Bond-Investoren als nächstes zu Aktien wechseln könnten, dann werden dies eher US-Aktien als ausländische sein. Die USA werden auch weiterhin als sicherer Hafen angesehen.“

Im Jahr 2014 hat der S&P-500-Index 8,6 Prozent zugelegt, verglichen mit einem Anstieg um 1,5 Prozent für den MSCI World ex USA Index. Seit der Bärenmarkt im Jahr 2009 seine Talsohle erreichte, hat das Börsenbarometer für amerikanische Aktien auf Jahresbasis 24 Prozent gewonnen. Der weltweite Index kommt auf ein Plus von 19 Prozent.

Dass Investoren nach wie vor nicht davon überzeugt sind, dass die Gewinne anhalten werden, ist ein gutes Zeichen, sagt Mark Freeman, der als Chief Investment Officer von Westwood Holdings rund 20 Milliarden Dollar verwaltet. Denn dies deutet darauf hin, dass weitere Mittel da sind, um den Markt noch höher zu treiben.

„Die Investoren zeigen sich bis zu einem bestimmten Punkt immer noch etwas skeptisch, was die Zukunft angeht“, sagt er telefonisch aus Dallas. „Dies ist ein Kontraindikator für diejenigen, die der Ansicht sind, dass wir uns in der Nähe eines Markt-Höhepunktes befinden.“

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