Zentralbank-Devisen Der Dollar verliert an Bedeutung

Die Zentralbanken setzen nicht mehr ausschließlich auf den Dollar als Devisenreserve. Vor allem der kanadische und der australische Dollar rücken in den Fokus der Institute – denn die kleinen Staaten holen auf.

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Der kanadische Dollar – Loonie genannt – wird zu einer alternativen Devisenreserve. Quelle: Reuters

New York Bei den Zentralbanken beschleunigt sich offenbar die Diversifizierung der Devisenreserven. Erstmals haben sie fast ebenso viele kanadische, australische Dollar und andere Währungen gekauft wie US-Dollar.

Die sogenannten Nicht-Reserve-Anlagen haben die Zentralbanken im vierten Quartal 2012 um 30,1 Mrd. Dollar aufgestockt, die US-Dollar-Reserven stiegen um 31,5 Mrd. Dollar. Das geht aus Daten des Internationalen Währungsfonds vom 29. März hervor. Die Differenz von 1,4 Mrd. Dollar ist die geringste seit mindestens 1999.

Die Veränderungen in der Zusammensetzung der Devisenreserven spiegeln die wachsende Bedeutung von Staaten aus der zweiten Reihe wider, während gleichzeitig der Anteil der großen Industrieländer am weltweiten Bruttoinlandsprodukt (BIP) sinkt. 2011 entfielen auf die USA, die Eurozone, Großbritannien und Japan 52 Prozent des weltweiten BIP – zehn Jahre zuvor waren es noch 69 Prozent, wie Zahlen der Weltbank belegen.

Die größeren Volkswirtschaften „haben alle praktisch eine Null-Zins-Politik, ihre Währungen bieten keine Rendite und ihre Bonitätsrisiken sind nach allen Kriterien erhöht“, sagt Richard Franulovich, Chef-Währungsstratege bei Westpac. „Und dann schaut man sich Länder wie Australien und Neuseeland an, und siehe da, diese Länder bieten zumindest etwas Rendite und ihre Staatshaushalte sind viel gesünder.“

„Das neue Geld ist den Alternativen Australien und Kanada zugute gekommen – und das ist ein anhaltender Trend“, sagt Greg Anderson, Devisenstratege bei der Citigroup. Diese Währungen hätten eine bessere Bonität, eine höhere Rendite, fügt er an. „Wer könnte, würde wohl am liebsten sein gesamtes Portfolio dort anlegen, aber es gibt ein Skalenproblem, sagt Anderson, „es geht nicht.“

Die IWF-Kategorie „andere Währungen“, die nach Angaben von Strategen den australischen, den neuseeländischen und den kanadischen Dollar umfasst, stieg auf 6,1 Prozent der insgesamt 6,1 Billionen Dollar an Reserven. Zum Vergleich: Ende 2007 lag der Anteil dieser Währungen erst bei 1,8 Prozent. Gleichzeitig ist der Anteil der Dollar-Reserven von 64,1 Prozent auf 61,9 Prozent gesunken. Der Anteil des Euro ging von 26,3 Prozent auf 23,9 Prozent zurück.

Der IWF berechnet die Anteile auf der Grundlage von Zentralbank-Daten. China, das weltweit die höchsten Devisenreserven besitzt, beteiligt sich an der Erhebung nicht. Im November hatte der IWF mitgeteilt, er erwäge, den australischen und den kanadischen Dollar ebenfalls als Reservewährungen zu klassifizieren.

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