15 Tipps zur Geldanlage „Lassen Sie sich nicht für dumm verkaufen“
Das private Vermögen gewinnbringend zu investieren, ist anspruchsvoll. Der Vermögensverwalter Genève Invest hat 15 Tipps zusammengestellt, wie Sie die häufigsten Fehler in Zukunft vermeiden können.
1. Gehen Sie bewusst Risiken ein, um kontinuierliche Vermögensverluste zu vermeiden
Grundsätzlich ist es wichtig zu akzeptieren, dass Investitionsentscheidungen immer die Zukunft betreffen und diese niemals vollständig zu prognostizieren ist. Jede Art der Geldanlage ist deshalb mit Unsicherheit und Risiko verbunden. Das gilt auch für sogenannte „sichere Anlagen“. Trotzdem setzen Privatanleger besonders gerne auf solche Anlagen. So betrachtet ein Großteil der deutschen Bevölkerung vermietete Immobilien als eine der sichersten Anlagen überhaupt. Ganz anders sieht das allerdings das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Die Ökonomen haben ermittelt, dass von den knapp sieben Millionen privaten Eigentümern vermieteter Immobilien in Deutschland rund drei Millionen keinen Cent verdienen. Auch „sichere Anlagen“ können also zu ganz massiven realen Vermögensverlusten führen.
(Quelle: Genève Invest)
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2. Widerstehen Sie kurzfristigen Gewinnmitnahmen
In einer sich immer schneller verändernden Welt sind Sicherheit und Bestätigung wichtige menschliche Grundbedürfnisse. Das spiegelt sich auch im Börsenverhalten vieler Privatanleger wider. Insbesondere in unsicheren Zeiten sowie in eher schwachen Börsenphasen neigen viele Investoren dazu, einmal erzielte Gewinne festzuhalten. Der einfachste Weg ist dabei der Verkauf von Aktien- und Anleihepositionen, die sich – wenn auch nur geringfügig – im Plus befinden. Oft werden deshalb schon kleine Gewinne viel zu früh realisiert. Dabei übersehen Anleger aber, dass die Mittel erneut investiert werden müssen und die vermeintliche Sicherheit nur sehr vorrübergehend ist. Anleger sollten sich dieser Zusammenhänge bewusst sein und gutlaufende Positionen so lange halten, bis sie ihr ursprünglich gesetztes Kursziel erreicht haben.
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3. Begrenzen Sie Ihre Verluste
Während kleine Gewinne viel zu schnell mitgenommen werden, wird an schlechten Investments, die sich im Minus befinden, oft viel zu lange festgehalten. Das kann zu enormen Verlusten führen. Das lange Festhalten ist zu einem großen Teil psychologisch bedingt: Schließlich bedeutet die Auflösung einer Verlustposition eine Niederlage, die erst dann tatsächlich gewahr wird, wenn die Verluste realisiert sind und die Chance auf eine Erholung damit vergeben ist. Verluste wachsen deshalb immer weiter an. Anleger sollten bedenken, dass eine Position, die sich mit 10 Prozent im Minus befindet, um gut 11 Prozent wieder ansteigen muss, um das Ausgangsniveau zu erreichen. Nur für Anleihen gilt das nicht unbedingt: Rentenpapiere sind meist endfällig und müssen bei Zahlungsfähigkeit des Emittenten in der Regel zu 100 Prozent getilgt werden.
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4. Vergessen Sie den Einstandskurs
Mal abgesehen von der schwachen Performance, die die Realisierung kleiner Gewinne und das konsequente Festhalten an Verlustpositionen zur Folge hat, führt diese „Strategie“ auch dazu, dass sich die Qualität des Portfolios bei wachsendem Risiko kontinuierlich verschlechtert. Gewinner werden aus der Hand gegeben, Verlierer behalten. Zudem blockiert die zunehmende Anzahl von Nieten immer mehr Kapital, dass für risikoärmere oder gewinnträchtigere Wertpapiere eingesetzt werden könnt. Um dieser Entwicklung vorzubeugen, ist es sinnvoll, sich von den Einstandskursen gedanklich zu lösen. Entscheidend für einen Verkauf oder das Festhalten an einer Position darf deshalb immer nur die für die Zukunft erwartete Entwicklung sein. Haben sich wichtige Verkaufsgründe ergeben, spielt der Einstandskurs keine Rolle.
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5. Vermeiden Sie es, auf vermeintlich attraktive Modethemen aufzuspringen
Die Gier der Masse sollte niemals unterschätzt und in Bezug auf die Vermögenverwaltung mit größter Vorsicht behandelt werden. Dies gilt für jegliche Form der Geldanlage – seien es Aktien, Anleihen oder auch Immobilien. Kommen einzelne Titel, ein Sektor, eine Branche oder auch eine ganze Anlageklasse plötzlich in Mode, und Investoren sind in der Erwartung weiter steigender Kurse praktisch zu jedem Preis dazu bereit, sich finanziell zu engagieren, sollten Sie unbedingt Abstand halten. Die Gier, gepaart mit einer gewissen Euphorie, sowie der Angst, nicht dabei zu sein und damit „sichere“ Vermögenszuwächse zu verpassen, können leicht zu einer Spekulationsblase führen, die platzt.
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6. Lassen Sie sich nicht von schlechter Stimmung anstecken
Genauso gefährlich wie es ist, sich von übermäßiger Euphorie und Gier anstecken zu lassen, genauso falsch ist es, bei größeren Marktrückgängen in Panik zu verfallen oder gerade unbeliebte Sektoren außer Acht zu lassen. So können sich gerade in „gestressten Marktphasen“ überdurchschnittliche Chancen ergeben. Großes Angebot stößt auf wenig Nachfrage mit entsprechenden Folgen für die Preise. Oft sind bei einer derartigen Investitionsstrategie allerdings Geduld, Disziplin und Stärke gefragt. So bedarf es unter Umständen viel Zeit, bis andere Investoren zu ähnlichen Erkenntnissen und einer ebenfalls positiven Einschätzung kommen. In der Zwischenzeit ist es jedoch möglich, dass sich die Position entgegen den eigenen Erwartungen negativ entwickelt. Insgesamt lässt sich sagen, dass eine vorschnelle Umorientierung des Portfolios aufgrund von Modeerscheinungen keineswegs clever ist, da ein derartiges Verhalten erhebliche Performance kosten kann.
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7. Investieren Sie niemals in todsichere Tipps
Sicher haben Freunde, Nachbarn oder irgendwelche angeblichen Finanzberater Ihnen auch schon einmal von einer todsicheren Aktien-, Edelmetall- oder Beteiligungsanlage berichtet, die Ihnen garantiert hohe Gewinne bringen würde. „Gewinnen“ können Sie mit „todsicheren Tipps“ allerdings nur dann, wenn Sie sie konsequent ignorieren. So werden Vermögensverwalter von unseren Kunden häufig mit entsprechenden Empfehlungen Dritter konfrontiert. Dabei hat die Auswertung über 15 Jahre hinweg ergeben, dass die Ergebnisse selbst bei Geldanlagen und Modellen, die nicht von vornherein auf Betrug ausgelegt waren, zu einem großen Anteil katastrophal ausgefallen sind. Häufig wäre es sogar zum Totalausfall des eingesetzten Kapitals gekommen. Je verlockender die Gewinnchancen sind, desto höher ist im Allgemeinen auch das Risiko.
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8. Vermeiden Sie eine zu einseitige Depotausrichtung
Jede Geldanlage performt mal besser und mal schlechter. Verluste können auch bei noch so sorgfältiger Auswahl niemals ausgeschlossen werden. Das Anlagevermögen sollte deshalb breit diversifiziert auf möglichst viele Assetklassen aufgeteilt werden. Dann sind auch keine hektischen Aktionen erforderlich, wenn sich einige Titel oder ein ganzes Segment „Richtung Süden“ bewegt. So gab es in der Vergangenheit nur sehr selten Phasen, in denen nahezu alle Vermögensklassen unter einer schlechten Entwicklung gelitten haben. Meist konnten Verluste in einem Bereich durch die gute Performance anderer Bereiche ausgeglichen oder im Optimalfall überkompensiert werden.
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9. Vermeiden Sie zyklisches Anlageverhalten
Portfolios mit einem höheren Aktienanteil werfen langfristig stärkere Ergebnisse ab als solche mit einem geringeren Aktienanteil. Grundsätzlich gilt: Je dynamischer die Anlage, desto besser das Ergebnis. Privatanleger neigen dazu, ihren Aktienanteil während gut laufender Börsenphasen sukzessive zu erhöhen, um am Ende einer Hausse dann eine Aktiengewichtung zu haben, die überhaupt nicht mehr der eigenen Risikomentalität entspricht. Bei fallenden Märkten ist es dagegen genau umgekehrt. Es kommt somit in beiden Richtungen zu einem sehr zyklischen Anlageverhalten. Das hat zur Folge, dass das Depot am Ende einer Schwächephase systematisch viel zu wenig Risikopapiere enthält und am Ende eines Aufschwungs, bei dem die Bewertung der jeweiligen Papiere sehr hoch ausfällt, davon vollkommen überfrachtet ist.
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10. Bleiben Sie mit einem guten Liquiditätsmanagement handlungsfähig
Manche Anleger werden ausgesprochen nervös, wenn sich in ihrem Portfolio noch eine Restliquidität befindet. Schließlich kann mit diesen Mitteln keine positive Rendite erwirtschaftet werden. Grundsätzlich ist aber zu bedenken, dass die Märkte über längere Zeiträume hinweg zum Teil deutlich schwanken und praktisch immer mehr oder weniger starke Über- oder Unterbewertungen aufweisen. Anleger, die stets voll investiert sind, haben in Unterbewertungsphasen keinen Spielraum mehr, günstige Einstiegsgelegenheiten zu nutzen. Es ist deshalb wichtig darauf zu achten, in jedem Umfeld handlungsfähig zu bleiben. Dabei muss diese Regel nicht zwangsläufig über das Halten von Barbeständen umgesetzt werden. Das gewünschte Ziel, stets flexibel zu sein, kann auch mit Ertrag bringender „Liquidität“, wie etwa kurzlaufenden Unternehmensanleihen realisiert werden. Diese Papiere sind in der Regel jederzeit über die Börse veräußerbar und tendieren auch in einem schwierigen Marktumfeld dazu, eine hohe Preisstabilität sicherzustellen.
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11. Kleben Sie nicht am Index
Mal Hand aufs Herz: Sind Sie wirklich zufrieden, wenn Ihr Vermögensverwalter in einem Jahr 30 Prozent Ihres Anlagevermögens vernichtet und dies auch noch als gute Leistung verkaufen will, nur weil der DAX im selben Zeitraum 32 Prozent verloren hat? Die Antwort auf diese Frage dürfte eindeutig ausfallen. Dennoch orientieren sich viele professionelle Investoren, aber auch Privatanleger an einer Benchmark und versuchen diese möglichst exakt nachzubilden. Bei Fondsmanagern und anderen Performanceverantwortlichen ist das sogenannte „Benchmark hugging“ meist auf die Angst zurückzuführen, sich bezüglich ihrer Anlageentscheidungen rechtfertigen zu müssen. Wer den Index nachahmt, wird kaum entlassen werden, weil er ja – von etwaigen Kosten einmal abgesehen – nicht unterdurchschnittlich abgeschnitten hat. Bei der Zusammenstellung eines Portfolios ist es deshalb sinnvoll, nur wenig oder überhaupt nicht auf Marktindizes zu achten, sondern stattdessen ganz gezielt solche Vermögenswerte zu erwerben, die bei einem angemessenen Risikolevel das beste Potenzial für zukünftige Rendite bieten.
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12. Misstrauen Sie der historischen Performance großer Fondsgesellschaften
Viele Fondsgesellschaften haben ausschließlich Fonds im Angebot, die in ihrer Kategorie zu den Top-Performern gehören. Privatanleger ziehen daraus fälschlicherweise den Schluss, dass die jeweiligen Anbieter hervorragend arbeiten und ihren Kunden die bestmögliche Performance bieten. Etwas anders stellt sich die Situation bei kleineren und mittleren Vermögensverwaltern und Investmentboutiquen dar. Zum einen fallen Fondsschließungen deutlich eher auf, zum anderen stehen die Manager sehr viel stärker mit ihrem persönlichen Namen für die verfolgten Anlagestile, aber auch den Erfolg oder Misserfolg des jeweiligen Produkts ein. Entsprechend hoch ist ihre Motivation, eine gute Leistung zu zeigen und die von ihnen verwalteten Fonds am Laufen zu halten. Um mit Fondsanlagen gute Ergebnisse zu erzielen, ist es wichtig, selbst eine klare Markteinschätzung zu haben und sich eine Meinung darüber zu bilden, welche Segmente die besten Aussichten aufweisen.
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13. Streben Sie keine vollkommene Informationserfassung an
In der heutigen Zeit ist es sehr einfach, Unmengen von Informationen anzusammeln. Das macht die Bewertung potenzieller Anlagemöglichkeiten jedoch nicht zwingend effektiver. So sollte sich die Datenanalyse immer auf ein einfaches analytisches Rahmenkonzept stützen, um klare Schlussfolgerungen ziehen zu können. Zudem empfiehlt es sich, Marktströmungen sowie etwaige von anderen Marktteilnehmern ausgehende Störfaktoren weitestgehend auszublenden. Auf diese Weise können es Anleger vermeiden, sich von neuen Modeerscheinungen leiten zu lassen, statt an den grundlegenden Bewertungsprinzipien von Investitionen festzuhalten. Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Wertpapieranlage wird immer die vernünftige Selektion und Auswertung bewertungsrelevanter Unternehmensdaten bleiben, egal welche und wie viele darüber hinausgehende Information im Internet oder anderen Medien auch immer verfügbar sein mögen.
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14. Lassen Sie sich nicht für dumm verkaufen
Viele Privatanleger beschäftigen sich ungern mit der Geldanlage und delegieren diese deshalb komplett an ein Familienmitglied, eine Bank oder eine Vermögensverwaltung. Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden. Dabei sollten sie aber darauf achten, dass Portfolios von Anlegern, denen jegliches Grundverständnis für den Aktien- und Anleihemarkt fehlt, häufig auch dann deutlich schlechter performen, wenn die gesamte Verantwortung an einen fachkundigen Dritten delegiert wird. Auch bei der vollständigen Delegation an einen Dritten ist es deshalb wichtig, sich in Vermögensangelegenheiten ein Grundwissen und -verständnis anzueignen.
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15. Suchen Sie die Schuld nicht bei anderen
Übersteigertes Selbstbewusstsein ist ein typischer menschlicher Charakterzug. Diese natürliche Tendenz, von den eigenen Fähigkeiten übermäßig überzeugt zu sein, ist für Investoren fatal. Sie führt dazu, Entscheidungen auf Basis inadäquater Informationen zu treffen, die Genauigkeit von Prognosen zu überschätzen und anzunehmen, dass man als Investor selbst nicht die Fehler macht, die bereits Generationen von Investoren vor einem begangen haben. Während gute Investitionen meist den eigenen Prognose- und Bewertungsfähigkeiten zugeschreiben werden, wird die „Schuld“ für Fehlentscheidungen nur allzu häufig auf externe Ereignisse oder andere Markteilnehmer geschoben. Genau diese Haltung hindert den Anleger aber daran, misslungene Investments kritisch zu hinterfragen und aus den so gewonnenen Erkenntnissen wichtige Schlüsse für zukünftige Engagements zu ziehen.
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