Ein Chart zum Fürchten – zumindest dann, wenn man Notenbanker ist! „Wir mussten handeln, das ist unsere Pflicht“, befand EZB-Chef Mario Draghi, und leitete aus dieser – Preisanstiege tendenziell ohnehin verschleiernden Statistik – nicht etwa einen erfüllten Stabilitätsauftrag der EZB ab, sondern … Deflationsgefahren. Obwohl sinkende Preise, selbst nach einer Studie der Fed, für die Konjunkturentwicklung unproblematisch sind, muss dieses keynesianische Märchen von der „bösen“ Deflation jetzt als Rechtfertigung dafür dienen, dass die EZB ihren bisherigen geldpolitischen Experimenten eine neue Dimension verleihen wird.
Ohne die Wirkung seines Mitte September gestarteten TLTRO-„Deflationsbekämpfungsprogramms, das den Banken geschätzt 1.000 Milliarden Euro für vier Jahre verheißt, abzuwarten, reduzierte der oberste Dienstleister der Finanzminister Europas aber nicht nur den „Leitzins“ auf weltweit konkurrenzlose 0,05 Prozent, sondern offenbarte mit der Erhebung einer 0,2-Prozent-Strafsteuer (Negativzinsen) auf bei der EZB gehaltene Bankeinlagen den ganzen Irrsinn der gegenwärtigen „Geldpolitik“. Denn, obwohl Europas Banken aufgrund ihrer zu hohen Risikofreude bei der Vergabe von Krediten in eine bis heute andauernde Schieflage geraten sind, will jetzt ausgerechnet die erst jüngst auch noch mit Bankenaufsicht (!) beauftragte EZB die seit Jahren an ihrem Geld- und Dauerrettungstropf hängenden Zombie-Banken in feinster planwirtschaftlicher Manier dazu zwingen, … mehr Kreditrisiken zu wagen!
Zu den Autoren
Martin Mack, ist geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Vermögensverwaltung Mack & Weise, die in zwei vermögensverwaltenden Aktienfonds über 300 Millionen Euro Kundengelder verwaltet.
Herwig Weise ist geschäftsführender Gesellschafter der Hamburger Vermögensverwaltung Mack & Weise.
Damit sich aber auch garantiert Erfolge einstellen, ist die EZB auch noch bereit, alles zu tun, um den brachliegenden europäischen Verbriefungsmarkt zu „stimulieren“. Abermals brachte die EZB eine „dicke Bertha“ in Stellung, versprach sie doch den Banken, ihre in intransparente Kreditverbriefungen verpackten beziehungsweise noch zu verpackenden (faulen) Kredite bereits ab Mitte Oktober gegen frisch gedrucktes Geld - bis zu 1.000 Milliarden Euro - abzukaufen. Unter dem Deckmantel der Geldpolitik wird die ihr Mandat immer flexibler interpretierende „Währungshüterin“ so die von den Banken eingegangenen Kreditrisiken auf die eigene Bilanz nehmen, um die entstehenden Verluste dann einfach sozialisieren zu können.