Während diese Missverhältnis im Goldpreishandel in den Medien kaum "cui bono"-Fragen aufwarfen, wussten diese den 50-Dollar-Preisrutsch sofort zu begründen: mit einer sinkenden physischen Nachfrage, mit dem sicher im Herbst kommenden US-Zinsanstieg und einer „auf absehbare Zeit toten Inflation“. Deren Argumente werden jedoch auch durch eine stete Wiederholung nicht wahrer, zeigt sich doch die physische Nachfrage in den vergangenen Jahren mit jeweils über 4000 Tonnen jährlich sehr stabil. Chinas kumulierte Goldnachfrage in 2015 lag vor dem Preisrutsch mit 1337,3 Tonnen bereits 30 Prozent über dem Vorjahresniveau, während die US-Münzanstalt nicht nur am großen Verfallstag an der Börse Rekordabsätze meldete, sondern auch gleich für den Monat Juli insgesamt 6,3 Tonnen.
Echte Expertise beweisen aber auch alle jene, die einen Zinsanstieg im Mutterland der Schuldenorgie und der wundersamen Geldvermehrung, den USA, als größtes Problem für das schuldenfreie Gold ausrufen. Die US-Notenbank Fed mag zwar eine oder mehrere symbolische Zinsanhebungen wagen, aber allein die Tatsache, dass die Notenbank trotz aller statistischen Jubelmeldungen zur US-Konjunktur an ihrer im Dezember 2008 ausgerufenen Nullzinspolitik bis heute festgehalten hat, zeigt, dass die untragbare Schuldenlast eine echte Normalisierung der US-Zinsen nicht zulässt.
Auch wenn sich die Geldentwertung zur Zeit nur in den teils rasant gestiegenen Aktien-, Anleihen-, Immobilien- oder Kunstpreisen spiegelt, so ist und bleibt die „Neue Normalität“ – die Finanzierung der reformunfähigen Wohlfahrtstaaten per Druckerpresse – eine potenziell hyperinflationäre Bedrohung.
Während viele Experten in dem durch Gelddrucken und Nullzinsplanwirtschaft bis dato verhinderten Zusammenbruch des Geldsystems nun den Beweis sehen, dass genau deshalb keine neuerliche Krise mehr drohen würde, lassen andere, wie der Ex-Fed-Gouverneur Lawrence B. Lindsey auf einer Konferenz im Mai („Paying for the Past“), keine Zweifel aufkommen, dass die Logik der Druckerpressen immer dieselbe ist: „Es endet immer auf diese Weise. Wenn Sie zurückschauen auf das alte Rom, auf die Ming Dynastie oder auf Simbabwe – immer, immer, immer endet es auf diese Weise. Wir reden hier über das Endspiel, und das ist unangenehm.“