Hedgefonds Algorithmen sind die besseren Analysten

Hedgefonds, die ihre Anlagestrategien mit Hilfe von Computer-Algorithmen umsetzen, erzielen häufig eine bessere Rendite als namhafte Investoren. Vor allem in Krisenjahren scheint die Strategie erfolgreich.

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John Paulson in New York: Auch langjährige Experten wie der Hedge-Fonds Manager erzielen oft weniger Rendite als Algorithmen. Quelle: dpa

New York Hedgefonds, die Computer-Programme im Handel nutzen, haben in diesem Jahr einige der höchsten Erträge in der Branche erzielt. Der November war für diese Fonds ganz besonders profitabel. Two Sigma - eine 24 Milliarden Dollar schwere Firma, die von Mathematikern und Experten im Bereich künstlicher Intelligenz geführt wird - konnte im vergangenen Monat mit einer ihrer Strategien um zehn Prozent Wertzuwachs erzielen. Für das Gesamtjahr liegt der Zugewinn bei 47 Prozent.

Auch für den Konkurrenten Cantab Capital Partners war der November erfolgreich. Mit seiner Hauptstrategie erzielte der Investor im letzten Monat einen Wertzuwachs von 18 Prozent. Auf das ganze Jahr 2014 aufgerechnet, konnte sich der Hedgefonds um 32 Prozent verbessern. Auch Aspect Capital verbesserte sich vergangenen Monat um 12 Prozent, womit sich der Zugewinn im laufenden Jahr unterm Strich verdoppelte.

Wissenschaftler, Mathematiker und Ingenieure schlagen Star- Hedgefonds-Manager, indem sie Preisunterschiede auf verschiedenen Märkten identifizieren und diese ausnutzen. Sie verdienen Geld mit dem Einbruch beim Öl-Preis und mit Staatsanleihen. Das sind Anlageklassen, die viele Händler zur Zeit meiden. Der Newedge Trend Index bildet die Entwicklung von Firmen ab, die speziell Modelle nutzen, um von solchen Marktentwicklungen zu profitieren. Im bisherigen Jahresverlauf bis November kletterte er 17 Prozent. Im Vergleich dazu konnten Hedge-Fonds, die diese Computer-Algorithmen im Handel nicht nutzen, im selben Zeitraum nur 3,7 Prozent zulegen.

„Die nach eigener Intuition und Expertise investierenden Händler sahen keinen Wert darin, Staatsanleihen aus den USA, Großbritannien und Deutschland zu kaufen und zu halten“, die so genannten quantitativen Fonds profitierten allerdings gerade von diesen Investitionen, sagt Anthony Lawler, Vermögensverwalter bei GAM Holding. Die Firma investiert in Hedgefonds. „Auf fallende Energiepreise zu wetten, war ein großes gewinnbringendes Geschäft, bei dem die selbständig investierenden Händler größtenteils außen vor waren.“ Die quantitativen Fonds schlagen mit ihren Computer-Algorithmen auch bekannte Aktien-und Bonds-Investoren. Die Experten tuen sich schwer die Auswirkungen des schwachen Rohstoffmarktes und die Folgen der Politik der Zentralbanken auf den Markt richtig zu prognostizieren.


Rendite schwächelte seit der Krise

Richard Perry, Jeffrey Altman und Paul Tudor Jones gehören zu den großen Namen, die in diesem Jahr den Aktien- und Kredit- Indizes hinterherhinken. Auch der bekannte Hedge-Fonds Manager John Paulson muss mit in diesem Jahr ein Minus von fast 30 Prozent hinnehmen. Weiterhin schlossen wegen der schwierigen Situation am Markt so viele Hedge-Fonds wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr.

Jim Simons war früher Code-Knacker beim US-Militär und Vorsitzender der Mathematik-Fakultät an der Stony-Brooks Universität. Er gilt als einer der Pioniere des Handels mit Algorithmen. Er gründete eine Firma, aus der 1977 das Unternehmen Renaissance hervorhing. Simons heuerte Wissenschaftler und Ingenieure an, um die Daten der Finanzmärkte zu analysieren und mögliche Zusammenhänge zwischen Aktien, Anleihen, Derivaten und Rohstoffen zu identifizieren.

Seit 2008, als sie einen Ertrag von 21 Prozent erzielten, hat sich das von quantitativen Fonds verwaltete Vermögen mehr als verdoppelt auf zuletzt 796 Milliarden Dollar. Das geht aus Angaben von Hedge Fund Research und Newedge hervor. Im selben Jahr war der Aktien-Index Standard & Poor's 500 um 38 Prozent eingebrochen, während Hedgefonds im Durchschnitt 19 Prozent an Boden verloren. Den Computer-Fonds gelang es allerdings nicht, den Erfolg von 2008 in jedem Jahr zu wiederholen. In mindestens zwei der vergangenen fünf Jahre verloren sie Geld, das belegen Daten von Bloomberg und Newedge. Hedgefonds hingegen legten als Branche in demselben Zeitraum mit Ausnahme von 2011 zu.

Auch mit Blick auf dieses Jahr schlagen sich nicht alle quantitativen Fonds gut. Die rund 1,9 Milliarden Dollar schwere Firma Quantitative Investment Management verlor mit ihrer Hauptstrategie 8,7 Prozent, besagen von Bloomberg gesichtete Unterlagen des Unternehmens.

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