Investmentguru Carl Icahn steigt bei Netflix aus

Wenn Carl Icahn spricht, steht die Wall Street Kopf. Am Mittwoch verkündet er seinen Aussteig beim Video-Dienst Netflix – ein Technologie-Konzern biete bessere Chancen. Icahn hat vielen Aktie zum Höhenflug verholfen.

Wenn der Name Carl Icahn fällt, ist Aufruhr an der Börse programmiert. Schon eine leise Erwähnung des Star-Investors kann einer Aktie zum Höhenflug verhelfen, oder sie zu Boden sinken lassen. Der Grund: Icahn ist ein äußerst aktiver Investor, der nicht davor zurückschreckt, sich mit Vorständen öffentlich über die Strategie zu streiten. So profitierte die Online-Kontaktbörse LinkedIn von seinem Namen. Der Investmentblog valuewalk.com meldete, dass Icahn sein Portfolio um die Aktien des Online-Dienstes erweitern wolle. Sofort schossen die LinkedIn-Papiere um bis zu 3,6 Prozent nach oben auf 205 US-Dollar pro Aktie. Quelle: REUTERS
Ein Händchen für ein lohnendes Investment hat Carl Icahn beim Kauf des Online-Videodienstes Netflix bewiesen. 2012 kaufte der Milliardär die Aktien des Online-Streaming-Dienstes für gerade einmal 53 US-Dollar das Stück. Ende 2013 verkaufte der Investor die Hälfte seiner Aktien für das Siebenfache und machte damit rund 800 Millionen Dollar Gewinn. Am 24. Juni 2015 verkündete er per Twitter, seine letzten Aktien verkauft zu haben. Der Netflix-Kurs an diesem Tag: 690 Dollar. Er begründete den Ausstieg damit, dass ein Technologiekonzern heute die gleichen Chance wie beim damaligen Einstieg Netflix. Der Technologiekonzern sei ... Quelle: dpa
... Apple. Im Juni 2015 kostet ein Anteilsschein des iPhone-Herstellers 129 US-Dollar. Hoffnungslos unterbewertet sei das, beschwert sich Icahn immer wieder. Er traut Apple zu, ein Marktvolumen von zwei Billionen Dollar zu beherrschen und schätzt den Wert des Konzerns auf 1,4 Billionen Dollar – das ist doppelt so viel wie die Marktkaptialisierung Mitte 2015. Der Invesotr hält nach eigenen Angaben 53 Millionen Apple-Aktien im Wert von rund 6,8 Milliarden Dollar und ist einer der zehn größten Aktionäre des IT-Konzerns. Sein Wort hat Gewicht: Auf Druck von Icahn stockte Cook bereits das in 2014 aufgelegte, schuldenfinanzierte Aktienrückkaufprogramm von 90 Milliarden auf 140 Milliarden Dollar auf und hob die Dividende um elf Prozent an. Quelle: dpa
In der Branche ist Carl Icahn dafür bekannt, dem Kurs der einen oder anderen Aktie lautstark auf die Sprünge zu helfen – meist zum großen Ärger der Konzernmanager. Den Druck auf Apple-Chef Tim Cook (links) hatte er per offenem Brief erhöht. Quelle: dpa
Eine weitere Schlacht hat der Investor im Jahr 2014 gewonnen. Damals zwang er den Ebay-Chef John Donahoe in die Knie und erwirkte die Abspaltung des Online-Bezahldienstes PayPal sowie den Rücktritt des CEOs. PayPal sollte im zweiten Halbjahr 2015 an die Börse gebracht werden. Der größte Profiteur des Deals ist wohl Carl Icahn selbst. Laut der amerikanischen Börsenaufsicht hält er rund 30 Millionen Ebay-Aktien. Quelle: DAPD
Für die Aktionäre mag der Verkauf von PayPal günstig sein. Der Wert des Unternehmens wird von Analysten auf rund 60 Milliarden Dollar geschätzt. Das Unternehmen hat ein Geschäftskonzept, um das sich Internet-Giganten Apple und Google reißen. Somit ist ein Zusammenschluss mit einem der Großen nicht ausgeschlossen – und für die Aktionäre profitabel. Weniger profitabel ist der Börsengang für viele Mitarbeiter von Ebay. Das Unternehmen kündigte an, im Vorfeld des PayPal-IPOs 2400 Mitarbeiter – rund sieben Prozent der gesamten Belegschaft – zu entlassen. Quelle: dpa
Doch auch ein Starinvestor kann eine Chance verpassen. Denn die erste Hälfte seiner Netflix-Aktien hatte er noch vor einem großen Kurssprung der Papiere verkauft. Icahns Sohn, Brett, der ebenfalls Investor ist, machte da den besseren Deal. Anders als sein Vater behielt er die günstig gekauften Netflix-Papiere. Quelle: IMAGO
Eine eher ungewöhnliche Investition für Icahn ist die 100 Millionen schwere Beteiligung am Fahrdienstvermittler Lyft, dem Konkurrenzen von Uber. Der Milliardär beteiligt sich selten an Startups, lieber kauft er Aktienpakete großer, börsennotierter Unternehmen. Icahn erklärte, die Investition in Lyft wäre deshalb attraktiv, weil sie viel günstiger sei als beim Rivalen Uber. Den hatten Investoren zuletzt bereits mit 41 Milliarden Dollar bewertet während Lyft auf gerade einmal 2,5 Milliarden Dollar kommt. Quelle: AP
Doch wer glaubt, Icahn investiere nur in Börsen-Giganten, irrt sich. Im ersten Viertel des laufenden Jahres hat er auch Positionen von Firmen mit nicht ganz so schillernden Namen aufgestockt. Ein Beispiel davon ist Manitowoc. Das Unternehmen ist aus der Schiffbaubranche des US-Bundesstaates Wisconsin hervorgegangen und stellt Krane her. Icahn hat seine Beteiligung am Unternehmen im ersten Quartal 2015 um 135 Prozent erhöht. Weitere von Icahn nachgefragte Aktien sind die des Mobil-Marketing-Dienstleisters Voltari (+599 Prozent) und des Herstellers von Sicherheitstechnik von Federal-Mogul (+14,4 Prozent). Quelle: dpa
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