Kursverluste Was zieht Minenaktien in den Sog der Gold-Baisse?

Ein schwarzer Tag für Goldfreunde: Ein überraschender Ausverkauf am Goldmarkt drückte den Preis bis Montagabend auf ein Fünfjahrestief. Steckt dahinter eine Attacke von Spekulanten oder naht das Ende des Gold-Wahns?

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Gold ist nicht nur bei Privatanlegern beliebt. Auch Notenbanken legen einen Teil ihrer Währungsreserven in Gold an. (Foto: Bundesbank/dpa) Quelle: dpa

Ross Norman ist verwirrt. Der Chef des traditionsreichen Goldhändlers Sharps Pixley versteht nicht, warum die chinesische Regierung ihre Goldbestände kleinredet. Denn das ist seiner Meinung nach passiert, als zum Wochenende die Notenbank-Bestände von 1658 Tonnen Gold bekanntgegeben wurden.

Das ist immerhin ein Plus von 60 Prozent gegenüber 2009, als die letzten Zahlen veröffentlicht wurden. Aber diese Zahl bringt China auch auf den fünften Platz hinter den USA (8133 Tonnen), Deutschland (3383 Tonnen), Italien und Frankreich. Alle Welt hatte mehr erwartet. So wie Norman, der vor seinem geistigen Auge über 4000 Tonnen in chinesischen Staatstresoren gehortet sah.

Diese Verwirrung könnten Spekulanten in Shanghai und New York ausgenutzt haben, um den Goldpreis in den Keller zu schicken. „The Telegraph“ zitiert Norman mit der Analyse, dass Sonntagnacht an der Globex Exchange in New York binnen gerade mal zwei Minuten 7600 Kontrakte über insgesamt 24 Tonnen Gold auf den Markt geworfen wurden.

Praktisch zeitgleich lähmten die Verkäufe von Kontrakten über 33 Tonnen Gold in Shanghai den dortigen Markt. Die Börse in Japan war wegen eines Feiertags geschlossen und Europa schlief noch. Ein „dünner Markt“ also, der stark reagierte. Norman vermutet dahinter gezielte „short“-Verkäufe. Damit versuchen manche Börsianer einen Markt zu drücken, an dem sie beispielsweise Zertifikate halten - um dann überproportional vom Preissturz zu profitieren.

Meilensteine des Goldpreises

Längerfristig erweist sich der fundamentale Trend allerdings vielleicht doch als negativ für das gelbe Metall. Denn Normans Theorie zum Trotz reagierten die Aktien der Goldproduzenten mit massiven Kursabschlägen.

Besonders tief stürzten zunächst die Papiere der australischen Newcrest Mining am australischen Aktienmarkt ab. Sie verbuchten ein Minus von 10,3 Prozent. Northern Star Resources, die noch Anfang Juli Rekordergebnisse vorgelegt hatten, gaben 9,6 Prozent ab. Regis Resources kamen mit einem Verlust von 7,2 Prozent etwas glimpflicher davon.

In den USA ging das Schlachtfest dann weiter: Newmont Mining aus Colorado, mit Minen unter anderem in Australien, Peru und Mexiko, verlor in New York 12,25 Prozent auf 18,16 Dollar. Barrick Gold sanken sogar um 15,9 Prozent auf 7,39 US-Dollar und damit auf ein 52-Wochentief.

Goldcorp, einer der größten Produzenten, notierte am Ende des US-Handels 12,25 Prozent tiefer bei 12.89 Dollar. Überraschend robust zeigte sich Randgold (ADR-Zertifikate) an der Nasdaq in New York mit einem Abschlag von 5,37 Prozent.


Was Goldpreis und Goldproduzenten unter Druck setzt

Gold ist nicht nur Schmuck, sondern auch die Währung der Vorsichtigen, der Negativisten, der Euroskeptiker, der Dollar-Skeptiker und Weltuntergangspropheten. Doch weder die Kernschmelze der Finanzmärkte 2008 noch die Griechenlandkrise vermochten die US-Wirtschaft zu ruinieren oder den Euro zu vernichten.

Alle Aktienmärkte weltweit stehen auf oder nahe ihrer Rekordkurse, mit einer Ausnahme: China. Doch chinesische Anleger und Spekulanten verkaufen anscheinend lieber ihr Gold als ihre Aktien. Was also setzt Gold und damit die Goldproduzenten so sehr unter Druck?

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