Musterdepots Ölpreis fällt, Rendite steigt

Wetten auf den weiteren Verlauf des Öl-Preises sind nur etwas für Spekulanten? Falsch gedacht! Selbst defensiv ausgerichtete Porfolios greifen zu dieser Anlageoption. Auch unsere Musterdepots-Experten werden nun aktiv.

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Georgios Kokologiannis Quelle: Pablo Castagnola

Der massive Preiseinbruch von Erdöl lenkt mittlerweile nicht nur das Interesse spekulativ orientierter Investoren auf sich. Auch für eher defensiv ausgerichtete Portfolios wird der Rohstoff zur Anlageoption.

So hat nun auch die DZ Bank ihrem vielbeachteten Musterdepot ein Öl-Investment beigemischt: Ein Zehntel des Gesamtkapitals setzen die Strategen des Finanzinstituts auf ein spezielles Zertifikat, das sich auf die Preisentwicklung von Öl der Nordsee-Sorte Brent bezieht. Finanziert wird der Kauf, indem die DZ-Banker den Anteil an europäischen Staatsanleihen reduzieren.

Auch im Handelsblatt-Depot befindet sich seit kurzem ein geringer Anteil an Öl-Zertifikaten, den ich in den kommenden Tagen deutlich erhöhen werde, falls die Notierungen noch etwas weiter nachgeben. Aus ähnlichen Gründen wie die Experten der DZ-Bank halte ich den Preiskollaps um fast 50 Prozent seit Juni inzwischen für deutlich übertrieben.

Die Analysten bezweifeln, ob sich die wichtigsten Rahmenbedingungen für die Preisentwicklung bei Rohöl in den vergangenen Wochen derart geändert haben, das sie die Größenordnung des aktuellen Preisverfalls rechtfertigen. So sei etwa die (geo-)politische Situation in einigen wichtigen Förderländern nicht so entspannt, wie es der Preisverfall signalisiert.

Des Weiteren könne die Argumentation, dass der Ölpreis abrutscht, weil sich die Weltkonjunktur abschwächt, „schnell selbst negieren“ –  denn der Ölpreisverfall dürfe nennenswerte konjunkturelle Schubkraft erzeugen. Was ebenfalls für wieder anziehende Notierungen spreche: China habe in den vergangenen Jahren regelmäßig die Ordermengen erhöht, wenn die Rohstoffpreise auf temporäre Tauchfahrt gingen.


Warum der Musterdepot-Experte noch an Anleihen festhält

In unserem Depot haben wir derzeit eine Anleihenquote von etwa 34 Prozent. Dabei erstrecken sich die europäischen Investitionen über Peripherie- und Hybridanleihen sowie eine Bankenanleihe der Aareal Bank. Unser internationales Anleihen-Exposure decken wir derzeit über US-Hochzinsanleihen und Schwellenländeranleihen denominiert in US-Dollar ab.

Im laufenden Jahr konnten neben den Zinseinkünften insbesondere vom fallenden Zinsniveau profitieren, da die Anleihen so an Wert zugelegt haben. Für das kommende Jahr gehen wir davon aus, dass die Renditen für langlaufende Bundesanleihen im Rahmen eines Staatsanleihe-Kaufprogramms der EZB noch etwas unter das aktuelle Niveau sinken werden, um dann im weiteren Jahresverlauf wieder leicht anzusteigen.

Für 10-jährige Bundesanleihen erwarten wir zum Jahresende 2015 eine Rendite von 0,75 Prozent und eine Schwankungsbreite von 0,5 Prozent bis 1,0 Prozent. Vor diesem Hintergrund halten wir an unseren Anleihebeständen zunächst fest, auch wenn das Zinsniveau von Woche zu Woche unattraktiver wird. 

Die Basis für unsere Zinsprognose bilden die Wachstumserwartungen, die Inflation und die Politik der Notenbanken in Europa und in den USA. In Deutschland und der Eurozone gehen wir nicht von einer wesentlichen Wachstumsbelebung aus, auch wenn die Ölpreisentwicklung sowie der schwache Euro unterstützend wirken sollten.

Ein größerer Inflationsdruck ist nach wie vor nicht zu erkennen. In einigen Ländern der Eurozone machen sich sogar eher deflatorische Tendenzen bemerkbar. Vor diesem Hintergrund ist es unseres Erachtens sehr wahrscheinlich, dass die EZB zu weiteren außergewöhnlichen Maßnahmen greifen und die Zinsen noch für einen sehr langen Zeitraum auf dem aktuell sehr niedrigen Zinsniveau halten wird.


Traurige Bilanz für deutsche Exporte

Laut einer Schätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages werden die deutschen Exporte 2014 um 20 Prozent einbrechen. Diese rückläufige Entwicklung wurde vor allem durch die westlichen Sanktionen gegen Russland verursacht. Die Russische Föderation erlebte bereits zuvor eine Verlangsamung der konjunkturellen Entwicklung, was die Nachfrage nach deutschen Produkten unter Druck setzte.

Die Sanktionen wirkten nun als ein starker Katalysator für diesen Prozess. Die aktuelle massive Abwertung des russischen Rubels hat die Situation noch zusätzlich stark verschärft. Einerseits werden die Aufträge aus Russland schrumpfen, weil die Kunden einen starken Kaufkraftverlust erleben.

Andererseits werden die Erlöse der deutschen Hersteller pro verkaufte Einheit sinken, da sie in meisten Fällen nicht fähig sind, die Abwertung der russischen Währung bei den Rubelpreisen auf dem Lokalmarkt eins zu eins durchzusetzen. Viele Arbeitsplätze in Deutschland sind bedroht, denn Russland war und ist ein sehr wichtiger Handelspartner. In erster Linie stehen viele mittelständische Unternehmen durch die aktuelle Entwicklung in Gefahr.   

Der Portfoliomanager Holger Degener hat bei seinem „Dividende und Eigenkapital Deutschland“-wikifolio die rücklaufenden Kurse der letzten Tage für einen Zu- und einen Neukauf genutzt. So wurde das bestehende Exposure beim Handelskonzern Metro um 50 Prozent aufgestockt. Die Aktie des IT Spezialisten Cenit wurde ins wikifolio neu aufgenommen.

Die Beiträge stellen keine Anlageberatung dar, insbesondere geben sie keine Empfehlung zum Kauf der genannten Wertpapiere. Sie sollen einen Anreiz zum Nachdenken und zur Diskussion über Marktentwicklungen und Anlagestrategien geben.

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