Wo sehen Sie jetzt Chancen?
Die Inflation ist derzeit im angepeilten Korridor, es gibt kein wirkliches Inflationsproblem, aber die so genannten inflationsgeschützten Anleihen, die an einen Verbraucherpreisindex gekoppelt sind, halte ich derzeit für eine der Anleihenarten, die günstig sind. Steigen die Verbraucherpreise und damit der Index, erhöht sich der niedrige Grundzins der Anleihe um die Inflationsrate. Sobald die Inflation beispielsweise in Europa über die vom Markt erwarteten 0,7 Prozentpunkte, also über den Breakeven, steigen sollte, dann gewinnen wir mit inflationsindexierten Bundesanleihen. Ich erwarte auf Dreijahressicht eine Inflation von 1,5 Prozent und da die eingepreiste Inflationsrate wesentlich darunter liegt, sind sie interessant. Zudem schützen diese Anleihen natürlich vor dem Randrisiko einer steigenden Inflation, das zunimmt, je länger die lockere Geldpolitik anhält. Inflationsindexierte Anleihen machen derzeit rund ein Drittel des Portfolios aus, ein weiteres Drittel sind Staatsanleihen, ein Viertel Unternehmensanleihen mit Bestnoten von Ratingagenturen und etwa 15 Prozent Unternehmens-Hochprozenter ausfallgefährdeter Unternehmen.
Schwellenländer-Anleihen sind gefallen, sind sie nicht interessant für einen Einstieg?
Die Kurse von Schwellenländer-Anleihen sind derzeit gut für einen Einstieg, aber sie sind wenig liquide. Und die Lokalwährungsanleihen sind noch immer unter Druck. Ich bin in den Schwellenmärkten untergewichtet. Bei Hochzinsanleihen, High Yields von ausfallgefährdeten Schuldnern, sehe ich Chancen. Die Pleiterate ist sehr niedrig und wird auch noch niedrig bleiben, wenn die Wirtschaft weiterhin gut läuft. Davon gehe ich aus, denn es gibt aus den USA, Japan und China gute Anzeichen dafür.
Wo sind Ihnen die Risiken derzeit zu hoch?
Durch die Liquidität, die die Zentralbanken in den Markt geben, brauen sich Inflationsrisiken zusammen und der Schutz vor der zukünftigen Inflation ist derzeit mit den inflationsgeschützten Anleihen sehr günstig zu haben. Die Eingriffe der Notenbank haben die Reaktion der Märkte auf die ökonomischen Daten verändert. Die US-Notenbank setzt quasi die Preise und ist bei den US-Staatsanleihen der dominante Spieler im Markt. Risiken sehe ich am Markt der Asset-Backed-Securities. Die bringen Renditeaufschläge zum Geldmarkt von 0,25 Prozent. Auch manche speziellen nachrangigen Bankanleihen sehe ich kritisch. Sie sind in der Finanzkrise um teilweise 60 Prozent im Wert gefallen, zahlen heute aber wieder sehr niedrige Zinsen. Ich schaue gern auf die Verluste in der Vergangenheit und frage mich dann, ob ich die Risikokompensation in Form von Zinsen akzeptieren kann. Und dann ist die Antwort meistens Nein. Besser geschützte Senior-Anleihen von Banken haben Renditeaufschläge, die sie akzeptabel machen, aber ich bin bei Finanzanleihen untergewichtet, mir gefallen Industrieunternehmen besser. Die Gefahr ist nur, dass der Kredithebel zu stark wird. Anzeichen dafür gibt es schon, wenn Unternehmen Schulden machen, um Dividende zahlen zu können. Aber da ist die Ampel trotzdem noch nicht auf Rot gesprungen.
Wie wollen sie bei den niedrigen Renditen die laufenden Kosten des Fonds von jährlich etwa 1,5 Prozent verdienen?
Im Schnitt bieten die Anleihen, die wir im Fonds haben, eine Rendite von drei Prozent und hinzu kommen mögliche Kursgewinne. Ich habe mit meinem Ansatz deutlich weniger Kursschwankungen als die Vergleichsgruppe und das ist das Ziel. Es gibt Fonds, die eine höhere Performance erzielen, bei denen Anleger aber auch eine viel höhere höhere Volatilität haben, weil sie stärker auf Schwellenländer gesetzt haben oder auf Hochzinsanleihen. Es kommt darauf an, was der Anleger wünscht. Unser Fonds eignet sich für sicherheitsorientierte Anleger.