Roundtable Die Teilnehmer des Roundtable
"Wir investieren falsch"
Mayer hat das Vertrauen in Währungshüter und Papiergeldsystem weitgehend verloren. Als Versicherung setzt er deshalb auf Gold, „das älteste Tauschmittel der Welt“. Aktien aus dem US-Index S&P 500, den er als seinen Lieblingschart präsentiert, sieht er als Realwert und gleichzeitig als Absicherung gegen die Euro-Abwertung. Anleger in US-Aktien partizipieren schließlich an einer Dollar-Aufwertung und der US-Wirtschaftsentwicklung. Nebenbei versucht Mayer, sich sein „Rentengeld aufzubauen“. Er berechnet, wann er wie viel Geld benötigt, und kauft entsprechend lang laufende Anleihen, die so zurückgezahlt werden, wie er Bares braucht.
Thomas Mayer, 59, hält an der Frankfurter Goethe-Universität im Center for Financial Studies Vorlesungen. Zusätzlich berät er den Vorstand der Deutschen Bank. Von 2002 bis Juni 2012 arbeitete er für das Institut, zuletzt als Chefvolkswirt und Leiter der Analysetochter Deutsche Bank Research. Zuvor war Mayer für die Investmentbank Goldman Sachs in London und den Internationalen Währungsfonds in Washington tätig. Promoviert hat der Ökonom an der Universität Kiel.
Bild: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
"Zinsen gehen nur langsam hoch"
Mit dem billigen Geld der Notenbanken haben Investoren die Kurse von Aktien, Gold und Rentenpapieren getrieben. Während die bis 2008 parallel zum weltweiten
Bruttoinlandsprodukt gestiegen seien, hätten sich die Preise nun entkoppelt, warnt Bosomworth. Mit Anleihen, sagt der Anleihemanager ziemlich ehrlich, sei demnächst nur noch wenig zu verdienen. Er hält sie vor allem, um nicht bei Bankpleiten mit Einlagen zu verlieren. Sein Gold hat er
verkauft. Bei 900 Dollar pro Unze sieht er die Gelegenheit zum Wiedereinstieg. Privat setzt er auf liquide europäische Anleihefonds und Immobilien. Und auf eine
inflationsgeschützte Lebensversicherung.
Andrew Bosomworth, 47, leitet beim weltgrößten Anleihemanager Pimco das deutsche Portfolio-Management. Als einer der beiden Co-Chefs von Pimco Deutschland verantwortet der gebürtige Neuseeländer insgesamt 275 Milliarden Euro. Weltweit managt die von Investorenlegende Bill Gross gegründete Allianz-Tochter Pimco gut zwei Billionen Dollar. Vor seinem Job bei Pimco arbeitete Bosomworth für die Europäische Zentralbank.
Bild: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
"Dax bringt acht Prozent jährlich"
Der Fondsmanager setzt auf dividendenstarke Papiere. Seine favorisierten Dax-Unternehmen brachten seit 1993 im Schnitt jährlich acht Prozent an Kursgewinn
und Dividende. „Dies entspricht dem langfristigen Durchschnitt der Gewinnzuwächse von Dax-Unternehmen“, sagt er. Sein Fazit: „Die Bewertung des Dax
stellt im Augenblick weder eine Hürde noch eine Unterstützung für zukünftige Kursgewinne dar, sie ist schlicht neutral.“ Kurspotenzial sieht Kaldemorgen im Fall einer weiteren geldpolitischen Lockerung. Privat will er Schwankungen vermeiden. Ein Großteil seines Vermögens steckt deshalb nicht in Aktien, sondern in Unternehmensanleihen und Immobilien.
Klaus Kaldemorgen, 59, ist Chefstratege Aktien bei der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS und Geschäftsführer der DWS Holding & Service. Deutschlands wohl bekanntester Fondsmanager ist seit 1982 bei der DWS, wo er bis zum Sprecher der Geschäftsführung aufstieg. Ende 2010 gab der studierte Volkswirt den Geschäftsführerposten auf, um sich, wie er damals sagte, voll auf das Fondsmanagement konzentrieren zu können.
Bild: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
"Sicherheit über alles"
Der Versicherungsprofi versucht, noch etwas für ein neues Produkt zu werben: Sein Lieblingschart zeigt, was die neuen Lebens-Policen ohne garantierte Mindestverzinsung angeblich bringen. Ergo garantiert hier nur die eingezahlten Beiträge. Weil Ergo keinen garantierten Mindestzins erwirtschaften muss, kann sie mehr renditeträchtige, aber schwankungsanfällige Papiere kaufen. Nach 40 Jahren soll der Beispielkunde aus dem neuen Produkt etwa 40.000 Euro mehr ziehen als aus einer klassischen Police. Privat deckt Lörper den Anleiheanteil in seinem Portfolio mit einigen Lebensversicherungen ab, die ja stark in Anleihen investieren. Darüber hinaus „mischt und streut“ er, auch Aktien, aber kein Gold.
Johannes Lörper, 59, ist Mitglied der Vorstände der Ergo Lebensversicherung und der Victoria Lebensversicherung. Der Diplom-Mathematiker hat an der Universität zu Köln promoviert. Sein Berufs- leben startete er bei der Kölnischen Rück. Nach mehreren anderen Stationen kam er 2002 zur Ergo Versicherung. Bis April 2013 war Lörper zudem Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung, des einflussreichen Clubs der Versicherungsmathematiker, seither ist er Vorstandsmitglied der Vereinigung.
Bild: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
"Bei 1200 Dollar je Unze Gold gekauft"
Flossbach schwört auf dividendenstarke Qualitätsaktien – dazu gehören Nestlé, die Konsumgüterhersteller Reckitt Benckiser und 3M, der Schweizer Pharmakonzern
Roche oder der US-Investitionsgüterkonzern Emerson Electric. Die Titel hat Flossbach in den Korb seiner Lieblingsaktien aus 30 Konsumgüter-, Pharma- und Technologiewerten aufgenommen. Seit 1990 hat sein Korb mehr als doppelt so gut abgeschnitten wie der Dax. Mit Dividendenrenditen von drei Prozent, deutlich höher als die Renditen solider Staats- und Unternehmensanleihen, will der Vermögensverwalter Anleger nun durch die Krise bringen. Für unverzichtbar hält er auch Gold, beim letzten Tief um 1200 Dollar hat er nachgekauft.
Bert Flossbach, 51, ist Vorstand beim Investmenthaus Flossbach von Storch in Köln, welches er im Jahr 1998 gründete. Als einer der größten unabhängigen Vermögensverwalter managt er heute zwölf Milliarden Euro, hauptsächlich in Fonds. Von 1991 bis 1998 arbeitete Flossbach als Vermögensverwalter bei Goldman Sachs in Frankfurt.
Bild: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
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