US-Börsen Die Zweifel an der Börsenrally wachsen

Das US-Marktbarometer S&P steigt weiter an. Die Anleger freuen sich über die Rally und investieren, doch Analysten reagieren verhalten – sie trauen dem Braten nicht. Doch es gibt Anzeichen für einen weiteren Anstieg.

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Händler auf dem Parkett der New Yorker Börse. Quelle: Reuters

New York Nach dem Anstieg des US-Benchmarkindexes Standard & Poor's 500 Index auf ein Rekordhoch in der vergangenen Woche sind die Aktienkurse so nahe an den Kursprognosen der Analysten wie seit mindestens sieben Jahren nicht mehr. Nach der Rally mit einem Plus von zehn im ersten Quartal sind die aktuellen Kurse nur fünf Prozent von den durchschnittlichen Analystenschätzungen entfernt – in der Regel liegen die Prognosen rund 14 Prozent daneben. Der Abstand von Prognosen und Kursverlauf hat sich deutlich verkleinert – das zeigen Bloomberg-Daten, die seit 2006 erhoben werden.

Für Optimisten zeigt der geringe Abstand, dass Investmentbanken von der Rally auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Die Kurse könnten weiter klettern und die Analysten heben dann ihre Prognosen. Pessimisten gehen dagegen davon aus, dass der satte Kursanstieg nicht gerechtfertigt ist und Analysten sich daher zurückhalten. Seit 2009 hat der Markt mehr als 10 Billionen Dollar an Wert gewonnen.

“Der Markt ist so schnell gestiegen, dass er den Analysten keine Zeit für eine Neubewertung gelassen hat”, sagt Malcolm Polley, Chef-Investorbei Stewart Capital Advisors. “Ich denke, dass wir sowohl auf volkswirtschaftlicher Ebene als auch bei den Unternehmen bessere Daten als aktuell sehen werden.”

Vor Ostern schloss der S&P 500 bei 1569,19 Punkten, über dem bisherigen Allzeithoch von 1565,15 Zählern aus dem Oktober 2007. Die gestiegenen Auftragseingänge für US-Konsumgüter und der stärkste Anstieg der Immobilienpreisen seit knapp sieben Jahren sorgten für Rückenwind bei den Kursen.

Sorgen macht den Anlegern hingegen die europäische Schuldenkrise. Der S&P 500 verzeichnete mit 1,8 Prozent seinen stärksten Tagesverlust in diesem Jahr am 25. Februar, nachdem die Wahlen in Italien keinen eindeutigen Sieger hervorbrachten. Am 6. März gab der Index um 0,6 Prozent nach. Zuvor hatten europäische Politiker im Rahmen des Rettungspaketes für Zypern eine Abgabe auf Bankguthaben beschlossen.


Der Dow Jones hat es vorgemacht

134 Aktien im Index notieren derzeit über der durchschnittlichen Analystenprognose, darunter Archer-Daniels-Midland und Mattel. Zuletzt wurden im Jahr 2009 mehr als 100 Aktien über den Prognosen gehandelt – damals legte der S&P 500 um 24 Prozent zu. Seit 2006 haben Aktien, die über die Analystenprognose hinaus stiegen, in den darauf folgenden zwölf Monaten weitere 9,6 Prozent zugelegt, doppelt so viel wie der Rest des Marktes, wie aus Bloomberg-Daten hervorgeht.

Seit dem Tiefpunkt vom 9. März 2009 sind die Aktienkurse um 132 Prozent geklettert – eine der längsten Aufwärtsbewegungen überhaupt. Zweimal sind die Kurse an einem Bärenmarkt – also ein Rückgang um 20 Prozent – vorbeigeschrammt: einmal 2010, als sie über zwei Monate um 16 Prozent fielen, und zwischen Mai und Oktober 2011, als sie 19 Prozent einbüßten.

Der Dow Jones hat bereits am 5. März sein vorheriges Hoch überschritten und seitdem um weitere 2,3 Prozent angezogen. Gestützt wird er von Anzeichen auf eine Erholung am Arbeitsmarkt und im US-Immobiliensektor.

“Die Aufwärtsbewegung bisher bedeutet nicht, dass es nicht noch weiter aufwärts gehen kann”, sagt Warren Koontz von Loomis Sayles. “Wenn wir eine solche Verschiebung zwischen einer kurzfristigen Analystenprognose und einem besseren langfristigen Potenzial beobachten, das sich bereits im Kurs widerspiegelt, ist das für uns eine Gelegenheit.”

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