David Swensen im Interview „Hedgefonds sind nichts für Privatanleger“

David Swensen, Chief Investment Officer der US-Universität Yale, über erfolgreiche Strategien für Privatanleger und hohe Gebühren von Investmentfonds.

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WirtschaftsWoche: Herr Swensen, als Vermögensverwalter von Yale haben Sie über 20 Jahre eine Rendite von mehr als 17 Prozent pro Jahr erzielt. Können Privatanleger das auch schaffen? Swensen: Das hatte ich gehofft, als ich anfing, mich mit Anlagestrategien für Privatinvestoren zu beschäftigen. Ich wollte einen Investmentplan für Privatanleger zusammenstellen, der dem von Yale ähnelt. Doch die Anlagemöglichkeiten für Privatanleger sind viel schlechter als die Investitionsmöglichkeiten für Profis. Und die Kosten sind deutlich höher. Deshalb muss man beim Thema Geldanlage meiner Meinung nach strikt zwischen den beiden großen Gruppen von Anlegern unterscheiden: Professionelle Investoren setzen sehr viel Zeit, Ressourcen und gut ausgebildete Leute ein, um erfolgreiche Investmententscheidungen zu treffen. Das kann nahezu kein privater Anleger. Das klingt nach einer extremen Zweiteilung. Gibt es keine Zwischenlösung? Im normalen Leben liegt die richtige Antwort oft in der Mitte. Das ist in der Vermögensverwaltung anders. Wer in der Mitte ist, steckt im Niemandsland. Man kann mit Geldanlage nur im einen oder anderen Extrem erfolgreich sein: Als professioneller Investor mit vielen Ressourcen kann man auch in komplizierte Anlageformen investieren. Privatanleger müssen große Teile des Spektrums meiden. Sonst ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man schlechte Entscheidungen trifft, die von Profis ausgenutzt werden. Wo sollen private Anleger Ihrer Meinung nach nicht investieren? Venture Capital, Hedgefonds und Buy-out-Fonds sind grundsätzlich nichts für Privatanleger. In dieser Anlageklassen muss man Zugang zu den besten zehn Prozent der Branche haben, nur dann bekommt man attraktive Renditen. Als durchschnittlicher Investor aber werden Sie scheitern. Wenn Sie Glück haben, machen Sie vielleicht kein Minus. Aber die Ergebnisse werden ganz sicher in keinem Verhältnis zum eingegangenen Risiko stehen. Noch dazu ist das Angebot für Privatanleger im Bereich Hedgefonds oder Private Equity grundsätzlich von schlechterer Qualität als für Profis, mit höheren Kosten und geringen Erfolgschancen verbunden. Wie können Privatinvestoren denn an den hohen Renditen der Private-Equity- oder Hedgefonds-Branche partizipieren? Vielleicht mit Dachfonds, die wiederum in andere Fonds investieren? Das ist keine Lösung. Hedgefonds für sich genommen haben schon sehr hohe Gebühren. Wer einen Dachfonds kauft, muss darauf eine zweite Gebühr zahlen. Dazu kommt, dass die Dachfonds in der Regel keinen Zugang zu den besten Hedgefonds haben. Die Top-Fondsmanager wollen den direkten Kontakt zu ihren Investoren. Dachfonds wirken wie ein Störfilter zwischen Geldgebern und Fondsmanagern. Sie ermöglichen ahnungslosen Anlegern den Zugang zu Investmentstrategien, die eigentlich nichts für sie sind. Deshalb sind die Chancen für Privatanleger extrem gering, mit Dachfonds vernünftig Geld zu verdienen. Wenn man aber sehr gründlich einen Dachfondsmanager auswählt, der überlegene Entscheidungen trifft: Holt der nicht mehr Rendite heraus, als er selber an Kosten verursacht? Das ist eine theoretische Möglichkeit. In der Realität ist es so schwer, wirklich gute Anlageentscheidungen zu treffen, dass es nicht funktioniert. Und Sie müssen sich doch auch fragen, wie ein Privatanleger einen wirklich hervorragenden Dachfondsmanager auswählen soll. Zum Beispiel mithilfe seiner Erfolgsbilanz, also historischer Renditen. Historische Renditen sind weit entfernt davon, eine vernünftige Basis für Investitionsentscheidungen zu sein. Das wäre wunderbar einfach. Aber so funktioniert die Welt nicht. Wenn überhaupt, dann sind historische Renditen eher ein umgekehrter Indikator für das, was in der Zukunft passieren wird. Wirklich? Private-Equity- und HedgefondsManager behaupten genau das Gegenteil: Historische Renditen seien der beste Indikator für künftige Erträge. Das stimmt aber nicht. Mit einer Ausnahme: Hightech-Venture-Capital. Es gibt einige wenige Venture-Capital-Fonds, die für talentierte Unternehmer besonders attraktiv sind. Nehmen Sie beispielsweise Kleiner Perkins, Greylock, Sutter Hill Ventures oder Benchmark Capital. Es gibt Gründer, die wollen ihre Investoren unbedingt innerhalb dieser kleinen Gruppe von VC-Fonds gewinnen und sind dafür bereit, auch wirtschaftlich schlechtere Deals zu akzeptieren. Diese VC-Fonds können dauerhaft bessere Renditen erwirtschaften als andere.

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