Helmut Kiener Deutscher Madoff vor Gericht

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Der US-Betrüger-Bernard Quelle: REUTERS

Ähnlich hübsch ist der Fall des Frank Schaefer und seiner Firma Caviar Creator. Unter dem Slogan „Unser Gold ist schwarz“ wollte er bis zu 33 Tonnen Kaviar pro Jahr produzieren. Und das in seiner weltweit größten überdachten. Und das im malerischen Demmin in Mecklenburg-Vorpommern. Schaefer wollte internationaler Kaviarkönig werden, nur fehlte ihm zur Finanzierung der Kaviarfarm Geld, viel Geld. Deshalb verteilte Schaefer mehrere Millionen nicht börsennotierter Aktien und verkaufte er Anteile an einem Fonds, der seine Kaviarfarm finanzieren sollte. Dafür gaben ihm die Investoren gern ihr Erspartes. Insgesamt 662 deutsche Anleger gaben ihm mehr als 13 Millionen Euro. Die sind nun weg. Das Unternehmen ist seit 2005 pleite, bis 2008 sammelte Schaefer weiter Geld für sein Kaviar-Luftschloss, das es nie geben sollte. Im Dezember 2010 schickte ihn das Landgericht Düsseldorf für drei Jahre und acht Monate in die Störeier-Pause.

Der deutsche Madoff

Und nun noch Helmut Kiener: Mit einem Schneeballsystem erwirtschaftete der studierte Psychologe rund 345 Millionen Euro. Das macht ihn bislang zum größten deutschen Anlagebetrüger und in den Medien gern zum Mini-Madoff. Seit Oktober 2009 sitzt der Hedge-Fonds-Manager in Untersuchungshaft, seit heute steht der 51-Jährige in Würzburg vor Gericht. Mehr als 630 Seiten dick ist die Anklage, darunter sind Betrug in 35 Fällen, Urkundenfälschung in 86 Fällen sowie Steuerhinterziehung in 5 Fällen. Oberstaatsanwalt Gallhoff und Staatsanwältin Katja Weisensel-Kuhn haben sich darauf geeinigt, nicht die vollständige Klageschrift zu verlesen, sonst stünden sie nächste Woche noch da. Konkret werfen sie ihm vor, Depot- und Kontoauszüge gefälscht zu haben, die Gewinne seiner Hedgefonds K1 Invest und K1 Global so überzogen dargestellt zu haben und die Anlagestrategie falsch dargestellt zu haben. Unter den Geprellten sind auch die französische BNP Paribas und die Barclays Capital Bank. Letztere hat rund 171 Millionen verloren, die BNP Paribas 51,7 Millionen Euro. Dass die Anleger – sowohl Banken als auch Privatleute – ihr Geld wiedersehen, ist fraglich. Es sind nur noch geringe Vermögenswerte übrig. Was da war, investierte Kiener in einen Hubschrauber, Villen und Flugzeuge. Laut seinem Anwalt Achim Goepper möchte der Familienvater aus Aschaffenburg aber alles zurückzahlen. Ein Geständnis hat Kiener trotzdem lange nicht abgelegt. Erst kurz vor dem Prozessende gestand er ein Großteil der Vorwürfe. Das Gericht verurteilte ihn zu 10 Jahren und acht Monaten Gefängnis.

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