Im Dezember vergangenen Jahres war es wieder so weit. Der Verband der Privaten Bausparkassen veröffentlichte die jährliche Herbstumfrage zum Sparverhalten der Deutschen. Das Ergebnis: Das „Angstsparen“ ersetze zunehmend das „Lustsparen“.
„Durch die trüben Konjunkturaussichten findet ein verstärktes Angstsparen statt“, erklärte Andreas Zehnder, der Vorstandsvorsitzende des Verbandes. „Geld unter das Kopfkissen zu legen, ist selbst bei Mini-Zinsen eben keine Alternative.“
Vier Monate später hat sich die Lage für die Sparer noch einmal verschärft. Die Europäische Zentralbank unter Präsident Mario Draghi lässt jetzt Anleihen kaufen. Die Renditen von Bundesanleihen bis zu einer Laufzeit von sechs Jahren sind negativ. Kurz laufende Geldmarktzinsen ebenfalls. Mit der Skatbank führte das erste Institut negative Zinsen ein. Und auch viele Bausparverträge, egal ob sie von „Lustsparern“ oder „Angstsparern“ abgeschlossen werden, trifft es hart.
Die zehn häufigsten Fehler bei der Baufinanzierung
Vielen Bauherren wird zum Verhängnis, dass sie zu wenig eigenes Kapital für den Immobilienkauf angespart haben. 20 bis 30 Prozent Eigenkapital in der Baufinanzierung sollten es mindestens sein. Wer vermieteten Wohnraum kauft, sollte sich nicht von Finanzberatern überreden lassen, möglichst viel über Kredit zu finanzieren, um Steuern zu sparen. Das ist unsinnig, denn das Finanzamt zahlt maximal die Hälfte der Zinsen zurück.
Baugeld über 15 Jahre kostet derzeit etwa 3,0 Prozent pro Jahr. Wer baut oder kauft, sollte die Niedrigzinsen nutzen, um mehr zu tilgen. Ein Beispiel: Ein Bauherr nimmt 200.000 Euro zu 3,0 Prozent über 15 Jahre auf. Nach Ende der Zinsbindung steigt der Zins auf 5,0 Prozent. Tilgt er 2,0 Prozent pro Jahr ist er nach 28 Jahren und zehn Monaten schuldenfrei. Bei einer Tilgung von 1,0 Prozent pro Jahr dauert es 40 Jahre und acht Monate. Je länger die Baufinanzierung läuft, desto mehr Zinsen zahlt der Kreditnehmer.
Nicht alle Kosten, die die Bank für einen Baukredit berechnet, sind im effektiven Jahreszins enthalten. Einige Banken berechnen beispielsweise Bereitstellungszinsen, wenn das Darlehen bewilligt ist, aber nicht abgerufen wird, andere verzichten darauf. Diese Nebenkosten verteuern den Kredit. Wer diese Extras übersieht, schließt möglicherweise ein schlechteres Angebot ab.
Wer ein Haus baut oder eine gekaufte Immobilie saniert, muss immer mit bösen Überraschungen rechnen. Meist liegen die Baukosten höher als ursprünglich veranschlagt. Wenn das Ersparte und der Kredit nicht ausreichen, steht das Projekt auf der Kippe. Baufinanzierer sollten daher Mehrkosten von zehn bis 15 Prozent einplanen.
Viele Bauherren wollen selbst anpacken, um Geld zu sparen. Sie überschätzen oft ihre Fähigkeiten oder ihr Zeitbudget. Wenn dann doch Handwerker ranmüssen, stimmt die Kalkulation nicht mehr. Besser ist es, den Wert der Eigenleistung konservativ anzusetzen.
Baufinanzierungen laufen über 30, 35 Jahre. In dieser Zeit fallen weitere Kosten für die Instandhaltung und Sanierung der Immobilie an. Wer nach Zins und Tilgung sein Budget ausgeschöpft hat, kann die Substanz seiner Immobilie nicht erhalten. Immobilieneigentümer sollten daher pro Jahr mindestens ein Prozent des Immobilienwerts als Rücklage ansparen.
Eine Baufinanzierung ist ein Projekt mit vielen Unbekannten. Schicksalsschläge lassen sich weder einplanen noch vermeiden. Tod oder Berufsunfähigkeit des Hauptverdieners können die Angehörigen in finanzielle Not bringen. Ohne ausreichenden Versicherungsschutz, muss die Immobilie unter Umständen zwangsversteigert werden. Sinnvoll sind Risikolebensversicherungen und Berufsunfähigkeitsversicherungen.
Banken haben kein Interesse daran, bei sinkenden Marktzinsen, ihre eigenen Konditionen nach unten anzupassen. Wer nicht rechtzeitig umschuldet, zahlt für die Anschlussfinanzierung wahrscheinlich zu hohe Zinsen. Baufinanzierer sollten sich spätestens sechs Monate vor Auslaufen der Zinsbindung nach einer Anschlussfinanzierung umschauen. Dabei sollten sie auch Angebote von anderen Banken als nur von der Hausbank einholen.
Viele Kinder bekommen schon bei der Geburt einen Bausparvertrag. Sie sollen sich damit später ein eigenes Heim finanzieren. Wer allein auf Bausparen setzt, zahlt jedoch am Ende zu viel für seine Baufinanzierung. Meist sind Bankkredite günstiger. Das liegt an der ungünstigen Kombination aus unattraktivem Sparzins und niedrigem Bauzins. Besser ist es, in Eigenregie anzusparen und damit den Eigenkapitalanteil erhöhen.
Wer eine Immobilie finanziert, kann neben der klassischen Finanzierung über Bankkredit oder Bauspardarlehen auch eine Lebensversicherung zur Tilgung einsetzen. Der Bauherr spart dabei in eine Lebensversicherung und zahlt Zinsen für das Baudarlehen. Später tilgt das Guthaben aus der Lebensversicherung den Kredit. Risiko: Oft ist das Guthaben aus der Police zu klein. Es bleibt eine Restschuld, die der Immobilieneigentümer abstottern muss. Besser ist es, auf tilgungsfreie Darlehen ganz zu verzichten.
Eine Marktstudie der FMH-Finanzberatung für "Handelsblatt Online" zeigt: In vielen Fällen lohnt es für Sparer, die auf einen Kredit verzichten eher, ihr Geld unter das Kopfkissen zu legen als in einen Bausparvertrag einzuzahlen. Denn sie müssen in der Ansparphase oft mit negativen Renditen rechnen (siehe: Tabelle auf der letzten Seite des Artikels).
Bei einer Bausparsumme von 100.000 Euro und einer üblichen monatlichen Sparrate von 300 Euro kann ein Bausparkunde trotz eines Zinses von 0,25 Prozent nach einer Ansparphase von sieben Jahren bei Bausparkassen mit hohen Vertriebskosten eine tatsächliche Rendite von Minus 1,12 Prozent einfahren.
Der Grund für dieses Verlustgeschäft des Kunden sind neben den Minizinsen, die viele Bausparkassen derzeit offerieren die hohen Kosten für den Vertrieb. „Bei den meisten Tarifen sind die Abschlussgebühren höher als die Zinserträge bis zur Zuteilung des Bausparvertrags“, sagt Niels Nauhauser, Abteilungsleiter Altersvorsorge, Banken, Kredite bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Die niedrigen Anlagezinsen sorgen also dafür, dass die Rendite bis zur Zuteilung meist negativ ist“.
Bis zu 1,6 Prozent der Bausparsumme gehen an den Vertrieb. Die FMH-Analyse zeigt: In 13 von 31 untersuchten Tarifen wird eine Spitzen-Abschlussprovision von bis zu 1,6 Prozent fällig. Bei den restlichen Tarifen geht immer noch ein Prozent an den Vertrieb.
„Nicht bezifferbare, emotionale Rendite“
Geradezu kümmerlich wirken sich dagegen die Sparzinsen aus. Bei vier der untersuchten 31 Tarife liegt der Guthabenzins bei 0,1 Prozent, bei zehn weiteren exklusive Bonus bei 0,25 Prozent. Einige Tarife sind noch mit einem Bonus ausgestattet, der aber entweder an stark steigende Umlaufrenditen gekoppelt oder mit anderen harten Bedingungen ausgestattet ist.
„Das Ergebnis ist alarmierend, die Mehrzahl der Sparer dürfte bei einer Ansparphase von sieben Jahren negative Renditen erzielen“, sagt Max Hebst, Inhaber der FMH-Finanzberatung. Auch bei einer zehnjährigen Sparphase gibt es bei sehr vielen Tarifen negative Renditen.
Die Bausparkassen werben unverdrossen für ihr Traditionsprodukt. Neben der Absicherung der Kreditzinsen seien die Verträge zur Eigenkapitalbildung für spätere Immobilienprojekte wichtig. Inwieweit bei den aktuellen Guthabenzinsen durch die Abschlussgebühr in der Sparphase eine negative Rendite entstehe, hänge vom konkreten Tarif und dem individuellen Sparverhalten ab, erklärt Andreas Zehnder, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Privaten Bausparkassen.
Teure Fallen in der Baufinanzierung
Wenn eine Bank Top-Konditionen anbietet, stürzen sich die Kunden geradezu auf das Angebot. Vor allem Kreditvermittler leiten in einem solchen Falle die Kunden scharenweise an Banken mit Niedrigzins-Offerten weiter. Manche Banken können diesen Ansturm nicht bewältigen. In Einzelfällen können die Bearbeitungszeiten dann vier bis acht Wochen dauern. Branchenkenner berichten, dass sich einige Banken dann angesichts der hohen Antragszahl Kunden mit guten Risiken herauspicken und einen Rest pauschal ablehnen. Kunden, die schon kurz vor Baubeginn stehen oder Kaufpreiszahlung schon ansteht, sind dann gezwungen, auf die Schnelle eine andere Finanzierung zu finden oder einen höheren Zinssatz zu akzeptieren. Bei verspäteter Zahlung werden für den Käufer oder Bauherren Vertragsstrafen fällig.
Viele Banken bieten bei der Finanzierung neben dem Kredit einen Bausparvertrag an, vor allem Sparkassen und Volksbanken neigen dazu. Entweder es wird der Bausparvertrag gleich als Tilgungsersatz eingearbeitet, zur späteren Zinssicherung separat abgeschlossen oder für eine spätere Renovierung vorgesehen. Während die Vorsorge für eine Renovierungsvorsorge bis zu einem Volumen von 20.000 Euro noch akzeptabel ist, haben die anderen Varianten Nachteile. Die Finanzberatung FMH berechnete den Grenzzins, ab wann die Finanzierung mit Bausparverträgen lohnt. Erst wenn der Bankzins beim Anschlussdarlehen bei mehr als 7,5 Prozent, im Einzelfall sogar bei mehr als 11,5 Prozent liege, würde sich das Bausparmodell lohnen. Einen derartigen Zinsanstieg erwarten aber nur Pessimisten.
Fast jeder Bauherr denkt, dass sein Bankberater über seine Finanzierung entscheiden könnte. Doch heutzutage werden Kredite nicht mehr in der Filiale abgewickelt, sondern zentral bearbeitet. Wenn sich der Banker mit seiner Zusage zu weit aus dem Fenster gelehnt hat, hat der Kunde keine Verhandlungsbasis, weil sich der Berater auf die Entscheidung der Kreditabteilung rausredet und er selber keine Befugnis hat, den Kredit doch zu vergeben. Kulanz und gute Kundenbeziehungen nützen in solchen Fällen in der Regel nichts.
Ebenfalls unangenehm kann es werden, wenn der Zahlungstermin ansteht und die Kreditvergabe plötzlich mit Zinsaufschlägen versehen wird, von denen bei der Antragstellung nicht die Rede war. Aus Zeitgründen wird dann oft auf ein Angebot bei einer anderen Bank verzichtet. Unfair ist es auch, wenn die Kreditzusage an die Besparung eines Bausparvertrages gekoppelt wird. So maximiert der Banker Ertrag und Provision. Kunden sollten solche Offerten ablehnen und zu einem anderen Institut wechseln.
Viele Baugeld-Vermittler setzen ihre Kunden unter Druck und verlangen beispielsweise die Annahme eines Angebots binnen einer kurzen Frist. Andernfalls würde die Offerte wieder zurückgenommen. Ein reiner Vertriebstrick, wie etwa Max Herbst von der Finanzberatung FMH meint. Denn das Angebot des Vermittlers ist sowohl für die Bank wie auch für die Kunden immer unverbindlich. Erst wenn die Bank ihre Offerte schickt, gibt es ein konkretes Angebot. Da die Annahme des Vermittlerangebotes nicht rechtsverbindlich ist, ist auch eine Unterschrift nicht tragisch. Man sollte sich durch derartiges Vermittlerverhalten nicht abschrecken lassen und getrost weitere Angebote einholen.
Viele Hausbanken präsentieren ihren Kunden zunächst ein Angebot zu einem durchschnittlichen Zins. Der Banker ist auch gar nicht traurig, wenn sich der Bauherr bei Vermittlern und Direktbanken ein besseres Angebot einholen wird. Auf Anraten seines Beraters solle er aber vor einem Abschluss dort das Angebot ihm nochmals vorlegen, denn es sei nicht ausgeschlossen, dass er nochmals nachbessern könne. Ein solches Vorgehen zeugt nicht gerade von einer guten Geschäftsbeziehung. So handeln vor allem Banken, die ihren Kunden auch in Zukunft tendenziell immer zuerst zweitklassige Produkte anbieten. In einem solchen Fall sollten die Kunden das Institut lieber wechseln und bei einer anderen Bank nachverhandeln. Prinzipiell gilt: Kunden sollten immer das bestmögliche Angebot erwarten dürfen.
„Einer negativen Rendite steht jedoch in jedem Fall eine positive emotionale Rendite gegenüber: eine höhere Kalkulationssicherheit“, erklärt Zehnder. „Dieser Vorteil mag nicht bezifferbar sein“, so der Verbandschef. „Aber es gibt ihn – und er ist doch seit jeher das eigentliche Motiv für den Abschluss eines Bausparvertrags“.
Trotz allem guten Spargewissens: In Zeiten niedriger Zinsen geraten die hohen Abschlussprovisionen in die Kritik. „Verbraucher können und sollten von ihrem Recht Gebrauch machen, die Höhe der Provision zu verhandeln, schließlich ist eine dem Preis angemessene Leistung des Beraters keine Selbstverständlichkeit“, sagt Verbraucherschützer Nauhauser.
Im Dezember vergangenen Jahres änderte die Finanzaufsicht Bafin ihre Vorgaben an die Bausparkassen. "Handelsblatt Online" berichtete darüber exklusiv. Seitdem können Vermittler ihre Provisionen mit den Bausparern teilen. „Mehr Wettbewerb um Leistungen und Preise würde der Branche, die auch mit schlechter Beratung heute noch Geld verdienen kann, wirklich guttun“, sagt Nauhauser. „Eine Teilung der Provision könnte in einer Ansparphase von sieben Jahren bei einer Bausparsumme von 100.000 Euro einen Zinsvorteil von bis zu 0,4 Prozentpunkten bringen“, erklärt Herbst.
Verbraucherschützer stellt die Grundsatzfrage
Aber die Bausparkassen mauern. Sein Verband hätte für die Bafin-Entscheidung „keine Notwendigkeit gesehen“, erklärt Nothaft. Das grundsätzliche Verbot sei jetzt zwar aufgehoben. Die Tür wäre aber nur ein klein wenig geöffnet. Denn die Bafin erklärte, dass in jedem Fall die Tragfähigkeit der Bausparverträge zu gewährleisten ist. „Wir gehen davon aus, dass die Bausparkassen auf die Abschlussgebühr nicht verzichten werden“, sagt Nothaft.
Vermittler, die ihre Provision teilweise an die Bausparkunden weitergeben wollen, müssten damit rechnen, dass sie dafür von den Bausparkassen keinen Ausgleich bekommen und dies auf eigene Kosten bestreiten dürfen. „Der Vollständigkeit halber sei darauf hingewiesen, dass die Kunden diesen Vorteil versteuern müssten“, sagt Nothaft.
Vermittler erklären stattdessen, dass die Bausparkassen die Vermittlerverträge kündigen, wenn ein Vermittler seine Provision en teilt. Hintergrund: Viele Bausparkassen untersagen eine Provisionsabgabe in Ihren Vermittlerverträgen. „Die Bausparkassen schützen Ihr Heer von Bausparvertretern“, erklärt ein Vermittler, der nicht namentlich genannte werden möchte. „Warum sollte die Tragfähigkeit des Systems gestört werden, wenn jemand von seinem Einkommen etwas abgibt – egal an wen?“
Nicht nur wegen hohen Abschlussgebühren und Negativrenditen stehen die Bausparkassen derzeit in der Kritik. Bausparkassen in Deutschland kündigen seit einigen Jahren Verträge, deren Guthaben die vereinbarte Bausparsumme erreicht hat. Während die hochverzinsten Altverträge für Sparer eine lukrative Angelegenheit sind, weil andere Geldanlagen wie Tagesgelder oder Festgeld inzwischen kaum noch Zinsen bringen, empfinden die Bausparkassen die für sie teuren Altverträge zunehmend als Last.
Wann sollte man keinen Bausparvertrag abschließen?
Wenn der Banker beim Finanzierungsgespräch einen Bausparvertrag empfiehlt, um das spätere Anschlussdarlehen mit einem Bausparvertrag zu finanzieren. Denn: Würden die notwendigen Bausparraten in die erhöhte Tilgung das Bankdarlehens fließen, müsste der Zins des Anschlussdarlehens nach zehn Jahren meist bis auf acht Prozent und mehr steigen, damit sich der Bausparvertrag lohnen würde. Nur wer solche hohen Anschlusszinsen erwartet, ist mit einem zusätzlich besparten Bausparvertrag auf der sicheren Seite.
Wenn man innerhalb von zwei oder drei Jahren über den zugeteilten Bausparvertrag verfügen möchte. Dann würde die Rückzahlungsrate so hoch ausfallen, dass man diese Rate kaum tragen kann. Bankdarlehen mit hohen Zinsen sollten schnell und Bausparverträge mit niedrigen Zinsen sollten eigentlich langsam getilgt werden.
Wenn der Banker oder Vertreter keinen Zahlungsplan für die gesamte angedachte Laufzeit des Bausparvertrages liefert und/oder keinen gesamten Effektivzins für Bauspar- und Bankdarlehen nennt. Ein Beispiel zeigt, warum: Das Bankdarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung hat einen Effektivzins von 3,87 Prozent, das Bauspardarlehen einen Effektivzins von 3,78 Prozent. Wer nun vermutet, der gesamte Effektivzins läge bei 3,82 Prozent, der irrt. Tatsächlich ergibt sich ein gesamter Effektivzins von 4,39 Prozent, wenn das Bankdarlehen nach zehn Jahren mit dem Bausparvertrag abgelösten werden soll. Der Grund für die Diskrepanz zwischen Annahme und Realität sind die niedrigen Guthabenzinsen in der Ansparphase.
Ein Bausparvertrag eignet sich hervorragend zum Ansparen von Eigenkapital für ein späteres Bauvorhaben oder zur Bildung von Renovierungsrücklagen. Wer jedoch erst zum Zeitpunkt der Finanzierung einen Bausparvertrag abschließt, und damit später die Bankhypothek ablösen will, zahlt in aller Regel drauf. Quelle: FMH-Finanzberatung e.K.
Der Vorstand der LBS Bayern, Franz Wirnhier, sagte etwa der Illustrierten „Capital“, seine Bausparkasse werde auch weiterhin „konsequent Altverträge kündigen“, wenn der Zweck des Bausparens nicht mehr verfolgt werde. Der Bausparvertrag sei „kein Anlageprodukt zur Rendite-Optimierung“, sondern es gehe darum, Menschen Wohneigentum zu ermöglichen. Sinn des Bausparens sei es nicht, „Anlegern ohne Finanzierungsabsicht zeitlich unbegrenzt Dauervorteile zu ermöglichen“, betonte Wirnhier. Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen bat die Bundesregierung bereits die Fiananzaufsicht Bafin, die Auswirkungen der Niedrigzinsphase bei den Bausparkassen zu überprüfen.
Und so stellen Verbrauchervertreter die Grundsatzfrage. „Niemand kann seriös sagen, dass der Abschluss eines Bausparvertrages „sich lohnt“, weder zur Geldanlage noch zur Finanzierung“, sagt Nauhauser. Denn niemand würde heute schon wissen, wie das Zinsniveau in sieben Jahren sein werde. „Wenn das Bausparen zur Geldanlage für Verbraucher besonders rentabel wird, dann wird es für die Bausparkassen zum Minusgeschäft“, erklärt Nauhauser. „Aktuell demonstriert die Branche mit ihren Kündigungswellen ja eindrücklich, dass ihr jegliche Mittel recht sind, um solche Rendite-Verträge loszuwerden“.
Bausparen | ||||||
Wann Bausparer negative Renditen einfahren | ||||||
In vielen Fällen müssen Bausparer in der Ansparphase mit negativen Renditen rechnen. Das zeigen die Beispiel-Berechnungen der FMH-Finanzberatung für eine Bausparsumme von 100.000 Euro für eine übliche Regelsparrate von 3 bis 4 Promille der Bausparsumme. Der Grund liegt in einer Kombination aus niedrigen Zinsen und hohen Vertriebskosten. Der Vermittler erhält meist die volle Abschlussgebühr zwischen einem und 1,6 Prozent der Bausparsumme als Provision. Von 79 untersuchten Tarifen bieten 72 Tarife einen Zins von einem Prozent oder weniger an. 19 Tarife bieten zusätzlich einen Bonus an. Solche Boni sind aber nicht immer für jeden Bausparer einfach zu erreichen. | ||||||
Renditen für eine Ansparphase von sieben Jahren, Abschlussgebühr: 1% der Bausparsumme (für verschiedene Sparraten, Zinssätze) | ||||||
Sparrate | Guthabenzins in % | Abschlussgebühr | Summe der Einzahlungen | Zinsgutschrift nach 7 Jahren | Kontostand | Rendite in % |
300 € | 0,25 | 1.000 € | 25.200 € | 224 € | 24.424 € | -0,88 |
400 € | 0,25 | 1.000 € | 33.600 € | 299 € | 32.899 € | -0,60 |
300 € | 0,50 | 1.000 € | 25.200 € | 450 € | 24.650 € | -0,62 |
400 € | 0,50 | 1.000 € | 33.600 € | 601 € | 33.201 € | -0,34 |
300 € | 0,75 | 1.000 € | 25.200 € | 679 € | 24.879 € | -0,36 |
400 € | 0,75 | 1.000 € | 33.600 € | 905 € | 33.505 € | -0,08 |
300 € | 1,00 | 1.000 € | 25.200 € | 909 € | 25.109 € | -0,10 |
400 € | 1,00 | 1.000 € | 33.600 € | 1.213 € | 33.813 € | 0,18 |
400 € | 0,25 | 1.600 € | 33.600 € | 299 € | 32.299 € | -1,12 |
Renditen für eine Ansparphase von sieben Jahren, Abschlussgebühr: 1% der Bausparsumme (für verschiedene Sparraten, Zinssätze) | ||||||
400 € | 0,50 | 1.600 € | 33.600 € | 601 € | 32.601 € | -0,85 |
400 € | 0,75 | 1.600 € | 33.600 € | 905 € | 32.905 € | -0,59 |
400 € | 1,00 | 1.600 € | 33.600 € | 1.213 € | 33.213 € | -0,33 |
400 € | 1,25 | 1.600 € | 33.600 € | 1.523 € | 33.523 € | -0,07 |
Renditen für eine Ansparphase von zehn Jahren, Abschlussgebühr: 1% der Bausparsumme (für verschiedene Sparraten, Zinssätze) | ||||||
Sparrate | Guthabenzins in % | Abschlussgebühr | Summe der Einzahlungen | Zinsgutschrift nach 10 Jahren | Kontostand | Rendite in % |
300 € | 0,25 | 1.000 € | 36.000 € | 457 € | 35.457 € | -0,30 |
400 € | 0,25 | 1.000 € | 48.000 € | 609 € | 47.609 € | -0,16 |
300 € | 0,50 | 1.000 € | 36.000 € | 921 € | 35.921 € | -0,04 |
400 € | 0,50 | 1.000 € | 48.000 € | 1.227 € | 48.227 € | 0,09 |
300 € | 0,75 | 1.000 € | 36.000 € | 1.391 € | 36.391 € | 0,21 |
400 € | 0,75 | 1.000 € | 48.000 € | 1.855 € | 48.855 € | 0,35 |
300 € | 1,00 | 1.000 € | 36.000 € | 1.868 € | 36.868 € | 0,47 |
400 € | 1,00 | 1.000 € | 48.000 € | 2.491 € | 49.491 € | 0,61 |
Renditen für eine Ansparphase von zehn Jahren, Abschlussgebühr: 1,6% der Bausparsumme (für verschiedene Sparraten, Zinssätze) | ||||||
400 € | 0,25 | 1.600 € | 48.000 € | 609 € | 47.009 € | -0,41 |
400 € | 0,50 | 1.600 € | 48.000 € | 1.227 € | 47.627 € | -0,15 |
400 € | 0,75 | 1.600 € | 48.000 € | 1.855 € | 48.255 € | 0,10 |
400 € | 1,00 | 1.600 € | 48.000 € | 2.491 € | 48.891 € | 0,36 |
400 € | 1,25 | 1.600 € | 48.000 € | 3.136 € | 49.536 € | 0,62 |
Quelle: FMH-Finanzberatung. Stand: 17. März 2015. |