Erhebung zum Häusermarkt Neubauten teurer, Bestandspreise stagnieren

Eine neue Immobilien-Erhebung zeigt: Während die Preise für Neubauwohnungen weiter steigen, stagnieren die Preise im Bestand. Und wer außerhalb von Schwarmstädten kauft, muss sich auf deutliche Wertverluste einstellen.

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Wer außerhalb gefragter Wohnlagen kauft, riskiert Wertverluste. Quelle: dpa

Düsseldorf „Lage, Lage und nochmals Lage“: Darauf sollte man beim Immobilienkauf achten, lautet ein abgedroschener Rat. Thilo Wiegand, Vorstandschef der Immobilienfinanzierungs-Plattform Europace, wiederholt ihn dennoch. Er äußert eine Sorge angesichts des Immobilienbooms der letzten Jahre: Potenzielle Haus- und Wohnungskäufer könnten glauben, dass die Preise überall so stark steigen, wie die Durchschnittsdaten für Eigentumswohnungen und neue Ein- und Zweifamilienhäuser nahelegen.

Deren Preise kletterten im Jahresverlauf bis Juli 2017 um 6,8 beziehungsweise 9,3 Prozent. Das sind hohe Steigerungsraten, wenn sie auch etwas unter den Zahlen aus Mai und Juni liegen. Eine Immobilienklasse verzeichnet jedoch kaum noch Preiszuwächse: Bei den Ein- und Zweifamilienhäuser im Bestand stand nur noch ein winziges Plus von 0,66 Prozent. Die Preise für Gebraucht-Immobilien stagnieren also. Im Monat Juni waren sie im Jahresvergleich sogar zurückgegangen.

Der sogenannte EPX-Index von Europace umfasse bundesweite Daten, stellt Firmenchef Wiegand klar. „Regional sind die Preisentwicklungen natürlich sehr unterschiedlich“, sagt er. Wiegand empfiehlt Kaufwilligen „sich genau zu überlegen, ob sie in einer Region mit Bevölkerungsrückgang bauen oder kaufen sollten“. Mit dieser Warnung steht er nicht allein.

Am Montag hatte bereits das Wirtschaftsforschungsinstitut IW vor einem Überangebot an Einfamilienhäusern in ländlichen Landkreisen gewarnt. Dort seien mehr als doppelt so viele Einfamilienhäuser wie nötig gebaut worden.

Viele Gemeinden haben in den letzten Jahren große Neubaugebiete an den Ortsrändern ausgewiesen. Diese Bauplätze sind viel günstiger zu haben, als diejenigen in prosperierenden Großstädten. Letztere wiederum haben schon lange Mühe, überhaupt noch Bauplätze für Einfamilienhäuser auszuweisen: Eigentumswohnungen in mehrgeschossigen Häusern verbrauchen weniger Fläche, mit ihnen können beliebte Städte besser gegen die wachsende Wohnungsknappheit vorgehen.

Aber nicht einmal in den von Ökonomen wegen ihres hohen Zuzugs als „Schwarmstädte“ bezeichneten Metropolen können Immobilienkäufer auf weiter rasant steigende Preise hoffen.

Vor einem Monat warnten zum Beispiel die Marktforscher von Empirica, dass Kaufpreise und Mieten auch dort nicht mehr so stark wachsen werden wie in den letzten Jahren. Ihre Begründung: Das Wohnungsangebot werde weiter steigen und bald die steigende Nachfrage decken, auch, weil der Zuzug aus dem Ausland geringer werde und der Binnenzuzug nachlasse. So stellt etwa Empirca-Vorstand Reiner Braun für Berlin schon seit einer Weile fest, dass von hohen Preisen genervte Berliner ins preisgünstige Umland ausweichen, also in der Nähe der Schwarmstadt bleiben.

Haus- und Wohnungskäufer, die außerhalb des Einzugsgebiets der Schwarmstädte investiert haben, könnte es dagegen böse erwischen – vor allem, wenn die Zinsen klettern und die deutsche Wirtschaft nicht mehr so stark wächst wie aktuell. In unbeliebten Gegenden drohen Leerstände – und damit sinkende Mieten und Preise.

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