Folgen des Brexit Frankfurt bekommt 20 neue Wohn-Türme

In Deutschlands Bankenmetropole steigt der Nachfragedruck nach Wohnungen: Die Hälfte aller aus London abwandernden Finanzjobs könnte nach Frankfurt verlegt werden. Ein gutes Geschäft für Investoren.

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Allein 2017 sind die Angebotspreise für Eigentumswohnungen im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen, sagt das Analyse-Unternehmen Bulwiengesa. Quelle: dpa

Frankfurt Die Preise für neue Eigentumswohnungen in Frankfurt haben inzwischen ein so hohes Niveau erreicht, dass sich für Projektentwickler der Bau von Wohn-Hochhäusern lohnt und immer mehr solcher Türme in der Stadt entstehen. Das geht aus einer Einschätzung des Analyse-Unternehmens Bulwiengesa hervor.

Allein 2017 sind die Angebotspreise demnach im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Insgesamt acht Wohn-Hochhäuser seien seit 2014 in der Stadt fertiggestellt worden. Bis 2022 könnten noch einmal 20 hinzukommen. Fünf würden sich derzeit im Bau befinden, weitere 15 seien geplant.

„Die Kosten für den Bau von Wolkenkratzern sind etwa doppelt so hoch wie beim normalen Geschosswohnungsbau“, sagte Sven Carstensen, Frankfurter Niederlassungsleiter bei Bulwiengesa, in einem Interview mit Bloomberg. „Da benötigt man auch entsprechend höhere Einnahmen.“

Den Anstieg der Preise erklärt er vor allem mit dem hohen Nachfragedruck. Anders als andere Metropolen biete Frankfurt wenige freie Grundstücke. Das gelte besonders in der Innenstadt. Wolkenkratzer seien die Antwort. Eine Rolle dürfte auch der Austritt Großbritanniens aus der EU spielen. „Durch die vielen erwarteten Brexit-Zuzügler dürften die neuen Hochhauswohnungen auch benötigt werden“, sagt Carstensen.

Über die Zahl der Banker, die nach Frankfurt kommen werden, gibt es bisher nur Prognosen. „Wir erwarten, dass mindestens die Hälfte der aus London abwandernden Finanzjobs nach Frankfurt verlegt wird. Dies entspricht über einen Zeitraum von mehreren Jahren mindestens 8.000 Mitarbeitern“, sagte Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud Ende August.

Eines der neuen Wohn-Hochhäuser in Frankfurt ist der Grand Tower mit 51 Geschossen, der seit Anfang 2016 gebaut wird und der 2019 fertig sein soll. „90 Prozent der Eigentumswohnungen sind mittlerweile an eine deutsche und internationale Klientel verkauft“, berichtete Jürgen Blankenberg, Geschäftsführer der GSP Städtebau aus Berlin, die hinter der Immobilie steht, gegenüber Bloomberg. Nach Angaben des Unternehmens handelt es sich mit 172 Metern derzeit um das höchste Wohngebäude in Deutschland in Planung. Frankfurt dränge sich als Standort für den Turm geradezu auf - „auch wegen der hervorragenden Infrastruktur für eine internationale Käufergruppe“.

Insgesamt entstehen in diesem Jahr die meisten neuen Eigentumswohnungen in der Frankfurter Innenstadt: 24 Projekte mit rund 2.200 Wohnungen sind hier im Gange. Die GSP Städtebau nimmt den Markt einmal pro Jahr in einer Studie genauer unter die Lupe.

Der gewichtete Durchschnittspreis bei neuen Eigentumswohnungen liegt den Daten zufolge bei rund 6.190 Euro pro Quadratmeter. Die Preise schwanken stark. Weiterhin auf Rekord befinde sich die Innenstadt. Dort sei inzwischen die Marke von 7.000 Euro erreicht. Etwas erschwinglicher ist offenbar der Westen Frankfurts. Hier sind Steigerungen auf gut 4.000 Euro zu verzeichnen, berichtet Bulwiengesa.

Neu sind Hochhäuser für Frankfurt nicht. Im Büro-Bereich dominieren sie bereits seit langem das Stadtbild. Doch nun werden sie verstärkt auch für Wohnungen gebaut. Carstensen: „Es gibt somit wenig Akzeptanzprobleme - sowohl von der Verwaltung als auch von der Stadtgesellschaft“.

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