Hintergrund Immobilienwerte peppen MDax auf

Der MDax bietet mehr als nur Aktien von Anlagen- oder Maschinenbauern: Sechs von 50 MDax-Titeln kommen aus der Immobilienbranche – und es könnten noch mehr werden. Experten freuen sich über die neue Vielfalt.

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Kurstafel der Deutschen Börse in Frankfurt: Im MDax tummeln sich immer mehr Immobilien-Konzerne. Quelle: dpa

Frankfurt Der als Industrie-Index bekannte MDax hat längst mehr zu bieten als klassische Anlagen- und Maschinenbauer: Mit dem Aufstieg des Börsenneulings LEG rückt Ende Juni bereits der sechste Immobilienkonzern in den Nebenwerteindex vor. Für Markt-Experte Klaus Stabel von ICF ist das ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Entwicklung: „Die Preise für Häuser und Wohnungen sind die Höhe gegangen und entsprechend haben auch Immobilienwerte stark aufgewertet.“

Schon ohne die LEG machen Immobilienwerte von der Gewichtung her mehr als sieben Prozent des 50 Werte umfassenden MDax aus. Für LBBW-Index-Experte Uwe Streich ist dies eine positive Entwicklung. „Anders als der Solar-Hype im TecDax sind Immobilien keine Mode-Erscheinung, sondern sogar eher als Stabilisator für den Index zu sehen.“ Durch den Boom in der Solarbranche hatten es bis 2007 immer mehr Unternehmen in den Technologieindex geschafft, so dass sie in der Spitze rund ein Drittel des TecDax ausmachten. Es folgte die Krise für diesen Industriezweig und viele Unternehmen gerieten in Schieflage. Im TecDax gehalten haben sich nur SMA Solar.

Eine vergleichbare Entwicklung droht den Immo-Werten im MDax laut Streich nicht. „Immobilien sind in der Regel eine Anker-Branche.“ Die zuletzt wegen finanzieller Probleme in die Schlagzeilen geratene IVG sieht er als Ausnahme an. „Schwarze Schafe gibt es überall“, sagt der Experte. IVG hatte sich in der Finanzkrise mit teuren Projektentwicklungen verhoben. Der einstige MDax-Wert schreibt wegen immer neuer Abwertungen Verluste und kämpft um seine Existenz. Per Ende Juni fliegt IVG sogar aus dem Kleinwerteindex SDax. Die Aktie kostet derzeit noch 33 Cent. Zu den Hochzeiten im Jahr 2007 wurden die IVG-Papiere zu knapp 35 Euro gehandelt.

Vor der LEG hatten sich schon Deutsche Wohnen, GSW Immobilien, TAG Immobilien, Gagfah sowie der Shopping-Mall-Investor Deutsche Euroshop in die zweite Börsenliga unterhalb des Dax vorgearbeitet. Bald könnte sich mit der Deutschen Annington ein weiterer Wert zu ihnen gesellen. Sollte sich Deutschlands größter Wohnungskonzern wie erwartet aufs Parkett trauen, wäre auch dieser ein MDax-Kandidat, sagt Stabel. Insider erwarten die Erstnotiz Anfang Juli.

Die steigende Präsenz von Immobilienwerten könnte den MDax sogar für einen breiteren Investorenpool attraktiver machen. Einer Studie von Ernst & Young Real Estate zufolge wollen etliche Versicherer ihre Anlagen in Immobilien erhöhen. Angesichts der niedrigen Zinsen erwirtschaften sie mit ihrer traditionell auf Anleihen ausgerichteten Anlagestrategie zu wenig Rendite und suchen nach Alternativen.

Trotz des steigenden Anteils von Immobilienwerten wird der MDax aber ein Industrie-Index bleiben, sind die Experten überzeugt. „Der Kern des MDax ist weiter im Industrie- und Maschinenbausektor angesiedelt. Die Unternehmen sind zwar nicht ganz so groß wie die Blue-Chips im Dax, aber in ihrer Nische sind sie oft Weltmarktführer, und außerdem sehr gut vernetzt in Asien“, sagt Streich. Reine Industriewerte wie der Anlagenbauer Gea oder Triebwerkshersteller MTU Aero Engines machen immerhin gut ein Viertel des Index aus. Chemie- und Pharmawerte kommen auf knapp 15 Prozent, Finanzwerte auf fünf Prozent.

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