Der Aufwärtstrend lockt immer mehr Anleger an. "Seit etwa zwei Jahren weichen Investoren von Berlin nach Leipzig aus", sagt Axel von Saldern von der Immoinvest Vertriebs GmbH. Denn die nur eine ICE-Stunde von Berlin entfernte Messestadt bietet trotz deutlich gestiegener Preise Renditen, von denen Investoren in den Metropolen nur noch träumen können: "Ein solides Mehrfamilienhaus wird in der Regel für das 16- bis 18-Fache der Jahresmiete verkauft", sagt Aengevelt-Experte Baderschneider. Dies entspricht einer Bruttorendite von rund sechs Prozent.
In Leipzig sind nicht nur die Renditen besonders hoch. Der Markt tickt auch anders. Während andernorts kleine Wohnungen bis hin zu Microapartments Investoren anziehen, empfehlen Leipzig-Kenner privaten Kapitalanlegern, größere Wohnungen zu kaufen. "Wir haben in der Stadt einen Mangel an für Familien geeigneten Wohnungen", begründet Markus Kolbe, Makler bei Postbank Immobilien. Dieses Manko entstand, weil in den neunziger Jahren vor allem kleinere Einheiten auf den Markt kamen, die sich gut an Kapitalanleger verkaufen ließen.
Heute sind institutionelle Investoren sogar wieder bereit, Geld in den Bau von Mietwohnungen zu stecken. "Im Neubau lässt sich mittlerweile eine Miete von rund zehn Euro pro Quadratmeter erzielen", begründet dies Nils Olov Boback, Geschäftsführer des Immobilienkonzerns NCC Deutschland. Sogar mit bis zu zwölf Euro rechnet Christoph Gröner, Chef der CG Gruppe, die im Lauf dieses Jahres das LKG Carré im Graphischen Viertel mit 335 Wohnungen fertigstellen wird. Die Nachfrage seitens potenzieller Mieter ist groß: "Wir vermieten die Wohnungen vom Plan weg", freut sich Gröner.
Die Schlusslichter der regionalen Wohnungsmärkte 2015
Stadt: Coburg
Bundesland: Bayern
Gesamtscoring: 29,98
Scoring Sozioökonomische Daten: 62,28
Scoring Strukturrisiko: 45,9
Scoring Liquiditätsrisiko: 2,90
Scoring Standortpotenzial: 13,26
Stadt: Siegen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Gesamtscoring: 27,48
Scoring Sozioökonomische Daten: 41,12
Scoring Strukturrisiko: 33,2
Scoring Liquiditätsrisiko: 28,99
Scoring Standortpotenzial: 13,62
Stadt: Detmold
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Gesamtscoring: 27,33
Scoring Sozioökonomische Daten: 33,80
Scoring Strukturrisiko: 33,5
Scoring Liquiditätsrisiko: 21,74
Scoring Standortpotenzial: 22,39
Stadt: Remscheid
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Gesamtscoring: 18,84
Scoring Sozioökonomische Daten: 23,33
Scoring Strukturrisiko: 11,3
Scoring Liquiditätsrisiko: 28,99
Scoring Standortpotenzial: 14,13
Stadt: Herne
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Gesamtscoring: 17,09
Scoring Sozioökonomische Daten: 0,00
Scoring Strukturrisiko: 23,3
Scoring Liquiditätsrisiko: 28,99
Scoring Standortpotenzial: 18,99
Platz: 40
Stadt: Karlsruhe
Bundesland: Baden-Württemberg
Gesamtscoring: 45,44
Scoring Sozioökonomische Daten: 67,86
Scoring Strukturrisiko: 55,8
Scoring Liquiditätsrisiko: 2,90
Scoring Standortpotenzial: 47,83
Quelle: Catella Research - Wohnungsmarktranking Deutschland 2015
Teilscoring | Gewichtung | Faktoren | Was wird untersucht? |
Sozio- ökonomische Daten | 25% | - Einwohnerentwicklung 2000-2014 - Kaufkraft - Arbeitslosenquote - EZH Umsatzkennziffer - EZH Kaufkraftindex - Zentralitätskennziffer - Entwicklung SVP Beschäftigte 2010-2013 | - Leistungsfähigkeit einer Stadt und ihre Bedeutung für das Umland - Nachfrage und ökonomische Leistungsfähigkeit der angesiedelten Haushalte |
Struktur- risiko | 20% | - Quote SVP Beschäftigte/ Einwohner - Betroffenheit vom Strukturwandel - Risiko durch Verschiebung im Teilmarkt - Hochschul-/ Universitätsstadt - Lage im Ballungszentrum | - künftige Einwohnerentwicklung - zukünftiges Potenzial/die zukünftige Attraktivität des Wohnstandorts |
Liquiditäts- risiko | 20% | - Liquiditätsrisiko/ Marktliquidität | - das vorhandene Angebot von Investitionsmöglichkeiten am jeweiligen Standort |
Standort- potenzial | 35% | - Mietbelastung vs. Einkommen - Bevölkerungsentwicklung bis 2030 - Wettbewerb/ Grad der Neubautätigkeit - Differenz Mietzinsniveau des Standorts und des durchschnittlichen Mietzins der untersuchten Städte | - Einflussfaktoren, welche die zukünftige Entwicklung des jeweiligen Wohnungsmarktes bedingen |
Allerdings sind solche Mieten keineswegs die Regel: Nach den Erhebungen von VDP Research beträgt die Durchschnittsmiete lediglich 5,50 Euro pro Quadratmeter. Auch der mittlere Preis von Eigentumswohnungen liegt mit lediglich 1.660 Euro pro Quadratmeter weit unter den Werten der anderen in dieser Serie untersuchten Städte. Manche Beobachter beurteilen den Leipziger Wohnungsmarkt denn auch skeptisch: In einem Ranking von 70 deutschen Städten, das das Beratungsunternehmen Catella gerade vorgelegt hat, schafft es Leipzig nur auf den 50. Platz - weit hinter den anderen ostdeutschen Standorten Potsdam, Erfurt, Dresden und Rostock. Einer der Gründe dafür: Obwohl mit Porsche, BMW und DHL große Unternehmen nach Leipzig gekommen sind, ist jeder zehnte Leipziger arbeitslos.
"Die weitere Entwicklung der Stadt hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, Arbeitsplätze zu schaffen und so die jungen Leute in der Stadt zu halten", ist die Politikerin Dubrau deshalb überzeugt. Immobilienunternehmer Ricco Klein blickt jedenfalls optimistisch in die Zukunft: Von den 23 Wohnungen des ersten Bauabschnitts seiner König-Albert-Residenz sind innerhalb von acht Wochen 20 verkauft worden.