Wohnungsmarkt Studentenwohnungen und WGs werden künftig noch teurer

Lange Warteliste für Plätze in Studentenwohnheimen, teure WG-Zimmer: Am Wohnungsdrama der Studenten wird sich auch 2019 nichts ändern.

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Ein Plakat mit dem Schriftzug „Hier entstehen 241 Studentenwohnungen ...“ hängt vor einer Studentenwohnanlage in Mecklenburg-Vorpommern. Quelle: dpa

Düsseldorf „Es ist gar nicht so leicht, rechtzeitig zu Semesterbeginn ein geeignetes und preiswertes Zimmer in Hamburg zu finden“, informiert das Studierendenwerk Hamburg auf seiner Internetseite. Die Botschaft dahinter: Studenten, kümmert euch frühzeitig um eine Unterkunft, wenn ihr eure akademische Laufbahn in Hamburg beginnen wollt.

4220 Wohnungen in 24 Anlagen hat die Einrichtung zu Monatsmieten zu bieten, die sich zwischen 250 Euro für möblierte Standardzimmer und 355 Euro für Neubauten bewegen. Schnäppchenpreise im Vergleich zu dem, was Wohngemeinschaftszimmer in der Hansestadt kosten. Die gehen bei 380 Euro los und wer im oberen Preissegment sucht, landet bei einem halben Tausender, hat die auf Wohnimmobilien spezialisierte Marktforschungsgesellschaft Empirica festgestellt.

Den meisten Erstsemestern in Hamburg wird nichts anderes übrig bleiben, als sich ein teureres Ein-Zimmer-Apartment oder WG-Zimmer zu nehmen. Denn die Warteliste der Bewerber für einen Platz im Studentenwohnheim ist lang. Aktuell stehen 735 Studenten auf der Liste, zu Beginn des Wintersemesters 2017/18 waren es noch 400 mehr gewesen.

Ob ein Bewerber einen Wohnheimplatz bekommt, bevor ihm das Geld für Jugendherberge oder Hostel ausgeht, ist nicht kalkulierbar. Denn viele Erstsemester bewerben sich für einen Wohnraumplatz bevor sie den Studienplatz haben, sodass manche auch noch abspringen.

Hamburg ist nur ein Beispiel, das für nahezu jede deutsche Universitätsstadt stehen kann. Ob WG-Zimmer oder Ein-Zimmer-Studentenapartment, besser wird die Situation vorläufig nicht werden. Denn im Segment der Ein-Zimmer-Wohnungen mit günstigen Mieten fehlen laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung in den 77 deutschen Großstädten etwa 1,4 Millionen Einheiten.

Michael Voigtländer, Immobilienexperte des Wirtschaftsforschungsinstituts IW Köln, geht deshalb davon aus, dass Studierende in diesem und dem nächsten Jahr nochmals höhere Mieten zahlen müssen. Zum Wintersemester 2017/2018 studierten in Deutschland nach amtlichen Zahlen rund 2,9 Millionen Menschen.

Die Daten zum Sommersemester liegen noch nicht vor. Zumindest die Zahl der Studienanfänger ist im Sommersemester in der Regel geringer als im Wintersemester. Erst ab 2020 werden nach Voigtländers Ansicht die Studentenzahlen zurückgehen.
Doch eine Situation wird sich auch dann nicht ändern: „Es gibt eine große Konkurrenz um Ein-Zimmer-Wohnungen“, sagt Voigtländer und zählt junge Auszubildende sowie temporär in einer Stadt arbeitende Fachkräfte auf.

Doch nicht nur niedrigere Studentenzahlen könnten den Markt für Ein-Zimmer-Wohnungen ab 2020 beruhigen. Voigtländer hat hochgerechnet, dass auch die Zahl der jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren in Deutschland von rund 6,3 Millionen ab dem übernächsten Jahr bis 2025 auf 5,8 Millionen sinken wird.

Zurück zum Ausgangspunkt Sommersemester 2018. An dem zählt Hamburg nach der Empirica-Studie mit einer mittleren Monatsmiete von 434 Euro für ein beheiztes WG-Zimmer zu den fünf teuersten Wohnstädten für Studenten in Deutschland. Ganz oben steht München mit 550 Euro.

Für ganz Deutschland hat Empirica auf Basis von Mietinseraten eine mittlere Miete von 372 Euro errechnet, was einem Plus von acht Prozent gegenüber dem vergangenen Sommersemester und einer Verteuerung von 30 Prozent gegenüber dem Sommersemester 2012 entspricht.

Manchem ausländischen Studenten erscheint das günstig. München ist zwar für deutsche Verhältnisse extrem teuer, aber immer noch viel billiger als London, Paris und Mailand. Dort werden für Studentenbuden im Mittel 716, 700 beziehungsweise 683 Euro im Monat fällig, hat die International Campus, ein kommerzieller Studentenhausbetreiber, ermittelt.

Dass in Deutschland auch noch die Studiengebühren sehr viel geringer sind als in vielen anderen westlichen Ländern macht den Studienaufenthalt hierzulande noch beliebter. In Berlin und München kommen bereits mehr als 30 Prozent der Studenten aus dem Ausland.

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